Denkmale in der Stadt Neuss |
||
Nr. 1/363 |
||
Standort: Büchel 43, D 41460 Neuss GPS: 51o 11' 56,8" N 06o 41' 26,7" O Zuständigkeit: Privat Baujahr: 1629 Tag der Eintragung als Denkmal: 1. Februar 2011 Quellenhinweis: Beschreibung bzw. Teilbeschreibung der Denkmalbehörde
|
|
Wohnhausfassade und Keller in Neuss Denkmalbeschreibung: 1629 erbaut; im 2. Weltkrieg bis auf Straßenfassade und Keller zerstört; Putzfassade des 17. Jh., 3-geschossig in 2 Achsen, 2 Speichergeschosse, giebelständig mit 2-fach geschweiftem profiliertem Giebel; EG seit 1868 durch Ladeneinbau mehrfach verändert; Fenster in den OG mit profilierter Rahmung und Sohlbänken; zwischen dem 2. OG und dem 1. Speichergeschoß Jahreszahl 1629, Fenster des 1. Speichergeschosses mit einfachen Gewänden zwischen gesprengtem Profilgesims; im 2. Speichergeschoss profiliertes Ochsenauge zwischen 2 Profilgesimsen; segmentbogenförmiger Giebelabschluss auf auskragendem Gesims. Keller Büchel 43 und 45 Die Keller von Büchel 43 und 45 bildeten zu ihrer Entstehungszeit eine Einheit. Der ürsprüngliche Keller war fast quadratisch; an der Straßenseite am Büchel maß er mit den Aussenkanten ca. 9,6 m; nach Osten erstreckte er sich 9,2 m weit in das Grundstück. Er war knapp 5 m in den Boden eingetieft. Auf Grund der quadratischen Grundrisse lässt sich das an dieser Stelle ursprünglich eingerichtete Gebäude als Turri-Wohnturm-klassifizieren, eine Gebäudeart, die dem Demjon des Bürgerhauses entlehnt ist. Zum Ende des 12. Jahrhunderts dienten Wohntürme als feudaler Adelssitz in der Stadt. Ein Turris stand in der Regel frei, das in Reihe gebaute bürgerliche Giebelhaus entstand erst zu Beginn des 13. Jahrhunderts. Bei einer Begehung und Vermessung der Keller 43 und 45 konnten drei der mittelalterlichen Außenmauern dokumentiert werden. Der Keller unter dem Haus Nr. 43 nach einem Bombentreffer 1,7 m aufgefüllt und vor der mittelalterlichen, südlichen Kellermauer eine Betonstütze angebracht. Aber auch unter Haus Nr. 43 sind wie unter dem Nachbarhaus Nr. 45 die westliche Stirnwand zum Büchel und die östliche Außenwand des hochmittelalterlichen Kellers erhalten. Das Baumaterial dieser Wände besteht aus kleinen bis mittelgroß zugeschlagenen Basalten, Kieseln Schiefer, Grauwacke und Tuffen in unregelmäßiger Setzung in Mörtelbindung. Bis auf die Basaltbruchstücke und die Kiesel handelt es sich dabei um römisches Abbruchmaterial in Zweitverwendung. Die nördliche Außenwand ließ sich unter dem Keller Nr. 45 ab einer Tiefe von rund 2m unter OK bis zur Sohle in einer Tiefe von knapp 5 m dokumentieren. Das Mauerwerk ist neuzeitlich gekälkt worden, doch zeichnet sich die Mauerwerkstruktur deutlich ab. Das Mauerwerkbesteht größtenteils aus ungewöhnlich großen Basalten mit einer Kantenlänge von bis zu 90 cm und einer Stärke von bis zu 45 cm. Bei den Querschnitten der Basalte lässt sich keine fünf- oder sechseckige kristaline Struktur der Säulenbasalte erkennen. Die sehr kompakten und harten Säulenbasalten (sog. Unkelsteine wurden im 13. Jahrhundert in den Steinbrüchen des Erzbischofs Konrad von Hochstaden bei Linz gebrochen und gewöhnlich in Neusser Klöstern und im Wehrgang der Stadtmauer erbaut. In der Nordwand angetroffenen Basalte unterscheiden sich deutlich. Offensichtlich handelt es sich hier um porösere Basalte aus dem Mayener Grubenfeld. Diese Basalte haben ein Blasenvolumen bis zu 25%, da die ausfließende Basaltlava durch die schnelle Abkühlung nicht vollständig entgasen konnten. Entsprechend leichter ist der Stein. Dies erklärt warum er in den angetroffenen Großformaten in den Kellerwänden verbaut werden konnte. Säulenbasalte dieser Größe wären von zwei Personen nicht mehr zu heben. Der Keller ist in der Zeit vor 1200 vor dem Stadtmauerausbau Konrad von Hochstaden zu datieren. Ob der ursprüngliche Keller mit einem Kreuzgratgewölbe abgeschlossen war oder nur eine Balkendecke trug, ist nicht mehr feststellbar. Im 17. Jahrhundert wurde die Parzelle über dem quadratischen Keller geteilt. Vielleicht war der alte Wohnturm dem Stadtbrand von 1586 zum Opfer gefallen. Im Zuge der Neubebauung entstanden zwei längliche Giebelhäuser, die mit der Schmalseite an den Büchel grenzten. Der Keller wurde durch eine Feldbrandziegel-Trennwand in zwei schmale Hälften geteilt. Die neu entstandenen Längskeller wurden mit einer Feldbrandziegeltonne überwölbt. In den Keller des Hauses 45 wurde im 19. Jahrhundert bei – 2,55 m unter OK eine Zwischendecke eingezogen. Sie ruht auf zwei quer zur Längsachse ausgerichteten flachen Gewölben. Unter Haus Nr. 43 lässt sich eine Zwischendecke nicht mehr nachweisen. Das Objekt ist ein wichtiges Zeugnis der Stadtgeschichte. Die Fassade zeigt die typische Fassadengestaltung des 17. Jahrhunderts. Trotz der Veränderungen liegen Erhaltung und Nutzung aus städtebaulichen Gründen im öffentlichen Interesse.
|