Denkmale in der Stadt Viersen

Lfd. - Nr. 442

 

Standort:

Bismarkstraße 5,  D 41749 Viersen

GPS:

5115' 46,0" N   06o 23' 05,7" O

Zuständigkeit:

Privat

Baujahr:

1925

Tag der Eintragung als Denkmal

6. Mai 2003

Quellenhinweis:

Beschreibung der Denkmalbehörde

 

 

 

 

Wohnhaus in Viersen

        

Denkmalbeschreibung:

Das Doppelwohnhaus Bismarckstraße 5/7 wurde 1925 nach einem Entwurf von Josef Gormanns jun. errichtet. Bauherr war die Firma M. Arnold Hüpkes, das Baugrundstück gehörte 1925 laut Lageplan Heinz Hüpkes, der nach Aussage der heutigen Eigentümer von Bismarckstraße 7 das Haus aber nicht selber bezog. Die rechte Haushälfte Bismarckstraße 5 ist bekannt als Wohnhaus des langjährigen Viersener Stadtbaurates Max Lawaczeck.

Unmittelbar nach Errichtung erhielt die Doppelhaushälfte nach dem Entwurf von Josef Gormanns rückwärtig einen Anbau (Esszimmer/Wintergarten). 1934 wurde nach den Plänen von F.W. Söndgerath eine Einfriedungsmauer zur Straße hin errichtet. Beide Hausteile besitzen ferner seitlich jüngere Garagenanbauten.

Der zweigeschossige, auf querrechteckigem Grundriss breit gelagerte Baukörper mit Walmdach erstreckt sich gemäß der seinerzeit vorgegebenen Baufluchtlinie 5,00 m von der Straße abgerückt, hinter einem kleinen Vorgarten. Ihm vorgelagert ist ein eingeschossiger Vorbau, der nach vorne in vier und seitlich in je einem Rundbogen geöffnet ist und dem Obergeschoss als Austritt dient. Er ist ebenso wie der hohe, bis zur Sohlbank der Erdgeschossfenster reichende Sockel und das umlaufende Sohlbankgesims farbig von der verputzten Wandfläche abgesetzt. Die Dachflächen sind unten leicht abgeschleppt, nach vorne akzentuiert eine breit gelagerte Dachgaube mit eingezogenem spitzen Dreieckgiebel die Hausmitte.

Die beiden Fenster im Erdgeschoss rechts und links neben dem Vorbau sind dreiteilig und annähernd quadratisch im Format, mit kleinen dreieckigen Sturzbetonungen. Hier wie auch bei den übrigen, in der Regel zweiteiligen Fenstern ist die Sprossenteilung in liegende Felder zeittypisch und charakteristisch. Im Obergeschoss sind zwischen den je zwei Fenstern der Haushälften mit Schlagläden in der Mitte zwei schmale Einzelfenster angeordnet, die durch eine durchlaufende Verdachung mit mittiger Dreieckspitze verbunden sind.

Als frei stehendes Haus ist das Gebäude - wie in den zwanziger Jahren inzwischen die Regel - allseitig in der Art der Front durchgestaltet, also vor allem mit Verputz und Anstrich sowie gleichartigen, weitgehend regelmäßig angeordneten Fenstern auch auf der Rückseite.

Unter dem Vorbau, dessen Bögen auf fischgrätartig scharrierten, steinsichtig belassenen Pfeilern ruhen, sind die Hauseingänge angeordnet, begleitet jeweils von einem weiteren Fenster. An den Durchfensterungen der originalen zweiflügeligen Türen sind ebenso wieder Dreieckmotive zu finden wie am niedrigen Brüstungsgitter des Austritts im Obergeschoss.

Die beiden Wohnungsgrundrisse sind spiegelsymmetrisch zueinander entwickelt. Man betritt zunächst eine Diele, von der aus zwei der drei Zimmer des Erdgeschosses sowie über die Treppe das Obergeschoss mit jeweils drei weiteren (Schlaf-) Zimmern erschlossen sind. Die beiden Räume an den Schmalseiten, im Entwurf als Wohn- und Esszimmer vorgesehen, sind untereinander durch einen breiten Durchgang verbunden.

Die rechte Haushälfte Bismarckstraße 5 erhielt 1926 einen rückwärtigen Anbau an die Wohnräume, der als Esszimmer dienen sollte und in jüngerer Zeit zu einem weiteren, wintergartenähnlichen Wohnraum umfunktioniert wurde; zu diesem Zweck wurde seine bis dahin geschlossene Gartenseite durch Fenster und Tür mit angepasster liegender Sprossenteilung geöffnet. Bis dahin bestand die einzige Belichtung dieses Raumes in einem dreiseitig durchfensterten, erkerartigen Vorbau an der rechten Hausseite. Vom anschließenden Wohnraum ist dieser Bauteil durch eine breite Flügeltür mit integrierter Wandverkleidung bzw. -schränken getrennt.

Die Treppen in beiden Haushälften, in der rechten Haushälfte mit etwas aufwändigerem, eckigem Anlaufpfosten und Geländerstäben im Erdgeschoss, ansonsten durchweg mit schlanken gedrechselten Geländerpfosten, sind einläufig parallel zur Firstrichtung platziert, mit in den Raum gedrehten An- und Ausläufen. Im Erdgeschoss führt unter der Treppe ein stichbogenüberfangener Durchgang in die Küche.

Alte Fenster, vereinzelt noch mit innenliegenden Klappläden, und Rahmenfüllungstüren sind erhalten.

Die Firma Martin Arnold Hüpkes, die als Bauherr des Hauses fungierte, wurde 1860 als Holz-, Kohle- und Baustoffhandel in Viersen gegründet. 1899 wurde eine Ziegelei, 1910 ein Plattengeschäft angegliedert. 1960, zu ihrem 100jährigen Jubiläum, amtierte Heinz Hüpkes in vierter Generation als Firmenchef. Hüpkes, geboren am 1. September 1900, ist ortsgeschichtlich bekannt, da er im „Dritten Reich“ verschiedene Funktionen inne hatte (NSKK-Standartenführer, Leiter der Ortsgruppe Viersen-Mitte der NSDAP). In den 1950er Jahren war er Ratsmitglied (SPD). Für Heinz Hüpkes soll das Gebäude Bismarckstraße 5/7 errichtet worden sein, nach Auskunft heutiger Besitzer hat er es aber selbst nie bezogen.

Stadtgeschichtlich bekanntester Bewohner des Hauses Bismarckstraße 5 war der langjährige Stadtbaurat Max Lawaczeck, der von 1932 bis zu seiner Pensionierung 1958 in der Viersener Bauverwaltung tätig war und dabei insbesondere im Wiederaufbau nach 1945 eine prägende Rolle für die Stadt-, Verkehrs- und Neubauplanung Viersens spielte. Außerdem galten u.a. die Kleingärten im Rahser, das Stadion am Hohen Busch, der Umbau der Festhalle und der Rathausneubau von 1951 schon den Zeitgenossen als bedeutende Schwerpunkte von Lawaczecks Arbeit. Bemerkenswert war auch sein Engagement im sozialen Wohnungsbau, den er als führendes Mitglied in mehreren Genossenschaften und Bauvereinen förderte.

Architekturgeschichtlich handelt es sich um ein qualitätvolles Wohnhaus gehobenen Stils in für die Bauzeit Mitte der 1920er Jahre typischer Formensprache. Die Grundform mit Walmdach und dem rundbogigen „Portalbau“ als Würdezeichen ist dabei durchaus traditionalistisch, ist aber mit modernen Elementen wie den horizontalbetonenden, das Erdgeschoss optisch aufhöhenden Sohlbankgesimsen oder den immer wiederkehrenden Dreiecks- bzw. Rautenmotiven angereichert. Auch die breite Lagerung des Baukörpers, die fensterbandartige gleichmäßige Reihung der Fenster und Schlagläden im Obergeschoss und die liegende Sprossenteilung sind typische Gestaltungselemente. Die jeweils Sechszimmer-Wohnungen im Inneren sind nicht überdurchschnittlich groß und traditionell aufgeteilt, mit durch Durchgang verbundenen Wohnräumen im Erdgeschoss, wobei in der Haushälfte Bismarckstraße 5 durch den rückwärtigen Ausbau separate „Herren-“ und „Wohnzimmer“ unterschieden werden konnten.

Die heutige Bismarckstraße bestand als Weg schon Ende des 19. Jahrhunderts, zur Wohnstraße ausgebaut wurde sie aber erst in den 1920er Jahren. Sie verlängerte damit die bereits existierende Florastraße zwischen Süchtelner und Rahserstraße und trug zunächst auch ihren Namen, bevor sie 1933 umbenannt wurde. Der ersten Planungs- und Bauphase, die von 1924 bis 1927 reichte, gehören die Häuser auf der rechten Seite (ungerade Hausnummern) bis Bismarckstraße 15 an, insgesamt neun Wohnhäuser, darunter drei Doppelhäuser. Bauherren waren nach derzeitigem Kenntnisstand überwiegend Unternehmer, was auch in dem bis heute repräsentativen Baubestand zum Ausdruck kam. Die städtebauliche Anlage dieses ursprünglichen Abschnitts mit frei stehenden zweigeschossigen Wohnhäusern sowie annähernd einheitlicher Flucht- und Einfriedungslinie trägt zu diesem Charakter bei. Das Haus ist außen wie innen außergewöhnlich gut erhalten und damit von hohem Zeugniswert sowohl für die gehobene Wohnhausarchitektur der 1920er Jahre als auch innerhalb des wertvollen städtebaulichen Zusammenhangs der Bismarckstraße.

Als qualitätvoll gestaltetes, weitgehend unverändertes Wohnhaus der 1920er Jahre und Bestandteil eines wertvollen städtebaulichen Zusammenhangs ist das Wohnhaus Bismarckstraße 5, rechte Hälfte des Doppelhauses Bismarckstraße 5/7, bedeutend für Viersen.

Aus den beschriebenen Gründen besteht an seiner Erhaltung und Nutzung aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen sowie aus städtebaulichen Gründen ein öffentliches Interesse. Hinzu können wegen der Person des zeitweiligen Bewohners der Doppelhaushälfte Bismarckstraße 5, des langjährigen Stadtbaurates Max Lawaczeck, ortsgeschichtliche Gründe treten. Es handelt sich daher gemäß § 2 (1) um ein Baudenkmal.

Als auch zeitlich zum Ursprungsbestand zugehöriger Bauteil ist der rückwärtige Anbau an der Doppelhaushälfte Bismarckstraße 5 Bestandteil des Denkmals, ebenso die vordere Einfriedung wegen ihrer städtebaulichen Wirkung für das Gesamtbild der Straße. Ohne Denkmalwert ist hingegen die seitliche Garage.