Wohnhaus in Viersen
Denkmalbeschreibung:
Das Gebäude Parkstraße 12/Ecke Poststraße
wurde 1892 als „Wohnhaus nebst Flügelbau" für Wilhelm Doussier
errichtet, Teilhaber der Schuhmacherei Von der Straeten & Doussier,
die 1896 die Instandsetzung der ehemaligen Genengerschen
Dachpappenfabrik am Seilerwall für sich beantragte. Planverfasser des
Hauses an der damaligen Bahnhofstraße war der Viersener Bauunternehmer
Martin Küppers. Der Neubau schloss rechts an das bereits fünf Jahre früher
(1887) für den gleichen Bauherren errichtete Wohnhaus Parkstraße 10 an
(Bauleiter: Lenhsen).
1899 wurden im rückwärtigen Hof Waschküche und Lagerräume angebaut.
Das Adressbuch der Stadt Viersen verzeichnet 1930/31 (unter der alten
Adresse Parkstraße 8a) außer der Wohnung von Wilhelm, Michael und Paul
Doussier auch eine Schuhwaren- und Lederhandlung. 1945/46 war vorübergehend
das städtische Gesundheitsamt in dem Haus untergebracht.
Beschreibung
Es handelt sich um ein stattliches zweiteiliges Eckhaus. Der
Haupt-Wohnteil ist dreigeschossig mit 2 Fensterachsen zur Parkstraße,
drei zur Poststraße sowie einer abgeschrägten, von einem spitzen
Zwerchhausgiebel bekrönten Eckachse mit einem doppelgeschossigen Balkon
im ersten und zweiten Obergeschoss. Der an der Poststraße anschließende
Flügelbau ist zweigeschossig und besitzt drei regelmäßige
Fensterachsen. Da es sich nicht um ein Hintergebäude im eigentlichen
Sinne handelt, ist seine Straßenfassade stilistisch der aufwändigen
Putzfassade des Eckgebäudes angeglichen.
Das Erdgeschoss zeigt über gequadertem Sockel kräftigen Bänderputz,
in den die Rechteckfenster und der an der Parkstraße gelegene Eingang
mit profilierten Gewänden eingeschnitten sind. Fenster- und Türrahmen
tragen volutenförmige Keilsteine. Gesimse und Putzbänder trennen die
Geschossebenen bzw. unterteilen die Fassade in Felder und geben dem
hohen Gebäude so gleichzeitig horizontale Lagerung. Die
backsteinverkleideten Obergeschosse werden durch Putzflächen
gegliedert; neben Gesimsen, Bändern und Ecklisenen sind dies vor allem
die ornamentierten Brüstungsfelder unter- und oberhalb der Fenster, die
auffallende, im privaten Wohnhausbau eher ungewöhnliche neugotische
Spitzbogen-, Kielbogen- bzw. Maßwerk-Blendformen zeigen. Dazwischen
sind ferner vegetabile Ornamente aufgebracht, an den Ecklisenen auch üppige
Fruchtgehänge. Ein Kosolenfries trägt das vorkragende Traufgesims, über
dem die abgewalmten Dachflächen erst mit größerem Abstand des
Betrachters optisch in Erscheinung treten (dieser Abstand ist wegen der
vorgelagerten Freifläche allerdings möglich).
Ein prägendes Bauteil ist der doppelgeschossige Balkon auf der abgeschrägten
Hausecke, der auf weit ausschwingenden Volutenkonsolen aufsitzt und im
ersten Obergeschoss gedrungene Säulen besitzt, die den Austritt des
zweiten Obergeschosses tragen. Auch hier zeigen die Brüstungen wieder
(spät-) gotische Formen (Spitzbogenfries, Maßwerk).
Die Fassade des zweigeschossigen „Flügelbaus", dessen
Obergeschoss laut Baugesuch von 1892 in Eisenfachwerk hergestellt werden
sollte, ist der des Eckhauses angepasst. Wegen der untergeordneten
Nutzung und geringeren Geschossigkeit war es im zeitgenössischen Sinne
des hierarchischen Wandaufbaus jedoch zwangsläufig, dass für die
Obergeschossfenster hier die weniger aufwändigen Verdachungen der
Fenster des zweiten Obergeschosses und nicht diejenige der Wohnetage des
Eckhauses übernommen wurde.
Alte Fenster und die originale zweiflügelige Haustür sind erhalten.
Der Hofraum ist zur Poststraße mit einer durch Bänderung gestalterisch
angepassten Mauer geschlossen. Bereits für 1888 ist ein Baugesuch
Doussiers für die Errichtung einer Mauer überliefert, ein weiteres
1897. Das dem Haus Parkstraße 12 zugehörige Teilstück wurde zwar
teilweise 1952 verändert (Toröffnung), ist aber im Zusammenhang mit
der anschließenden Mauer und dem Wohnhaus Poststraße 7, vom gleichen
Bauherrn 1902 errichtet, dennoch von städtebaulicher Bedeutung, da es
wesentlich zur optischen Geschlossenheit des Ensembles beiträgt.
Denkmalwert
Die heutige Parkstraße ist Teil des überwiegend rechtwinkligen Straßenrasters,
das im Viersener Stadtbauplan von 1856/60 angelegt wurde, um das
Wachstum der jungen Stadt planmäßig zu steuern. Ihr früher Name
Bahnhofstraße (1891) verweist auf die einst prominente Lage der Straße
unmittelbar am alten Standort des Bahnhofes und in Nähe des Rathauses
und des projektierten neuen Marktplatzes, der 1905 dann als Stadtgarten
angelegt wurde. 1930 wurde sie in Poststraße, 1933 in Langemarckstraße
und 1946 schließlich in Parkstraße umbenannt. Der Block Parkstraße/Poststraße
entstand dabei etwas früher als der gegenüber liegende, erst nach 1900
ebenfalls von einem einzelnen Bauherrn errichtete Block Burgstraße/Poststraße.
Insgesamt zeichnen sich diese Straßenzüge durch die hohe Zahl gut
erhaltener Bauten der Zeit zwischen 1880 und 1910 aus. Dem
dreigeschossigen Eckgebäude Parkstraße 12 kommt dabei wegen seiner
Lage und wegen seiner aufwändigen Gestaltung in Verbindung mit dem
guten Erhaltungszustand erhebliche städtebauliche Bedeutung zu.
Bei dem Gebäude Parkstraße 12 handelt es sich um ein bis in Details
anschaulich erhaltenes, repräsentatives Wohnhaus vom Ende des 19.
Jahrhunderts in bevorzugter städtebaulicher Lage. Der Bauherr
integrierte ferner die ihm gehörende Schuh- und Lederwarenhandlung in
den Nebengebäuden. Zusammen mit seinen beiden Nachbargebäuden bildet
es inhaltlich und formal ein anschauliches Zeugnis der
Wohnhausarchitektur in Viersen um 1900, das sich zudem in das größere
historische Ensemble seiner unmittelbaren Umgebung - Rathaus und die
zahlreichen weiteren niveauvollen Häuser an Poststraße, Parkstraße
und Burgstraße - einfügt. Es ist daher bedeutend für Viersen. An
seiner Erhaltung und Nutzung besteht aus den dargelegten
wissenschaftlichen, insbesondere architektur- und
stadtentwicklungsgeschichtlichen sowie städtebaulichen Gründen ein öffentliches
Interesse. Es handelt sich daher gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz um
ein Baud