Denkmale in der Stadt Viersen

Lfd. - Nr. 390

 

Standort:

Pastor - Lennartz - Platz 3,  D 41748 Viersen - Bockert

GPS:

5114' 15,5" N   06o 22' 48,3" O

Zuständigkeit:

Kath. Pfarrgemeinde St. Peter

Baujahr:

1890

Tag der Eintragung als Denkmal

29. Juni 2000

Quellenhinweis:

Beschreibung der Denkmalbehörde

 

 

 

 

Kath. Pfarrkirche St. Peter in Bockert

Denkmalbeschreibung:

Geschichte
In den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts wurde die Pfarrkirche St. Remigius, die neben der kleinen Pfarre St. Helena die einzige katholische Kirche in Viersen war, zu klein für die große Gemeinde (fast 14.000 Personen).
Da für die Gläubigen aus Bockert, Oberbeberich und Hoser der Kirchweg sehr weit war, wurde 1868 aus dem Wunsch heraus, eine Filialkirche zu bauen, der Bockerter Kirchenbauverein gegründet. Vom Krieg zwischenzeitlich unterbrochen, setzte der Verein seine Aktivitäten nach 1871 verstärkt fort.
Trotz Streitigkeiten um das Baugrundstück und der Weigerung der Gläubigen aus Hoser und Oberbeberich, die geplante Kirche in Bockert zu unterstützen, wurde am 15.6.1890 der Grundstein gelegt. Die Weihe erfolgte am 19.11.1891, und 1895 wurde St. Peter zur Pfarrkirche für die Sektionen Bockert, Hoser und Oberbeberich erhoben.
15.6.1890 Grundsteinlegung
19.11.1891 Kirchenweihe
1895 Erhebung zur Pfarrkirche für Hoser, Bockert und Oberbeberich
1905 Einbau der Orgel (Klais, Bonn), Ausmalung durch Robert Rosenthal
1909 Stiftung des Josefaltars (Firma Goldkuhl, Essen)
Aufstellung des Marienaltars (Firma Nix, Köln)
Aufstellung des Kreuzweges in der Kirche
Aufstellung der Petrusstatue
1928 Erweiterungsarbeiten an der Sakristei (Firma J. Peerlings)
1935 Im Zusammenhang mit der neuen Kirchenausmalung (Kreuzweg: Weber, Düsseldorf) wurden auf Antrag des Generalvikariats Aachen alle "verzierenden Holzteile" von Altären, Kanzel und Bänken entfernt.
Umbau der Orgel durch Firma Fabritius, Kaiserswerth
2. Weltkrieg Schäden durch Brand und Granatsplitter, Fensterbruch, Turmuhr beschädigt
1952 Renovierung des Kirchturms (neue Sparren und Schieferverschalung), Firma Gebr. Gormanns
1956 Umgestaltung des Innenraumes nach Plänen von Architekt Hans-Ludwig Carmanns, Mönchengladbach: Höherlegung des Chorraums, Abbruch von Hochaltar, Seitenaltären und Kanzel, Übermalung der Fresken von 1935
1961 Erneuerung der Kirchenglocken
1975-77 Renovierung durch die Gemeinde: Austausch der Holz- und Steinböden, Anstrich und Isolierung gegen Feuchtigkeit
1983 Restaurierung des Kirchturms
1997-99 Umgestaltung des Innenraums; Architekt: Gregor Dewey

Beschreibung
Bei der Kirche St. Peter handelt es sich um eine dreischiffige Backsteinbasilika mit neogotischen Stilelementen aus Werkstein. Der Grundriss zeigt im Anschluss an den Westturm mit zwei Nebenkapellen ein dreijochiges Langhaus und ein Querhaus, das direkt von der Vierung in einen konchenähnlichen, polygonalen Abschluss mit je einer Querhauskapelle übergeht. Ein schmales Joch verbindet den 5/8-Chor mit der Vierung, an der Südseite des Chors liegt die Sakristei.

Der 52 m hohe Turm mit einem sehr spitzen Helm baut sich folgendermaßen auf: Portal mit Gewände und Wimperg (Tympanon als Maßwerkfenster), darüber Maßwerkrose, über der sich zwei hohe Schallarkaden auf jeder Turmseite erheben, gefolgt von vorgeblendeten Rundbögen, Würfelfries und einem mit Kreuzformen versehenen Backsteinfries.

Darüber folgt ein achtseitiges Turmgeschoss mit vier Spitzgiebeln, in die je eine Uhr eingelassen ist. Die Giebel leiten zum achtseitigen Turmhelm über.

Anders als die hohen Dachkonstruktionen der Nebenkapellen, des Mittelschiffes und des Chores sind die Seitenschiffe mit flachen Pultdächern gedeckt. Jedes Seitenschiffjoch weist zwei Spitzbogenfenster mit Maßwerk auf, pro Joch existiert ein größeres Obergadenfenster.

Das Vierungstürmchen mit hohem Turmhelm auf vier Eckstützen zeigt eine sichtbar aufgehängte Glocke. Das Dach des Chores wird ebenfalls von einem Dachreiter bekrönt.

Im Innern ist die Kirche 34 m lang und 17,50 m breit. Das Kreuzrippengewölbe wird im Langhaus von vier Marmorsäulen mit pflanzenverzierten Kapitellen getragen; die Vierung erhebt sich über vier gemauerten Pfeilern mit Pfeilervorlagen und Blumenkapitellen.

Bei der Neugestaltung 1997/99 wird der Bodenbelag aus kleinformatigen "Gehwegplatten", am Altar aus großformatigen helle Betonplatten erneuert. Reste des ursprünglichen Fliesenbodens sind in der Turmhalle und der Taufkapelle wiederverwendet worden. Der Chorraum, 1956 um fünf Stufen erhöht, wird 1997/99 wieder auf zwei Stufen abgesenkt. Die Taufkapelle, seit 1956 in der nördlichen Seitenapside, wird bei der Neugestaltung mit altem Taufbecken wieder an den ursprünglichen Ort nördlich der Turmhalle zurückverlegt.

Reste der alten Ausstattung (darunter die Madonnenfigur und Holzfüllungen des ehemaligen Marienaltares aus Eiche, Relieffiguren von der verlorengegangenen Kanzel und dem ehemaligen Josefsaltar und eine Kreuzigungsszene des alten Kreuzweges - Figuren von 1909) sind erhalten und zum Teil im Kirchenraum aufgestellt. Ebenso sind Kirchenbänke der Bauzeit erhalten.

Die Kirchenausmalung von 1935 ist 1956 zerstört worden. Sie zeigte über dem Marienaltar die Erweckung der Tochter des Jairus; über dem Josefaltar (Apsis südliches Querhaus) die Heilung eines Lahmgeborenen.

Der Kreuzweg in Frescotechnik in der Turmnebenkapelle stammt ebenfalls aus dem Jahr 1935 und ist vom selben Kirchenmaler (Weber, Düsseldorf).

Der Tabernakel wurde 1956 von Hein Carmanns, Mönchengladbach, geschaffen.

Neben zwei neuen Glocken von 1961 hängt im Kirchturm auch noch die alte Josefsglocke von 1895.

Im Kirchgarten sind zwei Grotten von 1912 (aus Thüringer Grottensteinen und Lüdenscheider Bruchglimmer) zu finden: Josefgrotte mit Josefsfigur und Lourdesgrotte, mit Tonfiguren der Madonna und der Hl. Bernadette (Fa. Walter, Trier; Fassung: Robert Rosenthal); in der Lourdesgrotte ein Gefallenendenkmal von 1921 in Form eines Altares (Laumen und Winkelkemper, Erkelenz).

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen und volkskundlichen Gründen liegen die Erhaltung und die sinnvolle Nutzung der Kirche einschließlich ihrer historischen Ausstattung und den beiden Grotten gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz im öffentlichen Interesse.