Denkmale in der Stadt Nettetal

Lfd.-Nr. 189

 

Standort:

Hauptstraße 9, D 41334, Nettetal - Hinsbeck

GPS:

5119' 57,4" N   06o 16' 49,5" O

Zuständigkeit:

Privat

Baujahr:

spätes 19. Jahrhundert

Tag der Eintragung als Denkmal

3. März 2010

Quellenhinweis:

Beschreibung der Denkmalbehörde

 

 

 

 

Wohn- und Geschäftshaus in Hinsbeck

Denkmalbeschreibung:

Eingeschossiges traufständiges Wohn- und Geschäftshaus zu vier Achsen im Ortskern von Hinsbeck, entstanden wohl aus einem älteren Wirtschaftsgebäude einer Hofanlage, 18. Jh., im 19. Jh. zur Straße hin durch flachere Abschleppung des Satteldaches erweitert und vorne mit einer Backstein-Putz-Schmuckfassade versehen; seitlich rechts backsteinsichtiger Giebel (mit vermauerten alten Öffnungen und holländischen Dreiecken am Ortgang), links angebaut. Über der Eingangstür dekorativer Zwerchgiebel als Bestandteil der historistischen Schmuckfassade, die Dachfläche ansonsten geschlossen.

Innen zahlreiche historische Bauteile und –elemente, die mehrere Umbauten und Erweiterungen im 18. u. 19. Jh. belegen, so dass heute ein insgesamt uneinheitlicher, in den einzelnen Elementen aber weitgehend unverfälschter Bestand festzustellen ist. Ältester Teil wohl im rückwärtigen Bereich noch als Fachwerkkonstruktion mit teilweise erhaltenem Holzwerk und Lehmziegel- bzw. Flechtwerk-Wänden. Außerdem u.a. seltene Ziegelmauerwerks-Details (Schrägstellung der oberen Reihe in einer Wand). Im geraden Flur teilweise Sockelmalerei in Art einer Marmorierung und Schmuckboden; alte Holztreppe, Dielenböden.

Geschichte:

Das Haus befindet sich im südlichen Bereich des engeren historischen Ortskerns von Hinsbeck, an der in Nord-/Süd-Richtung verlaufenden Hauptstraße. Ursprung und baulicher Kern dieses Gebäudes und auch der benachbarten Nr. 7 und 11 gehen wohl noch auf den Beekhof zurück, eine 1858 aufgegebene Hofanlage.

Die Geschichte dieses Hofes lässt sich nach heutigem Kenntnisstand bis Mitte des 18. Jhs. zurück verfolgen. Dazu aus der Dokumentation des VVV (Zitate in kursiv):

1756-1814: Der Ackerer (Landwirt) Martin Beek besitzt hier einen Bauernhof, der die Häuser der heutigen Hauptstraße 7 bis 11 umfasste. Das Haus Hauptstraße 9 war der Viehstall, das Haus Hauptstraße 11 das Wohnhaus.

1814-1856: Nach dem Tod von Martin Beek wird sein Sohn Heinrich Beek Besitzer des Hofes. Seine Geschwister bewohnen als Mitarbeiter auf dem Hof das Haus Hauptstraße 7.

1856-1858: Heinrich Beek stirbt im Jahre 1856 ohne Erben, der Hof wird 1858 verkauft.

Nach dem Tod von Heinrich Beek wird der Hof wohl aufgelassen und aufgeteilt. Geschichte und Besitzer des heutigen Hauses Nr. 9 zwischen 1858 und 1885 sind unbekannt.

1885-1935: Johann Föhles (Schlosser, Ehrenbrandmeister der Freiwilligen Feuerwehr Hinsbeck) erwirbt das Haus und richtet im Anbau eine Werkstatt ein. 1935 verkauft er das Haus auf Rentenbasis, bleibt aber bis zu seinem Tod 1948 hier wohnen.

1935-1956: Josef und Maria Breuers, bisher Bergstraße 2, erwerben das Haus auf Rentenbasis. Er stirbt bereits 1939, seine Frau kann das Haus aber halten. 1943/44 wird der als Schanzer eingesetzte Wilhelm Sternemann bei ihr einquartiert. Sie heiraten nach dem Zweiten Weltkrieg und bleiben in Hinsbeck wohnen. 1956 verkaufen sie das Haus und ziehen nach Krefeld-Tackheide.

1956-2008: Eduard Minnaert erwirbt das Haus und richtet einen Laden für Sämereien ein.

In der örtlichen Überlieferung galten Eduard Minnaert und sein Geschäft zuletzt als Hinsbecker „Originale“, bei denen „die Zeit stehen geblieben“ war.

Denkmalwertbegründung:

Als überkommenes Zeugnis einer Hofanlage des 18. Jh., von der auch Wohnhaus und weitere Teile im Kern noch erhalten sind, mit einer im Ort mündlich und schriftlich bekannten Geschichte (s. Dokumentation v. VVV / Netteagentur) ist das Gebäude Hauptstr. 9 bedeutend für Hinsbeck, Stadt Nettetal.

Die zahlreichen historischen baulichen Details d. 18. u. 19. Jh. außen wie innen ergeben zwar kein einheitliches Bild, belegen aber umso mehr die bekannte, vom Wandel geprägte Hausgeschichte. Sie sind auch jeweils einzeln von nennenswerter Bedeutung für die Überlieferung historischer Bau- und Wohnweisen in ländlichem Zusammenhang. Zum Teil sind sie inzwischen sogar sehr selten erhalten, wie z.B. die verschiedenen Mauertechniken mit Lehmziegeln bzw. den genannten Backsteinverbünden. Erhaltung und Nutzung des Hauses liegen daher aus wissenschaftlichen, neben den ortsgeschichtlichen insbesondere architekturgeschichtlichen Gründen im öffentlichen Interesse.

Von Bedeutung ist ferner die städtebauliche Situation des Hauses. Zum einen setzt seine einfache, aber im Umfeld wirkungsvolle Schmuckfassade einen prägenden Akzent an der Hinsbecker Hauptstraße. Das Haus steht zudem traufständig in einer leichten Krümmung der Straße, die hier bereits den Turm der Pfarrkirche auf dem Hinsbecker Markt im Blick hat. So ergibt sich ein – auch gerne fotografierter – bildlicher Zusammenhang mit dem Turm als Blickpunkt und den gemischt giebel-

und traufständigen Wohnhäusern an der Straße. Haus Hauptstraße 9 ist ein wichtiger Bestandteil dieses Zusammenhangs, bei dem der vor einigen Jahren erfolgte Verlust des benachbarten Wohnhauses Hauptstraße 13 zugunsten eines Parkplatzes hingegen sehr zu bedauern ist.

An Erhaltung und Nutzung von Hauptstraße 9 besteht somit auch aus städtebaulichen Gründen ein öffentliches Interesse.

Quellen:

Archiv und Datenbank des LVR-Amtes für Denkmalpflege im Rheinland.

Materialien zur Geschichte, erstellt v. Netteagentur und Verkehrs- und Verschönerungsverein (VVV) Hinsbeck, frdl. zur Verf. gestellt v. d. UDB Nettetal u. Eigentümer Dr. Christ.