|
||
Denkmale in der Stadt Viersen |
||
Lfd. - Nr. 409 |
||
Standort: Zweitorstraße 1, D 41748 Viersen - Bockert GPS: 51o 14' 26,5" N 06o 22' 51,9" O Zuständigkeit: Stadt Viersen Baujahr: 1938 Tag der Eintragung als Denkmal 31. Mai 2001 Quellenhinweis: Beschreibung der Denkmalbehörde
|
|
Herbert - Norkus - Schule in Bockert Denkmalbeschreibung: Geschichte Nach der Schulchronik war der Bauplatz an der Ecke Hardter Straße/Zweitorstraße zuvor eigentlich für einen Kirchenneubau vorgesehen. Die neue gemeinsame Schule von Bockert, Hoser und Oberbeberich führte bis 1945 zunächst den Namen "Herbert-Norkus-Schule", nach einem Hitler-Jungen, der 1932 bei einer Schießerei in Berlin ums Leben gekommen war und danach im NS-Regime als "Märtyrer" verehrt wurde (Vorbild für den Film "Hitlerjunge Quex"); sein Todestag (der 24. Januar) wurde zum Trauertag der nationalsozialistischen Jugend erklärt. Wohl nicht zufällig fand die feierliche Einweihung der neuen Schule daher am 24.1.1938 statt. Erster Rektor wurde Karl Radermacher, der zuvor die alte Bockerter Schule geleitet hatte. 1939 wurde die katholische Volksschule gemäß der nationalsozialistischen Schulpolitik in eine simultane deutsche Schule umgewandelt. Nach kriegsbedingter Einstellung des Schulbetriebs bezog im Herbst 1944 vorübergehend die Stadtverwaltung das Gebäude, da man sich hier, außerhalb des Stadtzentrums, eine größere Sicherheit vor Luftangriffen erhoffte. Am 1.3.1945 besetzten amerikanische Truppen das Schulgebäude und zerstörten große Teile des Inventars. Im Mai 1945 begannen Instandsetzungsarbeiten an der ansonsten relativ wenig zerstörten Schule, so dass zum 13.8.1945 der Unterricht wieder aufgenommen werden konnte. Nachdem der ursprüngliche Name in "Schule an der Zweitorstraße" geändert worden war, erfolgte 1946 nach einer Abstimmung die Wiedereinrichtung als "Katholische Volksschule", die dann 1968 in eine katholische Grundschule übergeführt wurde. Als nennenswerte bauliche Erweiterung kamen nach dem Krieg eine überdachte Pausenhalle und 1964 eine Turnhalle hinzu. Andere bauliche Maßnahmen betrafen bis dato im wesentlichen die Heizungsanlage. Die auffallende gelbe Putzfarbe des Außenbaus stammt laut Chronik aus 1982. Beschreibung Die über backsteinverblendetem Sockel verputzten beiden Hauptgeschosse werden von einem großflächigen, nur vereinzelt mit Gauben geöffneten Walmdach überfangen. Die Flucht des Baukör-pers verspringt an der Zweitorstraße von links aus gesehen nach etwa einem Drittel der Länge; im Grundriss stellt sich das Gebäude dementsprechend als Zusammensetzung dreier rechtwinklig zueinander gerichteter Trakte dar, was auf der Hofseite auch in der Ansicht deutlich wird, da hier der quergestellte Eingangstrakt als Risalit vorgezogen ist. Die Lochfassade wird proportioniert durch zu Vierergruppen gebündelte hochrechteckige Fenster (was die einzelnen Klassenräume widerspiegelt). Große Wandpartien an den Gebäudekanten sind nicht durchfenstert, da sie die Stirnseiten quergerichteter Klassenzimmer bilden. Sie boten daher Hintergrund für eine Uhr (an der Straßenecke; nicht mehr vorhanden) oder vermutlich auch den Schriftzug des ehemaligen Schulnamens. Zusätzlich tragen Fallrohre an den bereits im Entwurfsplan so vorgesehenen Stellen zur Gliederung der breiten Fassade bei. Der Haupteingang mit zweiflügeliger, großflächig durchfensterter Holztür, befindet sich hinter einer kleinen offenen Vorhalle, die durch über Eck gestellte Rundbögen mit Keilstein geöffnet ist (Pfeiler und Bogenlauf backsteinverblendet). Oberhalb der Rundbögen ist das Rektorzimmer mit jeweils einem Austritt vor Fenstertür gekennzeichnet. Seitlich davon beleben zusätzlich zwei kleine Rundfenster die Wandfläche des Eingangs-traktes. Drei kleine, ursprüngliche Dachgauben sind zur Zweitorstraße hin gerichtet. Die beiden Schmalseiten sind ebenfalls mit
jeweils vier Klassenfenstern pro Geschoss durchfenstert. Die Hofseite
besitzt kleinere und nicht zu Gruppen gebündelte Fenster (für die
Flure), was ihr insgesamt ein etwas weniger fein proportioniertes
Aussehen verleiht. Hofausgang und ein Teil des Erdgeschosses sind heute
unter einer neueren Pausenhalle verdeckt, die ursprüngliche
Treppenanlage mit abgerundeten Wangenmauern am Hinterausgang sowie ein
außenliegender Trinkbrunnen sind verändert bzw. beseitigt. Ein
schlankes hochrechteckiges Treppenhausfenster akzentuiert die Seitenfläche
des Eingangsrisalits. Am vom Hof aus gesehen linken Flügel führt ein
doppelter, mit Backsteinmauern gefasster Abgang in den Keller, zu den
getrennten Sanitärräumen für Jungen und Mädchen. Im Inneren sind Grundriss und einige charakteristische Ausstattungsdetails weitgehend erhalten. Hervorzuheben ist die Einhüftigkeit des Grundrisses, d.h. statt eines Mittelflures gibt es einen direkt mit Tageslicht belichteten Seitenflur, der die an lediglich einer Seite bzw. an der Stirn befindlichen (Klassen-) Räume erschließt. Beide Geschosse beinhalten jeweils fünf gleich angeordnete Klassen. Wie bereits von außen an den Austritten zu erkennen, liegt das Rektorzimmer an prominenter Stelle über dem Eingang. Von raumprägender Wirkung ist in den Fluren die Wandverkleidung aus hellem Naturstein. Im Obergeschoss ist ein diese Verkleidung aufnehmender Trinkbrunnen aus der Bauzeit noch erhalten, sein Pendant im Erdgeschoss ist beseitigt (die rundbogige Überhöhung der Wandverkleidung markiert aber noch seinen alten Standort). Im zentralen Eingangstrakt befindet sich die originale Treppe mit flachen Steinstufen (gerade, zweiläufig mit 90 Grad-Richtungswechsel) und einfachem Metallgeländer. Die zentrale Gelenkfunktion des Eingangstraktes unterstreicht die zentrale Lage von Lehrerzimmer und Lehrmittelraum neben der Treppe (beide mit Wandschränken ausgestattet). Die Fußböden der Klassenzimmer sind als Parkett ausgeführt. Ein bemerkenswertes historisches Erinnerungsstück ist die erhaltene Tür eines alten Luftschutzraumes im Keller, der hier bei der Planung 1936/37 bereits vorgesehen war. Architekturgeschichtliche Würdigung
und Denkmalwert Neben diesen architekturgeschichtlichen
Aspekten ist die Schule an der Zweitorstraße als zentrale Volks-, später
Grundschule der südlichen Stadtteile Bockert, Oberbereich und Hoser
selbstverständlich auch von ortsgeschichtlicher Bedeutung. Durch ihre
markante Ecklage und ihren straßenraumprägenden Charakter innerhalb
der Zweitorstraße, die gegenüber von einer qualitätvollen Reihe
einheitlicher älterer, stilistisch ähnlicher Siedlungshäuser
mitgestaltet wird, kommt der Schule schließlich auch beachtliche städtebauliche
Bedeutung zu. Als ehemalige Volks-, heute Grundschule der Ortslagen Bockert, Hoser und Oberbeberich ist die Schule an der Zweitorstraße bedeutend für Viersen. An ihrer Erhaltung und Nutzung des Schulgebäudes einschließlich Einfriedung besteht aus den dargelegten wissenschaftlichen, besonders architektur- und ortsgeschichtlichen sowie aus städtebaulichen Gründen ein öffentliches Interesse. Es handelt sich daher gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz um ein Baudenkmal.
|