Denkmale in der Stadt Kempen

Lfd.-Nr. 200

 

Standort:

Oedter Straße 7, D 47884, Kempen 

GPS:

5121' 25,9" N   06o 25' 09,0" O

Zuständigkeit:

Privat

Baujahr:

1901

Tag der Eintragung als Denkmal

23. März 1993

Quellenhinweis:

Beschreibung der Denkmalbehörde

 

 

 

 

Wohnhaus der Arnoldsiedlung in Kempen

linke Haushälfte

        

Denkmalbeschreibung:

Die Eisenmöbelfabrikanten Louis und Carl Arnold aus Schorndorf bei Württemberg ließen sich im Frühjahr 1901 in Kempen nieder. Gleichzeitig mit den Bauarbeiten für das Werksgelände in der heutigen Arnoldstraße begann die Errichtung der Werkswohnungssiedlung. Mit der Planung und Durchführung wurde in beiden Fällen der Düsseldorfer Architekt H. Salzmann betraut.

Die „Württembergische Siedlung“; im Volksmund auch „Schwabenheim“ genannt, trug erheblich zur wirtschaftlich-sozialen Bereicherung Kempens bei, so dass der „Volksfreund“ in seiner Ausgabe vom 24. August 1901 schrieb:

„ Die von der Firma Arnold am Peschbenden errichtete Arbeiterhäuser sind die reinsten Villen und beleben die Gegend in angenehmer Weise.“ Tatsächlich sind die Arnoldschen Werkswohnungen für damalige Wohnverhältnisse luxuriös und aufgrund ihrer sozialgerechten Ausführung reformerisch. Die sechs zweigeschossigen Häuser boten Raum für jeweils vier Familien. Die Wohnungen waren hell und großzügig konstruiert und verfügten bereits über getrennte Wohn- und Schlafzimmer, Küche und Vorratskammer, was in de r damaligen Zeit keine Selbstverständlichkeit, sondern vielmehr Ausnahme war. Die  Mansarde war gleichfalls für Wohnzweck ausgebaut. An den weitläufigen Hof schloß sich für jede Wohnpartei ein kleiner Garten an, der frei nach Bedarf bestellt werden konnte – ein Umstand, der besonders den meist kinderreichen Familien entgegenkam.

Fortschrittlichkeit lässt sich auch in der optischen Erscheinung der Siedlung erkennen. Die einheitliche Gestaltung und die Ausgewogenheit der Proportionen geben den Häusern eine klare, überschaubare Linie. Zweckdienlichkeit ist das übergeordnete Prinzip, so daß der in Ansätzen vorhandene Schmuck, der sich noch an klassischen Vorbildern orientiert, nicht mehr plastisch ausgeformt, sondern nur noch farblich als Inkrustation abgesetzt ist. Auffallend ist die traditionelle Dreiteilung der Fassade in Sockel-, Mittel- und Dachgeschoß. Das Sockelgeschoss, in dem die unteren beiden Wohnungen liegen, wurde in dem roten Ziegelmauerwerk belassen. Darüber schließt sich weißer Putz an, der über das Mittelgeschoss bis unter das sogenannte Walmdach reicht. In der Mitte des Daches befindet sich eine Gaube, ein kleiner überdachter Ausbau, in dem die Mansardenfenster untergebracht sind. Optisch belebt wird die Fassade durch ziegelrote waage- und senkrechte Gliederungen. Die Senkrechten entsprechen den Säulen des antiken Tempelbaus, der in der Architektur gerne zitiert wird. Die Waagerechte, die wie ein Gurtgesims das Gebäude umschließt, markiert die zweite Etage. Die Fenster schließen in einem Rundbogen ab, eine Form, die auf die Renaissance zurückgeht. Das Motiv des Rundbogens wird noch einmal durch die über den Fenstern liegende Rahmung aus roten Ziegeln aufgegriffen.

Die Württembergische Siedlung als Zeitzeuge der Industrialisierung ist ein Teil der Kempener Stadtgeschichte, die es zu bewahren und erhalten gilt. Die Erhaltung liegt im öffentlichen Interesse.