Denkmale in der Stadt Neuss |
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Nr. 2/016 |
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Standort: Further Straße, D 41462 Neuss - Furth GPS: 51o 12' 12,7" N 06o 40' 59,1" O Zuständigkeit: Bundesbahn Baujahr: ab 1846 Tag der Eintragung als Denkmal: 19. Oktober 2004 Quellenhinweis: Beschreibung bzw. Teilbeschreibung der Denkmalbehörde
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Eisenbahnbrücke, Stützmauer, Verbindungsmauer mit Vorplatz in Neuss - Furth
Denkmalbeschreibung: 1846 konstituierte sich die Aachen-Düsseldorfer Eisenbahngesellschaft. 1853 führte bereits die Linie Aachen-Oberkassel über Neuss. 1856 folgte die Strecke nach Krefeld, 1869 Neuss-Düren, 1879 Neuss-Viersen. Die nivaugleiche Führung von Bahn und Straße hatte jedoch bei beiden Verkehrssystemen zunehmend Unzuträglichkeiten zur Folge. 1891 wurde deshalb eine erste Planung zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse vorgelegt, der bis 1899 zwanzig weitere Planungsstadien folgten. 1899 bis 1911 erfolgten schließlich der Umbau und die Höherlegung der innerstädtischen Bahnanlage und der Verlegung der aus der Stadt herausführenden Trassen auf Dämme. Dies betraf allerdings nicht das Empfangsgebäude des Hauptbahnhofes. Die hohen Bahndämme riegelten das Stadtgebiet noch Norden und Westen ab. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde durch die Anlage neuer Durchbrüche Abhilfe geschaffen. Die vier Brücken über die Further Straße wurden am Beginn der 1950er Jahre nach Kriegsbeschädigungen unter weitgehender Erhaltung der ursprünglichen Konstruktion und Erscheinungsformen der Brücken instandgesetzt. Die gegenwärtige Situation im Bereich des Hauptbahnhofes ist bis auf den heutigen Tag ein deutlicher Hinweis auf die Verkehrsgeschichte der Stadt: Zwei Eisenbahngesellschaften, die Bergisch-Merkische und die Rheinische Eisenbahngesellschaft versorgten Neuss mit dem Anschluß an die weite Welt. Beide Trassen berührten sich im Bahnhof Neuss, im Norden liegt die Trasse der ehemals Bergisch-Merkischen, im Süden die der einstigen Rheinischen Eisenbahn. Nach den 1905 verfassten Plänen der Königlichen Eisenbahn-Bauabteilung in Neuss und unter Revision durch die Königliche Eisenbahn-Direktion Köln plante man zwei flachgewölbte schmiedeeiserne Zweigelenk-Bogenbrücken mit aufgeständerter Fahrbahn. Die genieteten Walzeisenkonstruktionen sind jeweils zweiteilig angelegt, sodaß im Ganzen vier unabhängige Brückenbauwerke entstanden sind, die den tunnelartigen Eindruck einer so tiefen Überführung abmildern helfen. Die Stirnansichten werden dominiert von den unverblendeten Kappenansichten. An der westlichen Außenseite finden sich Rotsandstein-Pylonen gemäß der Urspungsplanung, das Geländer ist hier in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg erneuert. Im Osten dagegen ist das nördliche Widerlager erneuert, das Geländer jedoch im Ursprungszustand erhalten. In ähnlich flacher Bogenkonstruktion ausgeführt ist die quer dazu angeordnete Überführung über der Auffahrt zum Inselbahnhof in steinverkleideter Ansicht. Gegenüber der Zufahrt zum Inselbahnhof bildet eine wohl in den dreißig Jahren entstandene Geschäftsfront den Abschluß des durch die vier Brücken über die Further Straße gebildeten Binnenbereiches. Die Bauten sind bedeutend für die Geschichte der Städte und Siedlungen sowie für die Entwicklung der Arbeits- und Produktionsverhältnisse. Ihre Erhaltung liegt im öffentlichen Interesse, da für sie künstlerische, wissenschaftliche und städtebauliche Gründe vorliegen. Die Brücken repräsentieren den Stand der Eisenkonstruktionstechnik am Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Konstruktionsform wird im Sinne eines ästhetischen Schauwertes sichtbar gelassen, jedoch auch noch gerahmt und hinterfangen durch Elemente der konventionellen Steinarchitektur mit aufwendigen Zierformen. Das aus vier Brücken über die Further Straße, die Querbrücke sowie die Gestaltung der Platzrückwand gebildete Ensemble ist das Geschichtszeugnis der Verkehrsentwicklung nach der Verstaatlichung der Eisenbahn in Deutschland, die allenthalben die Höherlegung innerstädtischer Bahntrasse zur Lösung der durch die Eisenbahn entstandenen Verkehrsprobleme zum Inhalt hatte. Städtebaulich besitzen die Brücken so etwas wie Stadttorcharakter, da sie den Übergang von der geschlossenen bebauten Innenstadt zur andersartig entstandenen und von Gewerbeansiedlung charakterisierten Nordstadt darstellen. Sie besitzen damit auch eine Orientierungsfunktion im Stadtgefüge. |