Tendyckhaus in
Süchteln

Denkmalbeschreibung:
Geschichte:
Die Geschichte des heutigen "Weberhauses", Hochstraße 10, und
des heutigen "Tendyckhaus", Propsteistraße 11, ist
miteinander verwoben. Im 19. Jahrhundert bis Mitte des 20. Jahrhunderts
bilden sich zwei eigenständige Gebäude mit verschiedenen Besitzern.
1534 wird erstmalig das Leuthen- und Stüpergut
erwähnt. Als Inhaber wird Stinken Stüper genannt. Dieses Gut liegt an
dem Stüpersträßchen oder Jacobssträßchen, der heutigen Propsteistraße.
Das Stüpergut ist an die Kirche kurmütig.
1589 wird im Lagerbuch der neue Inhaber Gert Stüpers aufgeführt. Er
zahlt jährlich zu Ostern an die Kirche 1 Pfund Wachs und 2 Rader Heller
als Zins, da er bei dem Bau seines Hauses die Kirchenmauer als Hausrückwand
benutzt und das Dach auf dem Kirchhof auskragt. Zudem wird er
verpflichtet, die Kirchenmauer instand zu halten. Bei baulichen Veränderungen
des nächsten Besitzers, Tilmann Stüper, stürzt diese Kirchenmauer
ein. Tilmann Stüper wird zur Begleichung der Kosten gegen seinen
Protest herangezogen.
1627 Jan Leuthen ist neuer Besitzer des Gutes.
1642 wird Matthias Leuthen als neuer Inhaber aufgeführt. Er ist mit Eva
Kox verheiratet. Die darauffolgenden Eigentümer sind Matthias Kox und
später Jan Leuthen, der Schwiegersohn von Matthias Kox. Dieser ist als
Schulmeister tätig.
1741 wird Peter Rath als Inhaber genannt.
1782 heiratet dessen Tochter, Anna Gertraud Rath, Johann Endepohl aus
Gladbach. Aus dieser Ehe gehen 6 Kinder hervor: Seraphin, Anne-Marie,
Balbeau, Jacob, Peter Theodor und Matthias.
1975 übernimmt Johann Endepohl, 47-jährig, nach Umzug nach Süchteln,
den Hof und wird Landwirt. Auf dem Hof lebt auch sein Schwager Jacob
Anton Rath.
1798/99 wird in der in französischer Zeit angelegten Bevölkerungsliste
der Name der heutigen Propsteistraße mit rue de Freithoff (Friedhof)
angegeben.
1812 oder später wird als neuer Besitzer Jacob Endepohl genannt, der älteste
Sohn Johann Endepohls. Er kauft das an der Hochstraße gelegene Haus des
Bandwebers Hubert Dickmann auf, das unmittelbar an das alte Stüpergut
angrenzt. Sein Bruder Peter Theodor ist als Lehrer tätig, betreibt aber
nebenbei einen bedeutenden Kleinhandel in seinem Haus an der heutigen
Propsteistraße 11.
1975 legt Peter Theodor Endepohl sein Lehreramt nieder, um nur noch
Handel zu betreiben. Der jüngste Sohn Johann Endepohls, Matthias
Endepohl, ist ebenfalls Lehrer und Vikar.
1834 Der Keilstein über dem Tor des Hauses Propsteistraße 11 weist auf
seinen Um- bzw. Neubau durch Peter Theodor Endepohl hin.
ca. 1853 wird das unbebaute, als Garten genutzte Grundstück zwischen
dem ehemaligen Stüpergut und dem Wohn- und Geschäftshaus des Peter
Theodor Endepohl geschlossen. Es entstehen Häuser mit Stallungen.
Der Bedeutung der Familie Endepohl entsprechend heißt nun die heutige
Propsteistraße Endepohlsträßchen.
1975 Johann Tendyck übernimmt den Laden von Peter Theodor Endepohl. Er
baut einen an dem Haus Propsteistraße 11 angrenzenden Schuppen zu einer
Wohnung um.
1897 nach einem Brand erwirbt Oswald de Haer den ehemaligen Stüperhof
mit dem an der Hochstraße gelegenen Gebäude und den in der Baulücke
entstandenen Häusern mit Stallungen, quasi den Besitz des Jacob
Endepohls. Oswald de Haer ändert beim Wiederaufbau die Nutzung der Gebäude
zur Gastwirtschaft, dem späteren "Süchtelner Hof". Die an
der Hochstraße gelegene Gebäudeseite erhält ihr heutiges Gesicht.
1964-1975 Die Stadtsparkasse Süchteln übernimmt und nutzt den Besitz
der Familie Tendyck.
1975 geht das Eigentum der Stadtsparkasse Süchteln - ehemaliger "Süchtelner
Hof" und ehemaliges "Haus Tendyck" an die Stadt über.
Diese bringt in dem gesamten Komplex das Jugendamt und die Stadtbücherei
unter, wobei geringfügige Umbauarbeiten durchgeführt werden.
1985 -1988 Die Stadt Viersen baut das ehemalige "Haus Tendyck"
in eine öffentliche Begegnungsstätte um.
Beschreibung
Der zweigeschossige, backsteinsichtige, weiß geschlämmte Baukörper
gliedert sich in 6 : 4 Achsen an der Propsteistraße. Die ruhige, durch
ihre Fenster klar gegliederte Fassade weist auf die klassizistische
Formensprache hin. Bauliche Veränderungen oder Erweiterungen sind auf
den ersten Blick nicht ablesbar.
Die ehemalige Tordurchfahrt ist geschlossen.
Der Keilstein über dem Torbogen an der Propsteistraße weist auf das
Jahr (1834) dieser Veränderung hin. Die in die Türöffnung eingebaute
Haustür sowie die darüber liegende Supraporte (eine bildlich oder
dekorativ belebte und gerahmte Fläche über dem Türsturz) aus dieser
Zeit sind original erhalten. Die Supraporte weist ein mit Blattranken
geschnitztes Oberlicht auf.
Das Haus im Zentrum Süchtelns prägt im
besonderen Maße die historisch bedeutsame Propsteistraße. Die Straße
wird um den Eckbaukörper herumgeführt. Zusammen mit dem heutigen
"Weberhaus" bildet das "Haus Tendyck" eine städtebaulich
gewachsene Einheit und dokumentiert die Geschichte des ehemaligen Stüpergutes
und seiner verschiedenen Besitzer.
Aus wissenschaftlichen, insbesondere städtebaulichen
und ortsgeschichtlichen Gründen liegen Erhaltung und Nutzung des Gebäudes
gemäß § 2 (1) des Denkmalschutzgesetzes im öffentlichen Interesse.