Ehem. Fa. Bücklers
& Königs in Dülken
Denkmalbeschreibung:
Geschichte
Im Vergleich zu den meisten anderen kleineren Städten des Rheinlandes
ist Dülken sehr stark industrialisiert. Vor allem die Textilindustrie
profitierte von der Lage der Stadt an der Durchgangsverbindung (heutige
B 7) Niederlande - Düsseldorf - Ruhrgebiet und inmitten des ehemaligen
niederrheinischen Flachsanbaugebietes, für das Dülken zum Umschlag-
und Verarbeitungsplatz wurde.
Der 1866 erfolgende Eisenbahnanschluss beförderte
die Zwecke der Textilwirtschaft und machte die Stadt zum Ausgangspunkt
der deutschen Samtwebstuhlfabrikation. 1861 entstand das erste Gaswerk.
Neben der flachs- und metallverarbeitenden Industrie (Eisengießereien
aufgrund der Formsandvorkommen der nahen Süchtelner Höhen) wurde die
Samt- und Seidenbranche sesshaft, die auf die handwerkliche Befähigung
der ansässigen Leinenhandwerker zurückgreifen konnte.
Zeitlich voraus ging die Flachsverarbeitung.
Seit dem Mittelalter und bis etwa 1870 stellte der Flachsanbau und die
Leinenerzeugung auf der Basis der leichten Böden und des
Wasserreichtums von Schwalm, Niers und Nette Dülkens Hauptgewerbezweig
dar.Mit dem 18. Jahrhundert werden in der Stadt im Verlegersystem
arbeitende Textilunternehmer wie Jakobus Weffers oder Henrikus Raves
greifbar, die Dülkens Produktion im Fernhandel in Holland, Belgien und
England absetzten. 1776 nennt Raves eine Beschäftigtenzahl von 1000
Personen für seine 1766 gegründete "Garn- und Leinenfabrique".
Die industriellen Anfänge Dülkens sind mit dem Namen Gerhard Mevissens
verbunden, der 1798 einen ersten Zwirnstuhl aufstellt, dem 1803 drei
weitere in einem von ihm neuerbauten Haus folgten. Der mit Katharina
Elisabeth Gierlings verheiratete Mevissen nimmt 1814 im angekauften
Heislerschen Haus auf der "Lange Straße" eine noch auf
Handbetrieb basierende Leinen-Zwirnproduktion auf. 1830 trat der später
große Bedeutung gewinnende Sohn Gustav Mevissen in das väterliche
Geschäft ein, das unter dem Druck der englisch-schottischen Konkurrenz
vor der Umstellung auf Maschinenbetrieb stand. Die 1836 herausgegebene
amtliche Übersicht des gewerblich-industriellen Zustandes der
Rheinprovinz nennt für Dülken vier Leinenzwirnfabriken: Fr. R. Clemens
Erben, Weyers u. Klinger sowie Gerhard Mevissen. Die 30 Arbeiter und 300
Spinnerinnen beschäftigende Firma Königs u. Bücklers betrieb die
erste 1,5 PS leistende Dampfmaschine am Niederrhein. Mathias Bücklers,
1794 in Dülken geboren, hatte 1818 die Leinenzwirnerei Königs u. Bücklers
gegründet, die in einem zweigeschossigen Bau an der Lange Straße ansässig
wurde. Nach Mathias Bücklers Tod 1889 übernahm der Schwiegersohn
Eduard Jansen, nach dessen Tod 1898 dessen Neffe Artur Jansen die Firma.
Letzterer verlegte die an der Lange Straße nicht mehr wachstumsfähige
Firma dann 1906 an die Mevissenstraße. Am 1.1.1930 wurde sie an die
Firma Singer Nähmaschinen, deren deutsche Niederlassung in Wittenberge,
Reg. Bez. Potsdam ansässig war, verkauft. Singer produzierte ab 1930
unter der alten Firma Königs u. Bücklers, jetzt als GmbH, Ober-, Wäsche-
und Trikotagengarn, Strohhutzwirn, Knopflochzwirn und -garn, hauptsächlich
für den Export. 1932 entstand der Wasserturm, die 1939 geplanten
Erweiterungen wurden erst 1948 realisiert. Mitte der 60er Jahre
arbeiteten hier etwa 170 Personen.
Der an der Viersener Straße gelegene
Nachbarbetrieb der ehemaligen Zwirnerei Königs u. Bücklers ist die aus
angemieteten Räumen 1886 hierher verlegte, um 1860 gegründete Firma
Gebrüder Gierlings, seit 1909 V. Gierlings KG, Samt-, Plüsch- und
Bandfabrik. Die heutige Firma V. Gierlings GmbH u. Co KG ist der
Besitzer des Gesamtareals zwischen Viersener, Mevissen- und Sternstraße.
Mit ihren Produkten verkörpert sie den neben der Flachsverarbeitung
zweiten wichtigen Textilbereich Dülkens, die Samt- und Plüschherstellung.
Beschreibung
Der optische Eindruck des Werksareals Viersener Straße 93 bzw.
Mevissenstraße 40-44 in Dülken ist heute weitgehend bestimmt durch die
Bauten und Anlagen der 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts mit der
Ausnahme des - allerdings in diesen Baubestand integrierten vom Anfange
des Jahrhunderts stammenden Schornsteins samt schmiedeeisernem
Schornstein-Wasserhochbehälter. Nicht nur die Werksanlage selbst,
sondern die Anfahrt aus Richtung Osten sowie die gesamte Ortssilhouette
- beispielsweise von der Autobahn Venlo-Mönchengladbach her - wird
dominiert von der markanten Gestalt des auf quadratischem Grundriss
errichteten, über 30 m hohen Werkswasserturmes aus dem Jahre 1931/32
mit seinem kupfergedeckten Zeltdach. Sowohl in der Ansicht von der
Mevissen- als auch von der Viersener Straße her staffeln sich die
Nutzbauten der Fabrik beiderseits der beide Straßen verbindenden
Werksdurchfahrt in einheitlicher Maßstäblichkeit und
Materialverwendung. Sie sollen im Folgenden gemäß dem von der Unteren
Denkmalbehörde Viersen aus den Bauakten entnommenen Lageplan mit
hinzugefügten Baualtersdaten von Süden nach Norden fortschreitend
beschrieben werden (vgl. die jeweiligen Planbezifferungen in der
Anlage):
1. Wasserturm
Im Oktober 1931 ersucht die Firma Königs u. Bücklers (seit 1.1.1930 im
Besitz der Fa. Singer Nähmaschinen AG) um die Genehmigung zur
Errichtung eines Wasserturmes mit drei Behältern in Eisenbeton durch
die Firma Paul Thiele, Hamburg. Bauzweck ist einmal die Schaffung eines
genügend hochgelegenen Reservoirs für den Betrieb einer durch die
Firma Walther und Cie, Köln-Dellbrück, einzurichtenden Sprinkleranlage
in 21 m Höhe, sodann eines zweiten Behälters für Trinkwasserzwecke
unter dem ersten und wiederum darunter eines dritten Behälters, der der
Versorgung mit Betriebs- und Feuerlöschwasser dienen soll. Inhalt ist
jeweils 150, 40 und 270 cbm. Die Turmummantelung besteht aus
Ziegelmauerwerk mit an jeder Seite je zwei vorspringenden
Mauerwerkspfeilern in Längsrechteckgrundriss. Der vorspringende
Turmkopf besteht ebenfalls aus Mauerwerk auf Eisenbetongesims. Das
Zeltdach ist eine Holzunterkonstruktion mit Kupferabdeckung. Im Osten,
Westen und Süden springen die Wandpfeiler je 78 cm vor den 6.05 zu 6.05
m messenden Turm vor. Im Norden umgrenzen sie mit 90 cm Vorsprung einen
0.7 x 2.1 m messenden Steigeschacht für Leiter und Rohrleitungen. Die
Pfeiler sind nicht tragend, die Last der Kopfkonstruktion und des Behälters
1 (150 cbm),wird auf das 1 1/2-Steinmauerwerk übertragen, das bis auf
die Oberkante des Behälters 3 (270 cbm) hinabgeführt wird. Die
Eisenbetonwände (Terminologie der Zeit) dieses Behälters - nach unten
an Stärke zunehmend - übertragen durch entsprechende Vorlagen das
Gewicht bei 3.1 m Höhe auf das massive Sockelgeschoss des Pumpenraumes
unter der Unterkonstruktion des Behälters 3, so dass das den unteren
Behälter umgebende Mauerwerk lediglich Verblendfunktion erhält.
Mauerwerk und Mauerpfeiler sind mit Ankern und Drähten an der
Tragkonstruktion befestigt. Im Jahre 1936 erfolgt noch ein Antrag der
Fa. Singer auf Verdoppelung des Inhaltes von Behälter 2 von 40 auf 80
cbm. Die Ausführung liegt bei der Fa. Joh. Gorissen, Dülken. In dieser
Form wurde der Turm 1932 ausgeführt und blieb im äußeren
Erscheinungsbild seither unverändert. Der visuelle Eindruck des
Werkswasserturmes ist in hohem Maße vom Standort des Betrachters abhängig:
In der Untersicht erscheint der Turmkopf als stark auskragender Bauteil.
Mit wachsender Entfernung jedoch "füllen" die acht
Mauerwerkspfeiler den Schaftteil optisch auf die Umrißabmessungen des
Kopfes "auf", so dass der Eindruck eines einheitlichen,
hochrechteckigen Baukörpers entsteht. Dies hat seine funktionale
Berechtigung vor allem deswegen, weil alle drei übereinander
angeordneten Betonbehälter fast identische Grundrisse besitzen, eine
Kopfausbildung angesichts dieser Behälterart also auch völlig
unfunktional wäre. In der Nahsicht ist durch die vorspringende Kopfzone
jedoch die Monotonie vermieden, die sich bei einheitlicher Ausbildung
des bei einer Grundfläche von etwa 6 x 6 m über 30 m hohen Turmes
leicht ergeben hätte. Die Pfeiler verstärken so lediglich die
Vertikalwirkung der glatten Mauerwerksflächen, die nur durch in zwei
unter dem Kopf liegenden Ebenen angeordnete dreiteilige Fenster
unterbrochen sind. (abgebrochen)
2. Färberei, Farblager, Appretur
Mit einigen Metern Abstand schließen nach Norden an den Turm die Räume
der Färberei und Ausrüstung an. Obwohl der Baualtersplan die Daten
1906, 1921 und 1931 nennt, erscheint der bis zum Torbogen neunachsige,
drei Achsen tiefe Frontbau entlang der Werksdurchfahrt in einheitlicher
Ausführung, vermutlich des Jahres 1931. Hochrechteckige Fensteröffnungen
mit Stahlprofilsprossung belichten die Innenräume, im Süden und Norden
als lange Fensterbahnen, im mittleren, dreiachsigen Teil als zwei übereinanderliegende
Öffnungen ausgebildet. Ein knapper zweistufiger Dachsteinsims grenzt
die Baufront zum Pultdach hin ab, sämtliche Öffnungen sind in leicht
vorgezogener, einfacher Backsteinrandung eingefasst. Die südliche
Stirnansicht des Pultdaches weist einen Schmuck auf, der aus in Abständen
stufenförmig angeordneten, unregelmäßigen Fehlbränden besteht. (Kein
Denkmalbestand)
3. Durchfahrtsbogen
In Höhe der 10. Achse von Süden wird die 1931 entstandene Front des Färbereitraktes
durch eine backsteinverkleidete Rundbogenöffnung von ca. 6 m Spannweite
mit dem Sozialgebäude von 1936 im Osten verbunden. Unter dem schmalen
Satteldach, mit der die Bogenöffnung nach oben gradlinig abgeschlossen
ist, finden sich nach beiden Seiten hin keilsteinförmige Schmuckplatten
im Bogenscheitel. Nördlich sind zwei Frauengestalten mit einer
Stoffbahn und dem S-Symbol der Firma Singer zu sehen, südlich zwei um
einen Amboss gruppierte Männergestalten.
4. Sozialgebäude
Das durch die Bogenöffnung an den Westteil der Fabrik angeschlossene
Sozialgebäude weist bei zwei Geschossen 3 x 3 Achsen auf. Die mit dem
Sockelgeschoss drei Fensterebenen des zeltdach-gedeckten Baues sind
durch vertikal durchgezogene, dunklere Backsteineinfassungen verbunden,
mit Ausnahme der Nordseite, an der drei geschosshohe Rundbögen in der
Flucht des Durchfahrtsbogens das Erdgeschoss arkadenartig öffnen.
5. Werkhalle
Im Südosten schließt eine mit zwei Sheddachstaffeln versehene
Werkhalle an das Sozialgebäude an, an deren Südwestecke ein Aufzugturm
mit quadratischem Grundriss und Zeltdach den Bau zur Werksdurchfahrt hin
akzentuiert. Die Nordbegrenzung der Halle bildet ein mit der Nordfront
des Sozialgebäudes fluchtender, niedrigerer Hallenteil, der wie alle
unter Pos. 5 genannten Bauten wohl zeitgleich 1936 entstanden ist. (Kein
Denkmalbestand)
6. Schornstein
Der ausweislich des Bauantrages der Firma Königs u. Bücklers wohl 1906
entstandene Schornstein der Firma HR. Heinicke, Chemnitz, stand mitsamt
dem schmiedeeisernen Intze-Schornsteinbehälter für das Kesselwasser
ursprünglich in einer Aussparung der Fabrikanlage frei. Vermutlich bei
der Anlage des Durchfahrtsbogens 1936 wurde die Front zur Werksstraße
hin geschlossen, so dass der Schornsteinsockel heute unter Dach und Fach
liegt. Der Schornstein ist der markanteste der Vor-Singer-Ära
entstammende Bauteil der Firma Königs und Bücklers, so dass ihm für
die Geschichte des Standortes hohe Bedeutung zukommt. Darüberhinaus trägt
er einen für die Industriebetriebe zwischen etwa 1900 und 1930
typischen, mehr und mehr verschwindenden Schornsteinbehälter.
7. Nordtrakt
Einer vereinheitlichten Verblendung wurden auch die nördlich des
Torbogens gelegenen Fronten der Fabrik von 1906 zur Werksdurchfahrt hin
unterzogen. Nach Norden dreifach gestaffelt, springt die neue Front bis
hinter das 1936 erbaute, durch ein umlaufendes Fensterband belichtete
Aborthäuschen zurück. (Kein Denkmalbestand)
8. Shedhalle der Fa. Gebr. Gierlings
Der westlich an das Areal der ehemaligen Firma Königs u. Bücklers
angrenzende Baubestand geht auf die 1886 erfolgte erstmalige Einrichtung
von Betriebsgebäuden der Firma Gebr. Gierlings zurück. Im Gegensatz zu
Königs u. Bücklers, die in ihren Anlagen die Zwirnerei, Lüstriererei
(ein Appreturverfahren) und Färberei betrieben, dienen die Bauten von
Gierlings mit den ausgedehnten Shedflächen der Samt-, Plüsch- und
Bandweberei, sowie dem Färben. Gemäß dieser Funktionsbestimmung
bildet das nach Osten freistehende, zehnteilige Sägezahnprofil der
Webhalle den charakteristischsten Teil der Anlage. In typischer Weise
ist der Straßenabschluss, mit dem die Shedfirste parallel laufen, durch
Blendmotive gegliedert, die als querrechteckige, vertiefte Felder mit
gebrochenen Ecken unter einem Zahnschnittfries die obere Zone einnehmen,
während 14 Stichbogenfenster mit durchlaufenden Überfangbögen und
Sandsteinsohlbänken die untere Zone über dem niedrigen Sockel
durchbrechen. Je drei, im Westen lediglich zwei Felder werden dabei
mittels flacher Backsteinlisenen in vertikaler Stufung abgeteilt.
Bewertung
Auf dem Areal der heutigen Firma V. Gierlings GmbH + Co KG zwischen
Viersener, Mevissen- und Sternstraße am östlichen Ortseingang von Dülken
laufen in besonderer Weise die Stränge der einst bedeutenden
Textilgeschichte dieser Stadt zusammen. Mit Erweiterungsgründungen um
die letzte Jahrhundertwende sind hier alteingesessene Firmen repräsentiert,
die die beiden Hauptzweige der Textilindustrie Dülkens, die
flachsverarbeitende sowie die samterzeugende Branche vertreten.
Vertreten sind beide Zweige jeweils mit besonders namhaften und mit der
Industriegeschichte des Ortes vielfältig verknüpften Familien. Darüberhinaus
spiegelt der Baubestand auch den Fortgang der wirtschaftlichen
Entwicklung mit dem Niedergang der Flachsverarbeitung und der Aufnahme
der Textilproduktion im Samt-, Plüsch- und Baumwollbereich (Firma
Singer, Firma Gierlings) wider, umgreift also noch wahrnehmbar die Zeit
zwischen etwa 1890 und dem Beginn des Zweiten Weltkrieges.
Architekturgeschichtlich hervorzuheben sind
dabei einmal die typischen Shedflächen im Gierlings-Bereich, die - ab
1901 mit dem Namen des Architekten Franz Fuesers verbunden - den
Webereibetrieb in Straßen- und Seitenansicht charakterisieren. Im ehem.
Königs- und Bücklers Bereich überrascht die gelungene Überformung
eines 30 Jahre alten Baubestandes (Ursprungsfabrik Architekt Willi
Esser, 1906) im Sinne einer von der neuen Sachlichkeit beeinflussten
Gestaltung in Kombination mit qualitativ hochstehenden Neubauten. Beide
Ansichten dieses Werksteils, die nördliche von der Mevissenstraße und
die südliche von der Viersener Straße machen die Gesamtkonzeption
begreiflich und erfahrbar, die den Architekten der Fa. Singer bei Um-
und Neubau geleitet hat. Verklammert von dem Tormotiv des
Durchfahrtsbogens bieten Färbereifront und Wasserturm auf der einen,
Sozialgebäude und Shedhalle mit Aufzugturm auf der anderen Seite der
Werksdurchfahrt ein einheitliches Erscheinungsbild von bis in die
Details hinein qualitätvoller Durchformung. Dabei gibt der der ersten
Ansiedlungsphase entstammende Schornstein einen deutlichen Hinweis auf
das höhere Alter des Produktionsstandortes. Dem 30 m hohen Wasserturm
kommt über seine eigene architektonische Qualität hinaus noch die
Funktion eines kräftigen Akzents im "Chore" der Viersener
Wassertürme zu, der mit dem Viersener Intze-Turm östlich der Autobahn,
dem neuen Betonbehälter sowie dem "kopflosen" alten Dülkener
Stadtwasserturm eine in dieser Dichte seltene
"Wasserturmlandschaft" bildet. Nach der die Silhouette des
Ortsbildes von Dülken verarmenden Beseitigung des Turmkopfes am
Wasserturm von 1889, trägt der Gierlings-Turm zusammen mit dem
Kirchturm von St. Cornelius und dem Silo-Turm Kaiser die entscheidenden
Akzentsetzungen des Dülkener Stadtumrisses, vor allem von der von
vielen tausend Autofahrern wahrgenommenen Ostseite her.
Bei den unter Position 1 - 8 (vgl. beigefügter
Lageplan) beschriebenen Bauten und Anlagen handelt es sich um ein
Denkmal im Sinne des § 2 Absatz 1 Denkmalschutzgesetz
Nordrhein-Westfalen. An Erhaltung und Nutzung besteht ein öffentliches
Interesse, weil die Bauten bedeutend für die Städte und Siedlungen
sowie für die Entwicklung der Arbeits- und Produktionsverhältnisse
sind. Die für das Dülkener Gewerbeleben typischen Betriebe
verdeutlichen die Rolle der verschiedenen Branchen der Textilindustrie
in anschaulicher Weise und charakterisieren den jeweiligen technischen
Zweck anschaulich. Für Erhaltung und Nutzung liegen künstlerische und
städtebauliche Gründe vor, hier insbesondere solche der Entwicklung
der Industriearchitektur zwischen 1890 und den 1930er Jahren, die sowohl
bei der ehemaligen Firma Königs u. Bücklers wie auch bei der Firma
Gierlings in besonderer Qualität vertreten ist. Die städtebauliche
Bedeutung liegt vor allem bei Wasserturm und Schornstein in der
optischen Identifikation des Ortsteiles Dülken und der Funktion des
Wasserturms in der im Stadtgebiet Viersen besonders dichten Anordnung
von Wasserhochbehältern.