Denkmale in der Stadt Viersen |
||
Lfd. - Nr. 516 |
||
Standort: Friedhof an der Arnoldstraße, D 41751 Viersen - Dülken GPS: 51o 15' 43,4" N 06o 19' 44,8" O Zuständigkeit: Privat Baujahr: um 1912 Tag der Eintragung als Denkmal 8. April 2015 Quellenhinweis: Beschreibung der Denkmalbehörde
|
|
Grabstätte der Familie Tonnar
Denkmalbeschreibung: Geschichte Beschreibung In einem Rahmenbau aus schwarzem Granit befindet sich eine lebensgroße Christusfigur aus weißem Marmor. Sie steht frontal ausgerichtet auf einem Sockel aus weißem Marmor, der auf der linken Seite die Inschrift des Künstlers trägt. Christus, der in ein bodenlanges Gewand gehüllt ist, wird mit segnender Gestik dargestellt. Der linke Fuß tritt ein wenig über den Sockel hinaus. Über dem Haupt Christi befindet sich ein Strahlennimbus. Er ist als der Erlöser nach der Christusfigur „Christus Consolator“ von Bertel Thorvaldsen aus dem Jahre 1821 gestaltet; wenn auch in seiner Ausführung etwas schlichter. Jedoch weist er gerade in der Gestaltung des Gesichts mit seinem berühmten Vorbild große Ähnlichkeiten auf. Der Kopf ist leicht nach unten gewandt; die Gesichtszüge sind schmal. Er trägt einen Bart und langes, in der Mitte gescheiteltes Haar. Die Christusfigur ist keine komplett freistehende Statue. Um die Figur herum ist eine Rahmenarchitektur gebaut, bestehend aus einer Fassade mit Spitzgiebel und einer nach innen mehrfach abgestuften Rundbogenöffnung, ähnlich der eines romanischen Archivolten-Portals. Dieser Torbogen kann als Himmelspforte verstanden werden, an der Jesus Christus den Verstorbenen empfängt. Beiderseits des Portals treten Granitpfeiler hervor, die jeweils von einem griechischen Kreuz mit vier gleich lange Armen aus dem gleichen Material bekrönt werden. Christus-Darstellungen sind im Vergleich zu Kreuzen und Engeln seltener zu finden. Am häufigsten findet sich der stehende Christus. Die Gestaltung, der Ausdruck, der Faltenwurf und die Haltung der Hände variieren, je nachdem ob Christus als Erlöser, Mittler und Lehrer oder Leidender am Kreuz gezeigt wird. Mitte Sockel: RUHESTÄTTE DER FAMILIE Stele linke Seite von oben nach unten: FELIX TONNAR PAULINE Stele rechte Seite von oben nach unten: ALPHONS Das Familiengrab, zu dem zehn Grabstellen gehören, wurde 1910 von Felix Tonnar erworben. Nur drei der Grabstellen sind belegt. Die Grabanlage wird von einer niedrigen Hecke eingefasst, in welcher mittig eine steinerne Stufe eingelassen ist. Familie Am 27. Mai 1862 feierte er mit 33 Jahren seine Hochzeit mit seiner fast 11 Jahre jüngeren, aus Dülken stammenden Frau Pauline Forder. Zwischen 1863 und 1882 bekamen die Eheleute Tonnar sieben Kinder; drei Söhne und vier Töchter. Die Familie Tonnar wohnte standesgemäß für eine großbürgerliche, wohlhabende Familie in einem repräsentativen Haus auf der Marktstraße. Das ehemalige Wohnhaus der Familie Tonnar ist heute noch, inzwischen restauriert, an der Marktstraße 22 zu finden und steht seit 1986 unter Denkmalschutz. Der Familiensitz lag in unmittelbarer Nähe der neuen Fabrik, die Tonnar ab 1873 bauen ließ. Nur durch den Garten getrennt, war dies für das 19. Jahrhunderts eine durchaus übliche Erscheinung. Von 1893 bis 1910 war er Stadtverordneter und ab 1881 ein Mitglied des Kirchenvorstandes. Außerdem war er ein Mitglied in der Bau-, Bibliotheks-, Gas- und Wasserwerks-, Schul- und Kirchen- und der Verkehrskommission sowie im Kuratorium der gewerblichen Fortbildungsschule. Felix Tonnar starb am 27. Mai 1912 im Alter von 83 Jahren am Tage seiner Goldhochzeit. Nach dem Tod seines Vaters wurde Alfons Tonnar Chef der Firma. Zu diesem Zeitpunkt war der am 19. April 1863 geborene Alfons schon 49 Jahre alt, Maschinenbauingenieur und seit einiger Zeit für die Firma tätig. Mittlerweile waren die Geschäftsbeziehungen der Firma Tonnar nicht mehr nur auf Deutschland und die nächste Umgebung beschränkt; es wurde auch nach Wien, Lodz, Moskau, Barcelona und Frankreich geliefert. Während des ersten und zweiten Weltkrieges verlagerte sich die Produktion auf die Herstellung von Kriegsgeschossen, auch wenn weiterhin Webstühle gebaut und verkauft wurden. Alfons Tonnar verstarb zwischen den beiden Weltkriegen am 25. Mai 1926 im Alter von nur 63 Jahren. Zwei Jahre später starb auch seine Mutter Pauline. Später übernahm Paul Born, der Schwiegersohn Alfons Tonnars als alleiniger Geschäftsführer die Leitung des Unternehmens, welcher 1970 seinen Sohn Alfons Born in die Firma holte. Alfons Born versuchte durch Veränderung der Firmenstruktur die Liquidität der Firma zu erhöhen und gravierende Mängel zu beheben. Dieser Schritt kam allerdings zu spät; die Firma musste 1977 Konkurs anmelden. Künstler Fassbinder, Köln Der Bildhauer Wilhelm Fassbinder wurde am 20. April 1858 in Köln geboren. Seine Ausbildung bekam er bei seinem Stiefvater, dem Kölner Bildhauer Johann Nothen in dekorativer und figürlicher Bildhauerei; ansonsten war er Autodidakt. Innerhalb kürzester Zeit erlangten seine Arbeiten hohe Qualität und große Anerkennung. Sein Schaffensschwerpunkt lag im Denkmal- und Portraitfach. Durch seine Kaiser- und Kriegerdenkmäler in den preußischen Provinzen Rheinland und Westfalen wurde er überregional bekannt. Solche Denkmäler schuf er in Langerwehe (1897), Dortmund (1903), Euskirchen (1903), Malmedy (1904), Altenkirchen (1905), Bernkastel (1906), Heinsberg (1908), Arzfeld (1908), Dessau (1911), Daun (1911) und Gerolstein (o. Datum). Ein wesentlicher Teil seines Werkes im Bereich der Sepulkralkunst ist auf dem Melaten-Friedhof in Köln zu finden. Dort schuf er 71 Grabmäler mit zum Teil überlebensgroßen Naturstein-Skulpturen und Bronzeapplikationen. Stilistisch sind seine Arbeiten bis etwa 1900 dem Eklektizismus zuzuordnen, danach vorzugsweise der Reformkunst und dem Neoklassizismus. Er war Mitglied des 1890 in Düsseldorf gegründeten „Verein zur Förderung der Bildhauerkunst im Rheinland und in Westfalen“, der sich gegen die Dominanz der Berliner Bildhauer in der Rheinprovinz zu wehren versuchte. Außerdem war er Mitbegründer der „Vereinigung Kölner Bildhauer“ in den späten 1890er Jahren, die die Beteiligung Kölner Bildhauer an der Restaurierung des Kölner Ratsturms und die Erneuerung von dessen Figurenprogramm organisierte. Weiterhin war er Mitglied der „Künstler-Vereinigung deutscher Bildhauer“, im Ausschuss für das „Kölner Haus“ in der Kölner Werksbundausstellung 1914 und Vorsitzender des „Meister-Wilhelm-Bundes“ in Köln. Wilhelm Fassbinder, der mit der Tochter des Rektors der Domschule, Gertrud Hinsen verheiratet war, starb am 10. August 1915 im Alter von nur 57 Jahren unerwartet an einem Schlaganfall. Denkmalwert Die durch die Technisierung und Industrialisierung auch in der Bearbeitung von Grabdenkmälern im Verlauf des 19. Jahrhunderts gegebenen Möglichkeiten zeigen sich zudem in den verwendeten Materialien. Durch Eisenbahnen und Dampfschiffe wurde der Transport von Hartgestein auch aus fernen Regionen und Ländern möglich und brachte eine große Auswahl. Die Christusgestalt spiegelt die Frömmigkeit und Nähe der Familie zur katholischen Kirche wider. Er interpretiert den Glauben an die Erlösung und Auferstehung der Toten. Aus wissenschaftlichen, hier künstlerischen und lokalhistorischen Gründen liegen Erhaltung und Nutzung der Grabanlage der Familie Felix Tonnar gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz im öffentlichen Interesse. Quellen Literatur Josef Abt, Joh. Ralf Beines, Celia Körber-Leupold: „Melaten – Kölner Gräber und Geschichte“; Greven Verlag Köln Josef Abt: „Der Kölner Friedhof Melaten: Begegnung mit Vergangenem u. Vergessenem aus rhein. Geschichte u. Kunst“; Greven Verlag Köln, 1980 K. G. Saur: „Allgemeines Künstler-Lexikon – Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker“ Band 37; Saur, Leipzig 2003 |