Denkmale in der Stadt Nettetal

Lfd.-Nr. 188

 

Standort:

Leuther Straße 2, D 41334, Nettetal - Kaldenkirchen

GPS:

5119' 34,1" N   06o 12' 16,6" O

Zuständigkeit:

Privat

Baujahr:

Ende des 19. Jahrhunderts

Tag der Eintragung als Denkmal

9. Juni 2008

Quellenhinweis:

Beschreibung der Denkmalbehörde

 

 

 

 

Englische Post in Kaldenkirchen

Denkmalbeschreibung:

Das Gebäude befand sich ursprünglich direkt an der Landstraße nach Leuth, von der es im Zuge des Umbaus der Unterführung der Straße unter den Bahngleisen um 1989 jedoch abgeschnitten wurde. Erhalten und für die Zweckbestimmung des Gebäudes wichtiger blieb aber die Nähe zum Grenzbahnhof Kaldenkirchen.

Wie Leo Peters in seiner Ortsgeschichte ausführt, diente das Postamt Kaldenkirchen von 1900-1914 und 1926-1939 als Grenzausgangspostanstalt für Pakete von und nach England. Die Beförderung erfolgte durch die Spedition C.A. Niessen, die 1880 die Generalagentur einer damals noch privaten niederländischen Eisenbahn übernommen hatte. Solcherart ausgerüstet, betrieb die Spedition in Verbindung mit der Reichspost den Paketpostverkehr mit England, wofür sie den Namen „Englische Post“ führte.

Es handelt sich um einen zweigeschossigen traufständigen Putzbau, mit im Erdgeschoss fünf, im Obergeschoss sechs Fensterachsen. Die Mitte ist als Risalit betont durch eine Lisenenrahmung, die im Dachbereich in einen Dreiecksgiebel mit Giebelaufsatz übergeführt wird. Auch die seitlichen Hausgiebel besitzen akroterionartige Aufmauerungen an den Kanten und auf dem First. Geschoss- und Traufgesims sind als Deutsches Band bzw. Klötzchenfries betont, die an den Gebäudekanten in Ecklisenen münden bzw. um diese verkröpft sind. Die hochrechteckigen Fenster- und Türöffnungen sind zeittypisch mit Segmentbogenstürzen gemauert. Die vorhandene T-Teilung der Fenster dürfte der Ursprünglichen entsprechen.

Die Gebäuderückseite ist ohne Binnengliederung schlicht gehalten und besitzt einen Treppenhausvorbau, der auf Sturzhöhe der Obergeschoss-Fenster mit einem Pultdach ansetzt. Die beiden Giebelflächen sind bis auf je zwei kleine Fenster im Dachgeschoss geschlossen, auf der rechten sind größere Fragmente einer alten Reklamemalerei der Spedition erhalten, welche die Verbindung von Hoek van Holland nach England symbolisiert.

Im Inneren sind nur noch geringe Reste ursprünglicher Raumorganisation oder -ausstattung erhalten. Bemerkenswert sind die originale Treppe (gerade gegenläufig mit Wendepodest) und der in gutem Zustand befindliche Dachstuhl. Einige alte Türen, darunter im EG eine zweiflügelige Schiebetür, können eventuell weiterverwendet werden.

Die beiden jüngeren eingeschossigen Anbauten links und rechts an die Giebel (um 1910) sind baulich stark gestört und werden nicht zum Baudenkmal gerechnet.

Als bis heute sprichwörtliche „Englische Post“ (ehem. Gebäude der Paketpostabwicklung mit England) ist das Gebäude Leuther Straße 2 in Kaldenkirchen bedeutend für die Stadt Nettetal. Es handelt sich um ein im wesentlichen gut und anschaulich erhaltenes Gebäude des späten 19. Jahrhunderts, an dem die frühe Zeit eines für die Ortsgeschichte Kaldenkirchens bedeutenden Wirtschaftszweiges noch anschaulich erlebbar ist. Hierzu nochmals Leo Peters in seiner Ortsgeschichte Kaldenkirchens (S. 440 f.): „Von größter Bedeutung für die Grenzstadt wurde das Transport- und Speditionsgewerbe. Das älteste Unternehmen der Branche wurde 1819 von Peter Wilhelm Kauwertz gegründet. (...) Allein zwischen 1910 und 1937 kam es zur Gründung von 13 Speditionen am Ort.“ An der Erhaltung und Nutzung besteht daher aus wissenschaftlichen, hier orts- bzw. wirtschaftsgeschichtlichen Gründen eine öffentliches Interesse. Die Voraussetzungen des § 2 (1) Denkmalschutzgesetz NRW für die Einstufung als Baudenkmal sind daher erfüllt.

Literatur: Leo Peters: Geschichte der Stadt Kaldenkirchen. 2 Bde., Kleve 1998.