Denkmale in der Stadt Viersen |
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Lfd. - Nr. 519 |
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Standort: Bismarckstraße 13, D 41751 Viersen GPS: 51o 15' 45,7" N 06o 23' 01,1" O Zuständigkeit: Privat Baujahr: 1924-25/1982 Tag der Eintragung als Denkmal 1. Dezember 2015 Quellenhinweis: Beschreibung der Denkmalbehörde
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Wohnhaus Josef Abrahams
Denkmalbeschreibung: Geschichte Die Bismarckstraße verläuft zwischen der Süchtelner Straße im Osten und der Hohe-Buschstraße im Westen. Bis zum Jahre 1933 hieß sie Florastraße. Von der Süchtelner Straße kommend wurde zunächst die rechte Seite bebaut, überwiegend mit freistehenden Wohnhäusern gehobenen Anspruchs; die linksseitige Bebauung ist demnach jünger. Beschreibung Der vertikale Zug des relativ schmalen Baukörpers wird kontrastiert durch zwei umlaufende, stark vorkragende Gesimse, die kräftige, weiß gestrichene Horizontallinien ausbilden und ein zeittypisches kubisches Element zufügen. Der Baukörper ist leicht L-förmig ausgebildet, da auf der Rückseite ein etwas über die Flucht hinausragender Querflügel mit eigenem Satteldach links vor die Flucht tritt. Sein seitlicher Giebel ist asymmetrisch abgeschleppt und mit einem vorstehenden Schornstein versehen. Der Hauseingang befindet sich auf der rechten Traufseite; nach vorne gliedern drei Achsen eng gestellter Fenster die Fassade (im Erdgeschoss, oberhalb der unteren Gesimslinie und mit buntverglasten Oberlichtern), prägendes Merkmal ist hier aber ein über die gesamte Breite des Obergeschosses ausgebildeter „überdeckter Balkon“ (Bauantragszeichnung), seitlich verglast als Windschutz, der in seiner Form als Loggia auch an Liegehallen erinnert: unbestätigter mündlicher Überlieferung nach soll es in der Familie des Bauherren tatsächlich einen Krankheitsfall gegeben haben, der eine hier mögliche Luft- und Sonnentherapie notwendig machte. Die Außenansichten des Hauses weisen typische Merkmale der zeitgenössischen Backsteinarchitektur auf: insbesondere auf der Eingangsseite gestalten flache Vor- und Rücksprünge sowie verschiedene Versatztechniken im Klinkerverband, also aus den Materialeigenschaften gewonnene Formen die Wandflächen; weitere zeittypische Kennzeichen sind abstrahierte Ornamente wie die schlanke horizontale Fenstervergitterung und der Lampenhalter ebenfalls auf der Eingangsseite. Während die nach vorne gerichtete Fassade streng symmetrisch gehalten ist, findet sich an den übrigen Seiten eine „freie“ Verteilung der Öffnungen, die teilweise auch zu akzentsetzenden Gruppen zusammengebunden sind. Fenster und Türen sind ohne abgesetzte Gewände in die Wand eingeschnitten. Die hölzerne Haustür ist wohl original, sie zeigt eine geschlossene Fläche mit lediglich einem schlanken Lanzettfenster in der Mitte. Innen ist der ursprüngliche, charakteristische und die Organisation der Architektur prägende Grundriss im Wesentlichen unverändert erhalten. Das Erdgeschoss ist im Prinzip dreigeteilt, mit je einem definierten Bereich nach vorne (ursprünglich „Empfangszimmer“), nach hinten (ursprünglich zwei Zimmer „Küche“ / „Herrenzimmer“) und dazwischen einem ursprünglich als „Wohndiele“ bezeichneten Bereich und daran seitlich anschließend Vestibül, Treppenhaus und Eingang. Während der vordere und hintere Bereich durch umgebende Mauerflächen mit einzelnen Öffnungen definiert waren, präsentiert sich der mittlere Bereich im Grundriss als eine skelettartige, nach Südwesten großzügig durchfensterte Konstruktion; das Raumbild zeigt, Stützen und Balken entsprechend, eine gliedernde Kassettierung an Wänden und Decken. Der zentrale Wohnbereich erhält so beinah wintergartenähnlichen Charakter. Bemerkenswert ist ferner das „offene“ Treppenhaus, im Obergeschoss in einen umlaufenden Flur mit Brüstungsgeländer mündend. Im vorderen Zimmer (ehemals Empfangszimmer), das mit einer Schiebetür abgetrennt ist, ist noch alter Parkettboden (Fischgrätmuster) erhalten. Im Haus finden sich auch noch weitere alte Zimmertüren. Der Gestaltungsanspruch des Architekten Vossen erstreckte sich auch auf den Garten, für dessen vorderen Bereich zur Straße hin, größer als bei den Nachbarn und daher für besondere Gestaltung disponiert, er im Lageplan eine zeittypische geometrische Anlage in Form eines etwas erhöht abgemauerten rechteckigen Rasenparterres vorsah, was im Wesentlichen erhalten ist. Zur Straße ist das Grundstück mit einer niedrigen, lediglich etwa kniehohen Backsteinmauer eingefriedet. Die Rückseite des Hauses wurde 1982 mit einer Stahl-/Glas-Konstruktion mit prägnantem, asymmetrisch gestaltetem Betonsockel und -wangen (Abgang zum Garten) erweitert und umgestaltet. Diese moderne selbstbewusste Kleinarchitektur findet eine qualitätvolle Balance aus eigenständiger Gestalt und Respekt vor dem Bestand. Bauherr Die Tatsache, dass Josef Abrahams keinen ortsansässigen Architekten, sondern den im hiesigen Raum unbekannten B. Vossen aus Venlo mit der Planung seines Hauses beauftragte, lässt außerdem auf enge (geschäftliche?) Beziehungen in die Niederlande schließen, wie sie typisch für die Region sind. Laut Grundbuch des Amtsgerichts Viersen erfolgte erst 1925 der Verkauf des Grundstückes durch die Stadt Viersen an Josef Abrahams, wohnhaft Grüner Weg 2. Im gleichen Jahr stellte er, auf dem Briefkopf des Geschäftes Peter N. Abrahams, einen Antrag auf Bewilligung einer Hypothek aus dem Aufkommen der Hauszinssteuer. Anfang der 1930er Jahre ist Abrahams offenbar in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten – ein Zusammenhang mit der Weltwirtschaftskrise liegt hier nahe. 1933 erfolgte ein Beschluss zur Zwangsverwaltung des Hauses, 1935 ein Nachlasskonkursverfahren. Am 12. August 1935 ist Hermann Josef Abrahams „nach einer schweren Operation“ gestorben. 1936 wurden Amtsgerichtsdirektor Dr. Ludwig Cohnen und seine Frau Henny Eigentümer des Hauses Bismarckstraße 13. Architekt Denkmalwert Künstlerische und
architekturgeschichtliche Bedeutung Die Bismarckstraße ist dabei gleichsam ein Musterbuch verschiedener stilistischer Ausprägungen zeittypischer Wohnhausarchitektur, wo sich auf engem Raum interessante Stilvergleiche anstellen lassen – hier z.B. zum Haus Bismarckstraße 19, etwa zeitgleich errichtet, aber in ganz anderer, eher deutsch-regionalistischer Haltung. Die moderne Architektur der 1920er Jahre ist zwar bereits seit langem ein wichtiges Thema der Architekturgeschichte, ihre lokalen Ausprägungen zumal abseits der großen Metropolen des Rhein- und Ruhrraums sind jedoch immer noch Gegenstand der Grundlagenermittlung und -forschung. Aktuelle Beispiele mit Niederrhein-Bezug sind entsprechende Studien zu Krefeld (2014) und Hamborn (in Arbeit), wohingegen in Viersen die zusammenfassende Dokumentation der Architektur dieser Zeitstellung noch ein Desiderat ist. Gerade für den unmittelbaren Einfluss der niederländischen Architektur jener Zeit im gesamten Rhein-Ruhr-Raum („Backsteinexpressionismus“) ist das Haus Bismarckstraße 13 ein über Viersen hinaus wichtiges Beispiel. Städtebauliche Bedeutung Als qualitätsvoll gestaltetes Wohnhaus der 1920er Jahre ist das Haus Bismarckstraße 13 einschließlich seiner modernen Erweiterung hinten und dem Vorgartenbereich mit Einfriedigungsmauer bedeutend für Viersen. An Erhaltung und Nutzung besteht aus wissenschaftlichen, hier künstlerischen, architekturgeschichtlichen und städtebaulichen Gründen ein öffentliches Interesse. Es ist daher gemäß § 2 Denkmalschutzgesetz NRW ein Baudenkmal. Quellen/ Literatur
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