Denkmale in der Stadt Willich

Lfd.-Nr. 159

 

Standort:

Grenzweg 76, D 47877  Willich - Anrath

GPS:

5115' 43,4" N   06o 26' 06,5" O

Zuständigkeit:

Nachbarschaft

Baujahr:

1935

Tag der Eintragung als Denkmal

5. November 2003

Quellenhinweis:

Beschreibung der Denkmalbehörde

 

 

 

 

St. Konrad Kapelle in Anrath

Denkmalbeschreibung:

Beschreibung:

Es handelt sich um einen eingeschossigen Backsteinbau mit weiß geschlämmten Außenwänden, auf längsrechteckigem Grundriss und von einem Satteldach mit kleinem Dachreiter überfangen. Der Bau ist nicht exakt geostet, sondern entlang der gerade verlaufenden neuen Niers nach Südosten gerichtet. Über dem gerade schließenden Chor ist das Dach abgewalmt. 1955/ 56 ist im Westen seitlich versetzt, jedoch in gleicher Ausrichtung ein „Versammlungsraum“ mit Eingang angebaut worden, der sich mit flacherer Dachneigung und angepasster Formensprache der eigentlichen Kapelle unterordnet (ein ursprünglicher, kleinerer Eingangsvorbau musste dafür weichen). Kapelle und Versammlungsraum werden ringsum von rundbogigen oder runden Fenstern belichtet; lediglich der Chorschluss ist als vollständig geschlossene Wand ausgebildet. Drei eng gestellte und bunt verglaste Rundbogenfenster sowie ein kleines Rundfenster im Giebeldreieck darüber akzentuieren die Giebelwand der Kapelle. Im freien Giebel des Anbaus korrespondieren damit zwei Rundfenster, die ein Kreuz in ihre Mitte nehmen. Der kleine Dachreiter über der Kapelle trägt eine Glocke. Der segmentbogige Eingang mit zweiflügeliger Holztür befindet sich auf der zum Grenzweg gerichteten Längsseite des Anbaus, unmittelbar im Winkel mit der Kapelle, in die man somit erst über einen kleinen Vorraum gelangt. Der einschiffige Gemeinderaum besitzt eine annähernd quadratische Grundfläche. Der eingezogene Chorraum öffnet sich ihm gegenüber mit einem Korbbogen; links und rechts des Chors vervollständigen kleine Annexräume den Baukubus. Ungewöhnlich ist die Deckengestaltung, deren Mittelteil von geputzten seitlichen Randpartien einmal nach oben gestuft und als sichtbare Balkendecke ausgeführt ist. Darunter überspannen drei Ankerbalken mit Sinnsprüchen den Raum auf gesamter Breite („Preiset den Herren, Wälder Flur Feld“ / „Preiset den Herren, Sonne Wetter Wind „Im Kreuz ist Heil Leben Auferstehung“; Entwurf: Hans Tack). Wie diese zur ursprünglichen Ausstattung gehört die dreiteilige Farbfenstergruppe in der Westwand, das künstlerisch wohl bedeutendste Ausstattungsstück nach einem Entwurf von Peter Hecker: „Um den bartlosen jungen Christus in mittleren Fenster scharen sich rechts und links ein Siedler- Ehepaar. Christus steht inmitten der Nieslandschaft. Häuser und Felder, Menschen und Tiere segnend“ (Pfarrchronik, S. 14). Zur Vorkriegsausstattung, welche den Zeitumständen und dem Charakter der Kapelle gemäß relativ einfach gehalten wurde, zählen ferner ein Gemälde des Hl. Konrad von Ferdinand Schule aus Stuhlingen (Öl auf Holz, 1937) sowie 14 Kreuzwegstationen (1940, Kikartz, Wittlar).

Auf Konsolen an den Längswänden rahmen optisch eine Figur des Hl. Konrad und eine Fatima- Madonna aus den 1950er Jahren den Triumphbogen des Chores.

Der Chorraum wurde gemäß dem zweiten Vatikanum in den 1960er Jahren mit von der Wand abgerücktem Altar neu gestaltet.

Als kirchlicher Mittelpunkt der Siedlung am Grenzweg („Nierssiedlung“) ist die Konradskapelle bedeutend für Willich. Anders als die Siedlung als Ganzes und die einzelnen Wohnhäuser besitzt sie heute noch die schlichte Formensprache der Ursprungszeit, ein handwerklich geprägten Traditionalismus. Dieser ist in hohem Maße kennzeichnend für das Bauen in den 1930er Jahren und insbesondere für die typisierten Bauten in den Siedlungen jener Zeit. Aus den genannten wissenschaftlichen, hier architektur- oder ortsgeschichtlichen Gründen besteht an der Erhaltung und Nutzung der Kapelle ein öffentliches Interesse. Gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz Nordrhein-Westfalen handelt es sich daher um ein Baudenkmal.