Kath. Grundschule
(Volksschule) in Dülken
Denkmalbeschreibung:
Aus "90 Jahre Nordschule":
"Bei der fortgesetzten Bevölkerungszunahme der Stadt Dülken und
der fortdauernden Vermehrung der Schülerzahl, war eine Überfüllung
der katholischen Volksschulen eingetreten und die Errichtung weiterer
Schulklassen erforderlich.
Da eine Erweiterung der vorhandenen Schulgebäude nicht an und auch
keine Ausdehnung des bestehenden 7-Klassen-Systems mit je 8 Knaben- und
Mädchenklassen sowohl vom pädagogischen Standpunkt, als auch mit Rücksicht
auf die zunehmende Erweiterung der Stadt nicht zweckmäßig erschien,
wurde in der Sitzung des Stadtverordnetenkollegiums vom 15. Januar 1890
die Errichtung einer neuen achtklassigen katholischen Volksschule mit
Lehrerwohnung im nördlichen Stadtteil beschlossen.
Zu diesem Zweck wurde als Baugrundstück das an der Süchtelner Straße,
am Mühlenweg und am Mühlenberg gelegene, der katholischen
Kirchengemeinde gehörende Grundstück, 62,35 a groß, zum Preis von
282,-- Mark pro Ar erworben (17.582,70 Mark). Nach dem von
Stadtbaumeister Rudolf Ulrich entworfenen, in der
Stadtverordnetensitzung vom 4.2.1891 genehmigten Bauplänen und
Projekten wurde das Schulgebäude so eingerichtet, dass es, wenn in
Zukunft sich ein Bedürfnis hierzu herausstellen sollte, ohne besondere
Schwierigkeit zu einer 16-Klasse-Schule erweitert werden kann.
Die Gesamtbaukosten, einschließlich der Schulgerätschaften und des
Baugrundstückes, betragen 117,000,--Mark, wovon 12.000,-- Mark aus den
der Stadt pro 1889-1890 nach der Iex Huene zugefallenen Überschüsse
der landwirtschaftlichen Zölle gedeckt werden, während der Rest mit
105.000,-- Mark durch eine mit 4 % zu verzinsende und mit 1 %
amortisierende Anleihe aufgebracht werden soll.
Man hoffte, den Bau mit dem 1. Juli 1892 fertig zu stellen, um ihn mit
Beginn des Winterhalbjahres 1892 seiner Bestimmung überweisen zu können.
Am 13. August 1891 fand die Grundsteinlegung der katholischen
Volksschule an der Süchtelner Straße in Anwesenheit des Herrn Bürgermeisters
Voss, des Stadtverordnetenkollegiums, des Schulvorstandes, sowie sämtlicher
Lehrpersonen statt."
Am 10. April 1893 erfolgte die Übergabe des Neubaus.
"Am 25. Juli 1893 wurde seitens des Kreisschulinspektors Dr. Ruland
die erste Revision in allen Klassen der Nordschule abgehalten. Bei
dieser Gelegenheit wurde in Gegenwart des Kreisschulinspektors und des
Lokalschulpfarrers Dyckmans das erste Schülerbad vorgenommen und zu
gleicher Zeit bestimmt, dass fortan sämtliche Schüler der Nordschule wöchentlich
2 Mal baden sollten. Und zwar die beiden Oberklassen während des
Zeichen-, resp. Handarbeitsunterrichtes, die übrigen Klassen dagegen in
schulfreien Stunden. Da aber die untere Mädchenklasse hinsichtlich des
An- und Auskleidens zu große Schwierigkeiten machte, wurde diese Klasse
mit Genehmigung des Herrn Lokalschulinspektors einstweilen vom Baden
dispensiert."
Architekt: Stadtbaumeister Ulrich
Beschreibung
Das zweigeschossige Gebäude mit Souterrain und Walmdach ist in roten
und gelben Sichtmauerwerk ausgeführt. Die Hauptfassade ist durch
senkrecht laufende Lisenen mit roten Ziegeln in drei Felder gegliedert.
Die Lisenen münden in dem Fries unter dem Brüstungsgesims und laufen
weiter bis zum Fries unter dem Kranzgesims.
Der Mittelrisalit, mit Dreieckgiebel überdeckt,
ist wie die beiden äußeren Felder im Erd- und Obergeschoss in drei
Achsen unterteilt. Das Dachgeschoss gliedert sich im Mittelfeld in vier
Fensterachsen. Die Giebelseiten des Gebäudes sind jeweils mit einer
Fensterachse und abschließendem Giebel versehen. Auf dieser Achse ist
im Inneren des Gebäudes der Flur angeordnet.
Die ehemals über den First hochragenden
vorgeblendeten Giebel mit Bekrönung sind auf allen vier Seiten bis auf
die notwendige Konstruktionshöhe der Giebel reduziert. Ebenfalls wurden
die Dachgauben über den jeweiligen Fensterachsen der äußeren Felder
durch Dachflächenfenster ersetzt. Die ursprüngliche Fensteraufteilung
wurde durch moderne Schwingfenster verändert.
Die Schule mit ihrer bis auf die Ziergiebel gut
erhaltenen Backsteinfassade ist ein typisches Beispiel für die
Schularchitektur Ende des 19. Jahrhunderts. Ebenso ist die heutige
Schule, benannt nach dem Mundartdichter Paul Weyers, der ihr 1973 seinen
Namen gab, durch den bis heute aufrechterhaltenen Schulbetrieb Zeuge
einer kulturgeschichtlichen Entwicklung.
Aus wissenschaftlichen, insbesondere
architekturgeschichtlichen und ortsgeschichtlichen Gründen stehen
Erhaltung und Nutzung des Gebäudes gemäß § 2 (1) des
Denkmalschutzgesetzes im öffentlichen Interesse.