Denkmale in der Stadt Viersen

Lfd. - Nr. 226

 

Standort:

Helenenstraße 58,  D 41748 Viersen - Helenabrunn

GPS:

5113' 41,4" N   06o 25' 13,3" O

Zuständigkeit:

Kath. Pfarrgemeinde Helenabrunn

Baujahr:

1843 - 1952

Tag der Eintragung als Denkmal

15. Juni 1990

Quellenhinweis:

Beschreibung der Denkmalbehörde

 

 

 

 

Kath. Pfarrkirche St. Helena in Helenabrunn

Denkmalbeschreibung:

Geschichte
1576 Auf dem Helenenberg entsteht die erste Helenenkapelle aus Stein.
1636 Unter Pfarrer Gerhard Pontanos von St. Remigius (1619-1660) wird eine zweite steinerne Kapelle erbaut.
1666 Die zweite steinerne Kapelle wird von Pfarrer Rainer Heiden von St. Remigius (1660-1682) erneuert.
1801 Die Kapelle wird von Pfarrer Anton Kimmel um die Sakristei erweitert.
Pfarrer Hubert Erkens, Kaplan von St. Remigius (1833-1837) organisiert einen Kirchenbau-Sammelverein.
1843 An die Kapelle wird eine dreischiffige Hallenkirche mit Westturm nach Plänen des Kreisbaumeisters Lüdke aus Kempen gebaut.
1852 Die Weihe findet statt.
1893 Ein neues Westportal wird errichtet.
1913 Die Empore wird erweitert. Eine neue Orgel von Klais in Bonn wird aufgestellt.
1922 Das Innere und das Dach werden instandgesetzt.
1927 Im Chor werden Mosaike angebracht.
Um 1955 Ein neuer Hochaltar in Marmor wird anstelle eines jetzt verschollenen, aus der Münsterkirche in Neuss stammenden Barockaltars mit Säulenretabel aufgestellt.

Beschreibung
Die heutige Kirche setzt sich aus einem Teil der Kapelle von 1666, dem Anbau der Sakristei von 1801 und der dreischiffigen Hallenkirche von 1843 zusammen. Die Kirche wird in Backsteinen mit neugotischen Formen und vorgezogenem Westturm errichtet. Der Kirchturm weist eine Höhe von 34,78 m auf. Er ist im Erdgeschoss an der Süd-, West- und Nordseite mit einem gotisch gemauerten Bogen versehen. Das Hauptportal ist in den Westbogen eingebaut. Dieses Turmportal wird im Jahre 1893 neu erbaut. Die Außenseite besteht aus Liedberger-Sandstein. Die Portalanlage verjüngt sich nach oben zu einem gotischen Spitzbogen, der nach innen sieben kleinere Spitzbögen aufweist. Innerhalb dieser befinden sich im Unterteil des Spitzbogens zwei gotische Dreipassfenster. Über dem Portal ist ein rundes Fenster mit Vierpass aus Liedberger-Sandstein gearbeitet.

Im darüber liegenden Geschoss sind an allen Seiten je zwei gotische Bögen im Mauerwerk geblendet. In den Bögen befindet sich je ein schmaler Ventilationsschlitz.

Das oberste Geschoss beherbergt den Glockenstuhl. Je zwei Schallöcher mit fünf abgeschrägten Eisenplatten und einer darüber mittig angeordneten Uhr gliedern die Turmfassade.

Die Halle ist in vier Fensterachsen errichtet, wobei unter der Orgelempore je ein Seitenportal aus Liedberger-Sandstein angeordnet ist. Das über dem Portal befindliche, auf die Orgelempore gehende Fenster stellt, bezugnehmend auf den Kirchenchor, eine Lyra dar. Das darüber liegende Kirchenfenster zeigt als Symbol der Kirchenmusik eine Orgel.

1801 wird von Pfarrer Anton Kimmel eine Sakristei am Ostende der Kirche erbaut. An der Südseite führt zu der Tür eine neunstufige Treppe hinauf, deren Geländer handgeschmiedet ist. 1957 wird eine neue Sakristei angebaut, die mit der alten über einen Gang verbunden ist.

Ausstattung
Mosaike
Im Chorbereich sind an der Decke von links nach rechts folgende Mosaike gearbeitet:
-Mosaik des Evangelisten Lukas mit Vers aus dem Neuen Testament:
"Schon viele haben es unternommen, eine Darstellung der Gegebenheiten zu erfassen, die in unserer Mitte zum Abschluß gekommen sind." Lukas 1.1
Im Fries wird ein Stierkopf dargestellt.
-Mosaik des Evangelisten Johannes mit Vers aus dem Neuen Testament:
"Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dieses war im Anfang bei Gott." Johannes 1.1 und 2
Im Fries wird ein Adlerkopf dargestellt.
-Mosaik des Evangelisten Matthäus mit Vers aus dem Neuen Testament:
"Abstammung Jesu, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams. Abraham zeugte Isaak, Isaak zeugte Jakob, Jakob aber zeugte Juda und seine Brüder."
Matthäus 1.1 und 2
Im Fries wird der Kopf eines Engels dargestellt.
-Mosaik des Evangelisten Markus mit Vers aus dem Neuen Testament:
"Anfang der Frohbotschaft Jesu Christi, des Sohnes Gottes. Geschrieben steht beim Propheten Isaias: "Siehe, ich sende meinen Boten vor Deinem Angesichte her."", Markus l.1 und 2
Im Fries wird ein Löwenkopf dargestellt.
Die Mosaiken in der Decke der Apsis zeigen von links nach rechts:
-einen Engel, der Maria die Botschaft bringt: "Gegrüßet seist Du, voll der Gnade. Du sollst seinen Namen Jesus nennen." Lukas 1.31
Im oberen Bildteil ist ein Sternenhimmel mit 15 Sternen abgebildet.
-den thronenden Gottvater, auf einem goldenen Sessel sitzend. Die Sessellehnen sind bekrönt mit Reichsäpfeln. Der Gottvater ist dargestellt als Papst mit Tiara, Zepter und rotem Chormantel.
Zur linken Seite ist die Sonne über den Wolken, zur rechten Seite ist der Mond, dargestellt als Vollmond mit betonter Mondsichel, über den Wolken abgebildet.
Die Inschrift lautet linksseitig "Tu REX GLO-" und rechtsseitig "RIA CHRISTE".
Der Goldbesatz des Chormantels trägt am unteren Rand mehrfach das Wort "PAX" und schräg über der Brust das Wort "SABAOTH".
Die Bildunterschrift lautet: „Es wird herrschen im Hause Jakobs ewiglich und seines Reiches wird kein Ende sein." Lukas 1.32
Im Bildband unten rechts ist der Künstlername G. Wiegmann, Düsseldorf, eingefügt. Die obere Bildhälfte zeigt einen Sternenhimmel mit 14 Sternen.
-Abraham, der seinen Sohn Isaak opfert. Auf der linken Bildseite steht Abraham, in der Mitte liegt Isaak auf einem Opferaltar und auf der rechten Bildseite schwebt ein Engel auf Wolken, der Abraham Einhalt gebietet.
Die obere Bildhälfte zeigt einen Sternenhimmel mit 11 Sternen.
Die Mosaiken an den Wänden der Apsis stellen von links nach rechts folgendes dar:
-drei Engel auf Wolken:
Der linke Engel mit gefalteten Händen und blonden Haaren; der mittlere Engel mit geschlossenen Augen, vor der Brust gekreuzten Händen und braunen Haaren; der rechte Engel mit ineinander verschränkten Händen und roten Haaren.
-blau- und goldgrundige quadratische Kreuzsymbole auf dunkelbuntem Hintergrund.
-drei Engel auf Wolken:
Der linke Engel mit geschlossenen Augen, beide Hände auf der Brust liegend und dunkelhaarig; der mittlere Engel, die Hände zum Gruß erhebend und grauhaarig; der rechte Engel mit gefalteten Händen und rotblonden Haaren.

Chorgestühl
An der südlichen Chorwand steht ein Chorgestühl, Höhe 1,09 m, Breite 3,01 m, aus Eiche mit vier Stallen auf erneuerter Bodenplatte. Es stammt aus dem ehemaligen Kloster St. Paulus in Viersen. Es ist ein Rest einer größeren Anlage. Das Gegenstück steht im Rijksmuseum in Amsterdam. An der Wange ist in einer Spitzbogenblende das Relief eines Mönches in Kutte mit Kapuze und geknoteten Leibriemen, in den Händen ein Kreuz und ein Buch haltend, dargestellt. Es handelt sich vermutlich um Franz von Assisi.
Das Oberteil der Wange ist beschnitten. Die Zwischenwangen mit wulstigen Blättern zeigen ein Fabeltier und eine Schneckenvolute. Die vier Miserikordien sind als gotisches Blatt, als Fabelmaske, als männlicher Kopf (um 1600 hinzugefügt) und als eine sich bückende Nonne ausgearbeitet. Stilistisch gehören sie in den "Kölner Umkreis".

Beichtstuhl (nach 1871)
Der neugotische, geschnitzte Beichtstuhl besitzt in der Türfüllung Intarsien, die die Auferweckung des Lazarus darstellen. Es handelt sich vermutlich um eine Arbeit aus der Werkstatt von Otto Mengelberg/Köln.

Beichtstuhl
Der neugotische, geschnitzte Beichtstuhl besitzt in der Türfüllung Intarsien, die Christus mit Maria Magdalena darstellen. Es handelt sich vermutlich ebenfalls um eine Arbeit aus der Werkstatt von Otto Mengelberg/Köln.

Kirchenbänke
Im Chorraum befinden sich drei Kirchenbänke. Zwei Bänke sind ca. 2,00 m lang und eine Bank ist ca. 3,00 m lang.
In der Sakristei steht eine Kirchenbank, 2,50 m lang, mit gepolsterter Kniebank.

Ablage
Neben der Sakristei ist eine kleine geschnitzte Ablage mit Marmorplatte fest installiert.

Evangelienpult
Im Chorraum steht ein dreibeiniges, geschnitztes Evangelienpult.

Kanzel (Mitte 17. Jahrhundert)
Im Eingangsbereich des Turmes befindet sich die holzgeschnitzte und bemalte alte Kanze1. Auf fünf Seiten eines Achtecks, Durchmesser 1,05 m, zeigen die Brüstungen, Höhe 1,15 m, Christus zwischen den vier Evangelisten und reiche Verzierungen mit Knorpelelementen.

Taufstein (19. Jahrhundert)
Der neugotische Taufstein aus Marmor, Höhe 1,20 m, ist als achteckiges Becken auf achteckigem Schaft und Fuß gearbeitet. Der Deckel, Höhe 0,78 m, ist aus Messing.

Sakristeischrank (2. Hälfte 19. Jahrhundert)
Der Sakristeischrank aus Eiche, ungefasst, Höhe 1,27 m, Breite 1,41 m, zeigt neugotische Formen. Geschnitzte Maßwerkfüllungen sind in beiden Türen und am zinnenbekränzten Aufsatz vorzufinden.
Ein weiterer Sakristeischrank besitzt zwei Schmucktüren.

Sakristeitisch
Der neugotische Sakristeitisch weist filigranes Schnitzwerk auf.

Kommunionbank
Im Keller befinden sich Teile einer neugotischen, holzbemalten Kommunionbank mit Türen, Höhe 0,79 m.
Ebenfalls im Keller sind ein geschnitzter Pfeiler und ein Restteil der alten Kanzel gelagert.

Glocke (1743}
Die Glocke, Durchmesser 0,51 m, Gewicht 60,00 kg, auf Ton as abgestimmt, ist von Johann Michael Moll in Köln gegossen.

Die Pfarrkirche bezieht ihre Bedeutung aus ihrer Religionsgeschichte. Zusammen mit der ehemaligen Kapelle und dem angebauten Chor kennzeichnet sie inmitten des Ortskernes Helenabrunn ein wichtiges Identifikationsmerkmal zur Geschichte und Gestalt des Ortes Helenabrunn.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, volkskundlichen und städtebaulichen Gründen liegen Erhaltung und Nutzung der Pfarrkirche St. Helena mit ihren historischen Ausstattungsstücken gemäß § 2 (1) des Denkmalschutzgesetzes im öffentlichen Interesse.