Denkmale in der Stadt Viersen |
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Lfd. - Nr. 495 |
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Standort: Kaiserstraße 29, D 41751 Viersen GPS: 51o 15' 33,6" N 06o 22' 56,7" O Zuständigkeit: Privat Baujahr: Scheune 19. Jahrhundert Umbau der Werkstatt 1921 Tag der Eintragung als Denkmal 23. Dezember 2010 Quellenhinweis: Beschreibung der Denkmalbehörde
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Scheune und Werkstatt in Viersen
Denkmalbeschreibung: Geschichte Das Werkstattgebäude
befindet sich etwas außerhalb des heutigen Stadtkerns von Viersen an
der nach West herausführenden Kaiserstraße, einer der ältesten Straßen
im Viersener Stadtgebiet. An der Stelle der heutigen Hausnummern 27 und
29 ist im Einwohnerverzeichnis von 1803 die Familie des Thomas Wilden
verzeichnet, dessen Beruf als Weber angegeben ist. Es wird sich
wahrscheinlich um einen alten Bauernhof gehandelt haben, dessen Besitzer
inzwischen der Hausweberei nachging. Ab 1925 jedoch betreibt hier Carl
Wilden als "Fabrikant" eine Maschinenfabrik, aus der 1950 eine
Zylinderschleiferei Wilden & Co. hervorgegangen ist. Das Anwesen Kaiserstraße
27/29 besteht aus einem an der Straße gelegenen Wohnhaus und mehreren rückwärtigen
Wohn- und Wirtschaftsgebäuden, deren Substanz im Kern augenscheinlich
aus dem 19./ frühen 20. Jahrhundert stammt. Bauherr: Thomas Wilden
(Scheune)/ Carl Wilden (Werkstatt) Architekt: Arthur Lücker (Werkstatt) Beschreibung: Bei dem denkmalwerten Bauteil
handelt sich um ein zweigeschossiges Backsteingebäude mit (teilweise)
Satteldach im hinteren Bereich einer mehrteiligen, über einen längeren
Zeitraum gewachsenen baulichen Anlage. Es steht quer zur
Tiefenerstreckung der Anlage und bildet daher einen räumlichen
Abschluss der historischen Gebäudegruppe. Das Gebäude war als Scheune
ursprünglich wohl eingeschossig, was am Mauerwerk des Giebels und der
Dachform – die Erweiterung wurde flachgedeckt – auch noch zu
erkennen ist. Im Zuge der Umnutzung zu einer Werkstatt erfolgte eine
Aufstockung, und damit auch die Öffnung und Gliederung der Längswände
vorne und hinten in sechs regelmäßige Fensterachsen, welche nach vorne
zur Hofseite allerdings durch Anbauten teils verdeckt bzw. nicht als Öffnung
ausgeführt sind. Außerdem ist dort im Erdgeschoss ein zwei Achsen
breites Eingangstor angebracht. Das herausragende Element des
Baues, welches ihn auch bereits früh zum Fotomotiv innerhalb der Reihe
Viersener Bilderbogen des Vereins für Heimatpflege gemacht hat, sind
die großflächigen hochrechteckigen Rundbogenfenster mit sehr
kleinteiliger Eisensprossung. Im Bogenfeld folgt diese Sprossung auch
der Rundung des Bogens (die sich auch in der Sturzmauerung abbildet),
wodurch sich eine ganz reizvolle Eleganz ergibt. Diese in Bezug auf die
Werkstattnutzung originalen Fenster prägen sowohl die vordere als auch
die rückwärtige Fassade und machen das Besondere des Gebäudes aus. Das zweigeschossige Innere ist weitgehend stützenlos und ungeteilt (flache Decken mit Unterzügen). Abgesehen von diesen grundlegenden konstruktiven Merkmalen sind augenscheinlich keine besonderen erhaltenswerten Ausstattungselemente vorhanden. Denkmalwert: Die Kaiserstraße – benannt
nach der Kaisermühle – ist der alte West-Ost-Weg durch Viersen
(Dorf), entlang des Viersener (oder Dorfer) Baches. Im 16. Jahrhundert
hieß die Straße "in der Kirberstraeten", da sie auf den
"Kirchberg" von St. Remigius führte. An ihr befindet sich
dementsprechend mit die älteste erhaltene Bebauung im Viersener
Ortskern, häufig in "zweiter Reihe" abgerückt von der
ausgebauten Straße. Dabei handelt es sich oft um ursprünglich noch
landwirtschaftliche oder Handwerks- bzw. Kleingewerbe-Baulichkeiten, die
bei genauerem Blick noch einen Eindruck von der vorindustriellen
Struktur des alten Viersen geben. Das LVR-Amt für Denkmalpflege hat die
besondere Bedeutung der Kaiserstraße vor einigen Jahren bereits betont
und ihr sogar denkmalbereich-artige Wertigkeit zuerkannt. Geschichte und
Bedeutung der Kaiserstraße sind darüber hinaus in einem umfangreichen
Buch (Grefkes, 1000 Jahre Kaiserstraße, 1996) dokumentiert. Viele der prägenden alten
Gebäude sind jedoch von der Straße aus kaum erkennbar und/ oder
bereits nennenswert verunstaltet. Ersteres trifft auch auf die Werkstatt
zu, zweiteres hingegen nicht. Im Gegenteil handelt es sich nicht nur um
ein Zeugnis der alten landwirtschaftlichen Prägung an dieser Stelle,
sondern sein Äußeres veranschaulicht darüber hinaus die
charakteristische historische Entwicklung von der Landwirtschaft zu
(bescheidenem) Handwerk und Industrie. Es tut dies in sehr schöner,
qualitätvoller Weise – insbesondere natürlich in Form der Fenster
–, und die beiden historischen Zeitschichten sind zudem frei von störenden
jüngeren Entstellungen, so dass sie geschlossen und als eine Einheit
wahrgenommen werden können. Dies hebt das Gebäude augenfällig aus der
Umgebung heraus und verleiht ihm besondere Wertigkeit. Die anderen Gebäude
auf dem Grundstück sind bereits stärker negativ verändert oder weisen
on vornherein nicht die gleiche Gestaltqualität auf, so dass sich der
Denkmalwert auf die quergelagerte Werkstatt (ohne eingeschossige
Anbauten) beschränkt. Aus den genannten Gründen
ist das Werkstattgebäude Kaiserstraße 29 bedeutend für Viersen. Seine
Erhaltung und Nutzung liegen aus wissenschaftlichen, hier architektur-
und siedlungsgeschichtlichen Gründen im öffentlichen Interesse. Die
Vorgaben des § 2 Denkmalschutzgesetz NW sind somit erfüllt, es handelt
sich um ein Baudenkmal.
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