Denkmale in der Stadt Willich

Lfd.-Nr. 102

 

Standort:

Zum Löhrhof 1 + 1a, D 47877  Willich

GPS:

5115' 26,5" N   06o 32' 01,1" O

Zuständigkeit:

Privat

Baujahr:

16. Jahrhundert, 1712

Tag der Eintragung als Denkmal

15. April 1991

Text - Fortschreibung 26. Januar 2010

Quellenhinweis:

Beschreibung der Denkmalbehörde

 

 

Löhrhof in Willich

Rückseitige Fachwerkansicht

Reste alter Stallungen

Denkmalbeschreibung

Neuer Eintragungstext nach Fortschreibung 26.01.2010

Mehrteilige Hofanlage südwestlich von Willich, heute inmitten des Baugebietes Wekeln gelegen.

Die Hofstelle ist urkundlich mindestens seit dem 17. Jh. belegt, vermutlich aber älter. Sie war zumindest in neuerer Zeit bis zur Säkularisation immer in geistlichem Besitz, zuletzt wie der Mönchhof in Münchheide im Besitz der Abtei Kamp.

Auf der Tranchotkarte Anf. d. 19. Jh. ist der Löhrhof als mehrteiliger Haufenhof, zum Teil noch wasserumwehrt dargestellt. Durch langjährigen Leerstand und durchgreifende Umbaumaßnahmen Ende d. 20. / Anf. d. 21. Jh. wurde der überkommene historische Baubestand stark verändert.

Hauptbestandteil der Hofanlage ist ein ehemaliges Wohnstallhaus, im Kern eine Fachwerkkonstruktion mit Backsteinausfachungen bzw. -vorsatzwänden. Auf einem Schwellenholz im Giebelbereich des Wohnhauses ist die Jahreszahl 1712 eingekerbt. Am feldseitig ausgerichteten Wohnteil mit fachwerksichtigem Giebel ist eine Abseite nachträglich im OG aufgestockt. Der Eingang in den Wohnteil befindet sich am Mittelhaus.

Das Wohnstallhaus zählt zu den größten Hallenhäusern des Kreisgebietes. Beim Durchbau Ende des 20. Jhs. konnte wenig mehr als das hölzerne Grundgerüst erhalten bleiben, welches nun als substanzieller Hauptträger des Denkmalwertes anzusehen ist. Die Außenwände, im 20. Jh. teilweise mit Zementputz versehen, mussten aufgrund bautechnischer Schäden großenteils neu aufgemauert werden.

Erhaltenswert am Haupthaus ist neben dem Fachwerkgerüst v.a. das charakteristische äußere Erscheinungsbild des gelagerten Baukörpers mit prägenden, seitlich abgeschleppten und ursprünglich geschlossenen Dachflächen und unterschiedlichen Giebelformen an Wohn- und Stallteil. Von den Öffnungen ist v.a. auf die ehem. Hofeinfahrt Wert zu legen, welche die ursprüngliche, bautypspezifische Nutzungsverteilung erkennen lässt. Denkmalpflegerisches Interesse richtet sich ferner auf die Verwendung historisch angemessener Materialien für Wand- und Dachflächen sowie den Erhalt der historischen Verteilung und Größe der Öffnungen.

Eine wohl ebenfalls noch aus dem 18. Jh. stammende Fachwerkscheune (südliche Hofseite) ist 1992 abgebrannt und abgeräumt worden. Eine weitere jüngere Scheune (westliche Hofseite) wurde 2005 wegen Baufälligkeit beseitigt. An beiden Seiten schließen neue Reihenwohnhäuser an annähernd selber Stelle die Anlage. Erhalten sind ein kleiner Backstein-Pferdestall aus dem Jahr 1913 und zwei Mauerpfeiler seitlich der Hofeinfahrt, ebenfalls aus Backstein, teilweise quaderimitierend verputzt mit Natursteinabdeckung mit Resten von Steinfiguren, wohl noch 17. Jh., möglicherweise aus anderem Zusammenhang. Die nach außen geschlossenen Wand- und Dachflächen des Pferdestalls sowie die beiden Torpfeiler geben der nördlichen Zufahrtsseite ein historisches Gepräge.

Nach den Substanzverlusten der letzten Jahrzehnte umfasst das Baudenkmal Löhrhof noch das ehem. Wohnstallhaus, Pferdestall und Torpfeiler. Sie überliefern eine wahrscheinlich bis in das Mittelalter zurückreichende, bedeutende Hofstelle der Großen Honschaft bei Willich und markieren inmitten den Neubaugebietes Wekeln einen historischen Ort. Denkmalpflegerisches Anliegen bei der Hinzufügung von Neubauten war es daher, die Grundrissfigur einer vierseitig geschlossenen Hofanlage fortzuführen und die Neubauten bezüglich Kubatur und Höhe dem Wohnstallhaus weitgehend unterzuordnen.

Aus den oben beschriebenen Gründen ist der Löhrshof bedeutend für Willich. An Erhaltung und Nutzung der genannten Bauteile (ehem. Wohnstallhaus, Pferdestall, Torpfeiler) besteht aus wissenschaftlichen, hier ortsgeschichtlichen Gründen ein öffentliches Interesse.

Quellen und Literatur:

Hans Kaiser: Die Willicher Honschaften. In: Heimatbuch des Kreises Kempen-Krefeld 1972, S. 137-147. - Hans Kaiser: Die Höfe der Willicher Honschaften. In: Heimatbuch des Kreises Kempen-Krefeld 1972, S. 147-150. - Hans Kaiser: Der Willicher Borgerhof. In: Heimatbuch des Kreises Kempen-Krefeld 1974, S. 218-232. - Ulrich Stevens: Denkmäler in Willich. In: Geschichte der Stadt Willich. Willich 2003, S. 835-869, hier S. 848.

Objektakte des LVR-Amtes für Denkmalpflege.