Denkmale in der Stadt Viersen |
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Lfd. - Nr. 491 |
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Standort: Eichenstraße 3, D 41747 Viersen GPS: 51o 15' 06,0" N 06o 23' 57,8" O Zuständigkeit: Privat Baujahr: 1905 Tag der Eintragung als Denkmal 5. Januar 2010 Quellenhinweis: Beschreibung der Denkmalbehörde
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Wohnhaus in Viersen
Denkmalbeschreibung: Das
Wohnhaus Viersen, Eichenstraße 3 ist Teil einer geschlossenen Zeile von
Anfang des 20. Jahrhunderts errichteten Wohnhäusern. Es wurde 1905
zusammen mit dem Nachbarhaus Eichenstraße 1 zur Ausführung beantragt
durch den Bauunternehmer Peter Anton Spielhofen. Das Bauvorhaben, für
das der Düsseldorfer Architekt Josef Pütz die Pläne zeichnete, wird
jedoch als „Um- und Anbau“ bezeichnet, was darauf schließen lässt,
das dabei ältere Bausubstanz der vorher hier befindlichen Fabriken
(Spinnerei, danach Färberei) einbezogen wurde.
Das
Haus steht traufständig mit großem Zwerchgiebel zur Straße. Seine
Fassade ist verputzt und zeigt über niedrigem Sockel zwei Vollgeschosse
sowie ein Giebelgeschoss im Zwerchhaus. Es besitzt drei Fensterachsen,
in der linken Achse des Obergeschosses befindet sich ein dreiseitig
gebrochener Erker, der gemäß der Bauantragszeichnungen von 1905 als
Unterbau eines Austritts diente. Die Fassade ist abgesehen von flachen
Rahmungen der Öffnungen und einem einfachen Kämpfergesimsband schlicht
und ohne Dekoration. Eine Ausnahme bildet lediglich der asymmetrisch über
den beiden linken Achsen sich erhebende, geschweifte Zwerchhausgiebel,
in dem neben den Eckakroterien und einem großen Thermenfenster, das in
der Manier des Jugendstils knapp über Halbrund hinaus ausgebildet ist,
vor allem eine Fabelwesen-Maske mit betonten Schneidezähnen in der
Giebelspitze auffällt. Das Fenster besitzt in den Bauzeichnungen von
1905 eine auffällige Unterteilung, in die auch die Tür auf den
Austritt integriert war.
Der
Eingang mit alter zweiflügeliger Tür und durchfenstertem Oberlicht
befindet sich über drei Stufen erhöht flach eingenischt in der linken
Achse.
Im
Inneren ist der typische Grundriss bestehend aus einem geraden
seitlichen Flur, der auf die Treppe zuführt, und zwei hintereinander
angeordneten Zimmern unverändert erhalten. Der Flur zeigt einen
zeittypischen Terrazzoboden, den Übergang zum Treppenhaus akzentuiert
ein stuckierter Gurt, der wie der Giebel bandartige Jugendstilornamente
zeigt. Die Holztreppe, gerade zweiläufig mit Wendepodest,
kandelaberartigen Anfängerpfosten und gedrechselten Geländerstäben,
ist vollständig erhalten. Neben den Dielenböden sind noch einige alte
Türen mit zugehörigem, leicht ornamentiertem Gewände vorhanden,
ansonsten hat das Innere seine wandfeste Ausstattung verloren.
Die südliche
Straßenseite des innerstädtischen Teils der Eichenstraße (Hausnummern
1-17) entstand als geschlossene Wohnhauszeile Anfang des 20.
Jahrhunderts. Vorher befanden sich an dieser Stelle zwischen Gereonstraße
und der ehemaligen Bahnlinie (heute Freiheitsstraße) die
Baumwollspinnerei von Theodor Weyer, von der Pläne aus dem Jahr 1855 überliefert
sind, und anschließend die Färberei von Rudolf von der Linde. Letztere
wurde 1883 nach einem Brand von Baumeister J. Cuylen, Viersen großenteils
neu errichtet. In den heute an der Eichenstraße befindlichen Wohnhäusern,
darunter die hier beschriebene Eichenstraße 3, sind wohl vereinzelt
sogar noch Teile der früheren Fabrikgebäude enthalten. Der zur
Gereonstraße hin gelegene Betrieb hatte sich sukzessive nach hinten zur
Bahnstrecke hin erweitert. Der wohl letzte Anbau entstand 1896 auf einem
Gartengelände, das zuvor eigentlich als Teil der Trasse einer entlang
der Bahn geplanten Chaussee vorgesehen war. Kurz darauf scheint die Färberei
ihren Betrieb hier eingestellt zu haben, jedenfalls sind ihre Gebäude
1906 im Besitz von Anton Spielhofen, der an ihrer Stelle an der
Eichenstraße Wohnhäuser errichten ließ: zunächst Eichenstraße 1-3,
1905 als „Um- und Anbau“ durch den Düsseldorfer Architekten Josef Pütz
erbaut, der 1906 auch am anderen Ende des Weges die Wohnhäuser
Eichenstraße 15/17 errichtete.
Die
andere, nördliche Straßenseite entstand etwa gleichzeitig ab 1904. Die
Eichenstraße bildete hier ehemals eine kurze Stichstraße zwischen der
nach Süden aus der Stadt herausführenden Gereonstraße und der
parallel verlaufenden Eisenbahnlinie Gladbach-Krefeld (heute
Freiheitsstraße). Es handelte sich seinerzeit sicher nicht um ein
bevorzugtes Wohngebiet, sondern eher um relativ einfache Kleinwohnungen.
Das Wohnhaus Eichenstraße 3 war sicher ein von Anfang an nicht üppig
ausgestattetes Mietobjekt, das äußerlich ursprünglich mit dem Eckgebäude
Eichenstraße 1 eine gestalterische Einheit als Doppelhaus bildete.
Leider stellt letzteres die einzig grundlegend veränderte Fassade auf
beiden Straßenseiten dar, so dass dieser Zusammenhang heute nur noch
anhand der durchgehenden Geschosslinien zu erahnen ist. Gleichwohl
bildet die zwar schlichte, aber bis auf die Fenster noch recht vollständig
erhaltene Fassade des Wohnhauses Eichenstraße 3 einen wichtigen
Bestandteil innerhalb des geschlossenen Ensembles von zeitgleichen
Mietwohnhäusern an der Eichenstraße. Hinzu kommen die erhaltenen
charakteristischen Elemente des Inneren (Grundriss, Treppenhaus, einige
Türen und Gewände, Böden, Stuckierung im Flur), die trotz nachträglichen
Purifizierungen noch ein anschauliches Bild von den zeitgenössischen
Wohnverhältnissen geben.
In
seiner späthistorischen Geschlossenheit ist dieser Teil der Eichenstraße
ungewöhnlich und bedeutend für Viersen. Das Wohnhaus Eichenstraße 3
ist als im Wesentlichen gut erhaltenes städtisches Wohnungshaus von
1905 und Teil des Ensembles gleichartiger Häuser an der Eichenstraße
bedeutend für Viersen. An seiner Erhaltung und Nutzung besteht aus den
dargelegten wissenschaftlichen, hier architekturgeschichtlichen sowie städtebaulichen
Gründen ein öffentliches Interesse. Es handelt sich daher gemäß § 2
(1) Denkmalschutzgesetz NRW um ein Baudenkmal.
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