Denkmale in der Stadt Viersen |
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Lfd. - Nr. 365 |
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Standort: Butschenweg 31, D 41749 Viersen - Süchteln GPS: 51o 17' 28,2" N 06o 22' 13,2" O Zuständigkeit: Privat Baujahr: vor 1892 Tag der Eintragung als Denkmal 25. Februar 1998 Quellenhinweis: Beschreibung der Denkmalbehörde
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Weberhaus in Süchteln
Denkmalbeschreibung: Die Feuchtigkeit des Bodens und der daraus resultierende erfolgreiche Flachsanbau ließen in den letzten Jahrhunderten den Niederrhein zu einer wohlhabenden und bekannten Gegend der Textilproduktion werden. Landwirte, die als Nebentätigkeit webten, und Weber, die nebenbei Ackerbau betrieben, profitierten von dem doppelten Gewerbe. Ursprünglich wurde nur für den eigenen Bedarf gewebt, später wurden die Textilien verkauft und zusätzliche Arbeitskräfte eingestellt. Diejenigen, denen die Mittel zur Beschaffung eines Webstuhles fehlten, erhielten diese von Kaufleuten und Fabrikanten, so dass etliche Weber trotz der vermeintlichen Selbständigkeit nur Lohnarbeiter waren. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts arbeiteten die meisten Weber im eigenen Haus; der Webstuhl (auch „Getau“ genannt) nahm die Hälfte der Guten Stube ein, das Licht fiel durch mehrere Fenster. Die Auftragslage und die Beschäftigungszahlen in Süchteln unterlagen im 19. Jahrhundert starken Schwankungen. 1853 erlebte die Weberei einen Höhepunkt, dem eine Zeit vollständiger Arbeitslosigkeit folgte, nach dem Aufschwung nach dem Krieg 1870/71 erlebten die Süchtelner Weber eine Hungersnot. Innerhalb von 5 Jahren waren 1300 Weber in Süchteln arbeitslos geworden. Die Erfindung einer
Schweizer Firma, der mechanische Webstuhl (1880), versetzte der
Hausweberei letztendlich den Todesstoß. Bereits 1881 liefen in Süchteln
56 mechanische Samtwebstühle, und aus den bisher selbständigen
Webermeistern und -gesellen wurden Fabrikarbeiter, die in den neu gegründeten
Textilunternehmen Arbeit fanden. Beschreibung: Das Weberhaus Butschenweg 31 ist vermutlich zeitgleich mit anderen Weberhäusern im Ortsteil Süchteln-Vorst (Grefrather Straße 47 und 47-1874-; Neustraße 9 -1879-) zwischen 1870 und 1885 entstanden und kann in die Kategorie eines frühen sozialen Wohnungsbaus eingereiht werden. Die genaue Lage ist in der topographischen Karte Süchtelns von 1892 eingezeichnet. Bei den Weberhäusern handelt es sich um fast gleich große, eingeschossige Backsteinbauten mit ausgebautem Dachgeschoss und kaum abweichenden Grundrissen. Sie liegen traufseitig direkt an der Straße, mit drei oder vier Fensterachsen, die Tür in der Mitte. An den Giebelseiten befinden sich jeweils mehrere Fenster in Erd- und Dachgeschoss, die Traufen werden durch ein Deutsches Band akzentuiert. Das Weberhaus Butschenweg 31 besitzt noch alle alten Holzfenster, Eingangs- und Gartentüren, auch die Fensterläden befinden sich in einem guten Erhaltungszustand. Im Innern fallen der Flur mit den schwarz-weißen Bodenfliesen und die textile Wandbespannung aus den zwanziger Jahren besonders auf. Zimmertüren mit Beschlägen aus verschiedenen Zeiten, eine Holztreppe ins Obergeschoss und rote und weiße Fliesen im hinteren Bereich des Erdgeschosses sind erhalten. Der Grundriss zeigt im Erdgeschoss ein großes Zimmer, von dem die Küche abgetrennt wurde und zwei weitere kleinere Räume, das Obergeschoss hat vier Kammern an den Giebelseiten. Das Haus ist teilweise unterkellert (Backsteingewölbe), der Dachstuhl und die Eindeckung sind erneuert. Das Gebäude Butschenweg ist im Gegensatz zu anderen Weberhäusern, die oft bis zur Unkenntlichkeit verändert wurden, nahezu unverändert und stellt mit der typischen Raumaufteilung und der Einrichtung, die trotz der bescheidenen zur Verfügung stehenden Mittel sehr qualität- und geschmackvoll ausgeführt wurde, ein wichtiges Zeugnis für die Entwicklung und Geschichte Süchtelns als Ort der Textilproduktion und der Arbeits- und Wohnbedingungen der Weber im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts dar. An der Erhaltung und Nutzung des Weberhauses besteht aus wissenschaftlichen, insbesondere orts- und sozialgeschichtlichen Gründen gem. § 2 (1) DSchG
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