Denkmale in der Stadt Viersen

Lfd. - Nr. 7

 

Standort:

Vennbruch 35, D 41749 Viersen - Süchteln - Hagen

GPS:

5117' 20,2" N   06o 24' 21,9" O

Zuständigkeit:

Privat

Baujahr:

1638

Tag der Eintragung als Denkmal

11. Januar 1985

Quellenhinweis:

Beschreibung der Denkmalbehörde

 

 

 

 

Kirschhof in Süchteln - Hagen

Denkmalbeschreibung:

Außerhalb Süchtelns im Hagener Bruch liegt abseits der Straßen der früher von einem Wassergraben umzogene Kirschhof. Er gehört zum Typ des Niederrheinischen Hallenhauses mit 3-geteiltem Grundriss.

Nach einer im Querbalken über dem großen Hoftor des südlichen Stallgiebels, heute teils verwitterten aber überlieferten Inschrift ist das Gebäude 16(3)8 errichtet worden. Es ist in Ständerbauweise (Eichenholzkonstruktion) erbaut. Fünf Ständerpaare tragen das Krüppelwahndach mit Aufschieblingen. Die Giebel schützen erneuerte Simsdächer.

Die Ausmaße der Grundfläche des Gebäudes betragen ca. 19,50 m in der Länge und ca. 12,70 m in der Breite. Die Ständer sind im Rhythmus von ca. 2,00 x 2,00 m (diese beiden Gefache bilden die große Kammer), 4,50 m (hier wird die Wohnküche mit Kamin mit einem Zusatzgebinde, das nur Deckenhöhe erreicht, zusätzlich gestützt) sowie im Stalltrakt 2,00 x 3,50 m und knapp 4,00 m angelegt. Das Mittelschiff ist ca. 6,00 m breit und das Kerngefüge dort mehr als 6,00 m hoch.

Die Fachwerkaußenwände sind mit Feldbrandsteinen ausgemauert. Die Gefache der Innenwände sind fast alle in Lehmflechtwerk ausgeführt. Unterhalb des Fachwerks lagen dünne kleine Schwellen. Das Fachwerk ist bis in Türhöhe in geringen Abständen mit zahlreichen bohlenförmigen Riegeln versehen.

Alle Böden waren bis zur Renovierung noch lehmgestampft. Nur in der Wohnküche vor dem Kamin ist der erhaltene Fußboden gepflastert mit hochkant gelegten Backsteinen, die Quadrate bilden. Diese sind mit kleinen Flusskieseln ausgefüllt.

Das innere Gefüge des Gebäudes ist nahezu vollständig erhalten. Die Kopfstreben sind zum Teil kreuzförmig ausgeschnitten. Im Wohnteil sind die Sturzriegel über den Türen kielbogenförmig ausgebildet.

Die Raumaufteilung wurde bei der sorgfältigen Renovierung (1971-74) im wesentlichen belassen.

Ursprünglich gehörten 3 Gefache zum Stallteil. Hier befand sich in der rechten Abseite der Kuhstall mit einer breiten niedrigen Tür ins Freie, die heute noch durch die doppelt gelegten Türstürze im äußeren Fachwerk des Stallgiebels erkenntlich sind. Eine Tür verband Stall und Futterdeele, während heute die seitliche Tür an der Längsaußenwand neu eingefügt ist. Auf der anderen Seite der Futterdeele lag der Pferdestall, der ursprünglich neben der Tür von der Deele aus auch eine schmale Stalltür nach draußen besaß. An den Pferdestall schlössen sich 2 Kammern für Pferdeknechte an. Von jeder Kammer führte jeweils eine Tür zur Deele.

Von der Futterdeele aus führt eine schmale Mitteltür in die Wohnküche. Sie wird beherrscht von einem Doppelkamin, dessen rückwärtiger Kamin die große Kammer beheizte. Der Schormantel des Kamins in der Wohnküche ist noch erhalten. Die im unteren Teil konkave Kaminmauer ist dort noch mit glasierten Fliesen besetzt, deren Musterung aus je zwei Viertelkreisen besteht, so dass jeweils 4 Fliesen einen Kreis im Muster bilden, der von den Viertelkreisen der angrenzenden Fliesen angeschnitten wird. Der Backofen neben der Feuerstelle wurde vermutlich später eingebaut.

Belichtet wird die Wohnküche durch Fenster der in der linken Abseite liegenden Lucht. Nach Osten führt ein schmaler Gang von der Wohnküche durch die Abseite ins Freie. Daneben lag früher die Wasch- und Spülküche, da dort vor dem Haus sich ursprünglich auch ein Ziehbrunnen befand. Von der Spülküche führten einige Stufen hinab in den halb eingetieften, früher Backstein gepflasterten Gewölbekeller, über dem die Obkamer lag.

Auf das große Fach mit der Wohnküche folgen noch zwei kleine Fache, die im Mittelschiff die erwähnte große Kammer enthält. Die linke Abseite dort öffnet sich heute zur großen Kammer hin und ist heute mit einer Tür nach draußen verbunden. Auf einer Karte von 1660 eingezeichnet trägt der Hof wohl nach dem damaligen Besitzer bereits seinen Namen. Er wurde am 9. Mai 1876 von Peter Mollen an den Weber Andreas Hellengrath verkauft, der eine Knechtskammer in eine Webkammer umnutzte. Vermutlich wurden damals die ursprünglichen Fachwerkaußenwände mit Feldbrandsteinen ausgemauert. Die Arbeit als Weber verlangte eine größere Lichtzufuhr und so vergrößerte der Weber die vermutlich 15 kleinen quadratischen Fenster, die in der Lucht in 5 Reihen lagen, zu einem größeren Fenster und brach zusätzlich die erwähnte Tür nach draußen. Auch die Fensteröffnungen im Nordgiebel wurden vergrößert, wie auch die anderen Fensteröffnungen an den Längsseiten.

Der Kirschhof repräsentiert im Viersener Raum früh den Typ des niederrheinischen Hallenhauses mit 3-geteiltem Mittelschiff, der ebenso wie der 2-geteilte Typ des Hallenhauses baugeschichtlich aus dem Rauchhaus mit hallenartigem Mittelschiff hervorgegangen ist. An ihm kann die Entwicklungsgeschichte der niederrheinischen Bauernhausarchitektur aufgezeigt werden.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, volkskundlichen und siedlungstopografischen Gründen liegt die Erhaltung und die Nutzung des Kirschhofs gem. § 2 (1) Denkmalschutzgesetz im öffentlichen Interesse.