Denkmale in der Stadt Viersen

Lfd. - Nr. 361

 

Standort:

Hermann - Hülser - Platz 2,  D 41747 Viersen 

GPS:

5115' 10,8" N   06o 23' 28,7" O

Zuständigkeit:

Stadt Viersen

Baujahr:

1911 . 1913

Tag der Eintragung als Denkmal

11. September 1986

Quellenhinweis:

Beschreibung der Denkmalbehörde

 

 

 

 

Festhalle in Viersen

Denkmalbeschreibung:

Der schon längere Zeit gehegte Wunsch, eine große Turnhalle zu bauen, sowie eine Schenkung des Fabrikanten Josef Kaiser führen zu Planung und Bau einer kombinierten Turn- und Festhalle.
Obwohl 1911 ein Architektenwettbewerb zu ansprechenden Ergebnissen führt, wird Stadtbaumeister Eugen Frielingsdorf mit der weiteren Planung beauftragt. Grundlage soll der Grundriss-Entwurf des 2. Preisträgers, Architekt Müller-Mylau, sein.
Die Bauarbeiten beginnen 1911.

Der über einige Stufen erreichbare, von Säulen flankierte Haupteingang führt in eine kleine Eingangshalle. Ein sich anschließendes schmales Verteilungs-Foyer umschließt u-förmig den Saal. Garderoben, Turngeräteräume und weitere Nebenräume liegen an den Außenseiten dieses Foyers.
Jeweils an den Gebäudeecken angeordnete Treppenhäuser erschließen die Balkonetage.
Kernstück ist der hohe, rechteckige Saal, der auf den Bühnenraum ausgerichtet ist. Zuschauerbalkone an den Längsseiten und eine großzügige Empore an der Rückseite unterteilen die Saalhöhe. Pilaster und große Fensteröffnungen gliedern den Turn- und Festsaal. Eine Holzvertäfelung umschließt ihn im unteren Bereich.
Aneinandergefügte historische Architekturelemente wie Giebel, Säule, Pilaster und Kapitelle kennzeichnen Frielingsdorfs Entwurf, der gegenüber dem Stand zeitgenössischer Architektur-Diskussionen zurückbleibt.

Die Turn- und Festhalle wird am 7.12.1913 eingeweiht.

1915 wird an der Bühnenrückseite von der Orgelbauanstalt Klais in Bonn eine Konzertorgel, ein Geschenk der Viersenerin M. Lüps, aufgestellt.
Die Halle erhält 1923 einen versenkbaren Orchesterraum.
Ab 1925 wird das Gebäude nicht mehr für den Turnbetrieb genutzt. Das Nebeneinander von "Turnen und kulturellen Veranstaltungen" funktioniert nicht.

1939/40 wird nach Plänen des Düsseldorfer Architekten Staudt der Saal völlig umgestaltet. Die Pilaster und der übrige plastische Schmuck verschwinden. Holzrahmungen umfassen die Fenster und die darunter liegenden Balkontüren. Gemeinsam mit den Erdgeschosstüren entsteht somit eine starke senkrechte Gliederung. Ein tieferliegender Deckenrand umfasst das mittlere Deckenfeld und ermöglicht eine indirekte Beleuchtung. An der Rückseite der Halle wird unterhalb der Decke ein Vorführraum abgehängt. Die Balkone werden seitlich verkürzt und ihre Brüstungen umgestaltet. Der Bühnenraum erhält zum Saal hin eine neue Einfassung. Die Bühnentechnik wird verbessert. Eine Toröffnung mit Laderampe ermöglicht günstigeren Kulissentransport. Die Garderobenverhältnisse werden verbessert.

In den Kriegsjahren von 1941-1945 beschädigen Luftangriffe hauptsächlich das Hallenäußere. 1945 werden die schlimmsten Schäden beseitigt.
In den folgenden Nachkriegsjahren werden kleinere Veränderungen, Verbesserungen sowie Anbauten im Bühnen- und Künstlergarderobenbereich, aber auch gestalterische "Vereinfachungen" auf Kosten der architektonischen Qualität, vorgenommen.

Die gute Hallen-Akustik erlangt in den fünfziger Jahren Weltruf.

1978 wird vom städtischen Hochbauamt, aus einem zunächst mehrstufigen Ausbauprogramm, lediglich der Bühnenbereich umgestaltet. Unter anderem wird die Bühnenfläche durch Herausnahme der Orgel vergrößert.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere ortsgeschichtlichen, gesellschaftspolitischen, städtebaulichen, auch architekturgeschichtlichen Gründen, liegen Erhaltung und Nutzung des Gebäudes gemäß § 2 (l) des Denkmalschutzgesetzes im öffentlichen Interesse.