Denkmale in der Stadt Mönchengladbach |
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Nr. V 033 |
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Standort: Viersener Straße 161, D 41063 Mönchengladbach - Mitte GPS: 51o 12' 11,8" N 06o 25' 33,5" O Zuständigkeit: Privat Baujahr: 1910 Tag der Eintragung als Denkmal 23. Oktober 2012 Quellenhinweis: Teilbeschreibung der Denkmalbehörde
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Wohnhaus in Mönchengladbach - Mitte
Denkmalbeschreibung: Das Gebäude Viersener Straße
161 liegt außerhalb des mittelalterlichen Stadtkerns und noch nördlich
des neuen Wasserturms in Nähe der Franziskanerstraße auf der
westlichen Seite (Gemarkung Mönchengladbach-Land) der Ausfallstraße
nach Viersen. Das dreigeschossige Gebäude
mit markantem, die rechte Haushälfte über der Toreinfahrt auf das rückwärtige
Grundstück einnehmendem Zwerchhaus unter Satteldach, segmentförmig im
1. OG angelegtem Erker, der im 2. OG einen kleinen Austritt aufnimmt,
einem mit Schiefer in Altdeutscher Deckart am Dachfuß und dekorativer
Coquettes-Deckung an der Wandfläche des verkleidetem 2. OG und
Doppelmuldenziegel auf dem Satteldach reiht sich in die neuzeitliche
Reihenbebauung der Straße ein. Die Straßenfassade ist glatt
verputzt, nur im EG sind bis zur Kämpferhöhe die mit horizontalen
Scheinfugen angelegten Putzbänder farblich abgesetzt. Das Portal wird
von einer geometrisch gestalteten Putzrahmung mit kräftiger Verdachung
betont, die Jugendstil-Haustür mit Brief- und separatem Einwurf für
Zeitungen aus Kupfer ist original erhalten. Leicht hochrechteckig sind
das einzige und dreigeteilte EG-Strulpflügelfenster mit Oberlicht und
das Durchfahrtsportal mit doppelflügeligen Türblättern in die Fassade
eingeschnitten. Im 1. OG finden sich hochrechteckige, durch schmale
umlaufende Putzstreifen abgesetzte Fensteröffnungen mit den originalen
Rahmungen, die in den Oberlichtern eine Sprossung zeigen. Über dem
Hauszugang befindet sich das einzige Stulpflügelfenster des Geschosses.
Das Gestaltungsmotiv wiederholt sich auch im 2. OG, allerdings sind die
Austritte auf den kleinen Balkon als Stulpflügelkonstruktion
ausgebildet. Auf der straßenseitigen Dachfläche ist eine flache, aber
breite Gaube mit liegenden Fensterformaten angeordnet. Im Giebelfeld des
Zwerchhauses wiederholt sich das Fenstermotiv mit stehenden Formaten. Die Gartenfassade ist glatt
verputzt und nicht gestrichen. Im 1. OG ist über der Durchfahrt ein
dreiseitiger Erker angeordnet, der vor der benachbarten Küche in einen
mit Balustern besetzten Balkon und anschließendem Treppenlauf in den
Garten übergeht. Alle Fensterformate der Gartenfassade sind als sehr
schmale, hochrechteckige Fensteröffnungen mit vorgebauten Rollläden
ausgebildet. Auch hier haben sich die originalen Holzrahmen, z. T. mit
Stulpflügelkonstruktionen an den breiteren Öffnungen, erhalten. Das Innere ist in seiner
Grundrissgestaltung und baulichen Ausstattung original erhalten. Dies
betrifft - die Grundrissanlage mit den
jeweiligen Raumfolgen, - die Türblätter und
-rahmungen, - die geometrischen
Stuckaturen im EG und 1. OG (Jugendstil), - das Treppenhaus mit
geschnitztem Antrittspfosten, den Geländern und der z. T. als
Bleiverglasung erhaltenen Staubdecke über dem Treppenauge, - das Eingangsfoyer mit
Marmorverkleidung an den Wänden und keramischen Bodenfliesen
(Schachbrettmuster), - einer vom Flur aus zugänglichen
Toilette mit bauzeitlicher Drückergarnitur, - einem Bad mit bauzeitlicher
Drückergarnitur, Badewanne und Keramikbecken im 2. OG, - einem Heizkörper in der Küche
mit doppeltürigem Wärmefach, - die jeweiligen Bodenbeläge
(Fliesen in Küche und Bad (Schachbrettmuster auf den Böden,
quadratische Fliesen an den Wänden), Dielung in den Wohnräumen), - z. T. die Beleuchtungskörper. Das Gebäude stammt aus dem
Beginn des 20. Jh. In den Unterlagen der Katasterverwaltung wird es
zwecks Gebäudebesteuerung erstmals 1913 fassbar. Bauherr sind der
Kaufmann Mathias Barth und seine Ehefrau Elisabeth geb. Esters. Barth
erscheint erstmals 1912 als Bewohner des Gebäudes Viersenerlandstraße
43, 1916/17 betreibt er eine Likörfabrik. In späteren Jahren geht es
in das Eigentum des aus Bergneustadt bei Gummersbach stammenden,
protestantischen Tuchgroßhändlers Walter Hackländer über. Er bezieht
laut Meldekarte das Gebäude im Jahr 1918. Hackländer ist seit
7.4.1921in zweiter Ehe mit der Jüdin Mally Blumenthal verheiratet. Die
Ehe wird 1930 geschieden, Mally Blumenthal-Hackländer führt das ihr
gehörende Textilgeschäft wohl bis zum Jahr 1932 und ihrem angeblichen
Umzug nach Düsseldorf weiter. (Erckens, 1988: 399) Der Verlagsdirektor Hans
Pepinski, zuerst in der Rheinischen Druckerei (früher: Druckerei des
Volksvereins) und danach in der 1825 gegründeten Druckerei Kühlen tätig,
erwirbt nach Aussage seiner 1920 geborenen Tochter um 1935 das Gebäude
von Walter Hackländer. Seine zweite Tochter bewohnt das Haus Viersener
Straße bis zu ihrem Tod 1995. Ende des Jahres 2012 wird das Gebäude
nach langem Leerstand verkauft und saniert. Das Gebäude Viersener Straße
161 dokumentiert den neuzeitlichen Stadtausbau nördlich des Stadtkerns
von Mönchengladbach entlang der Ausfallstraße nach Viersen zu Beginn
des 20. Jh. Als Vertreter der Reformarchitektur (Straßenfassade) zeigt
es in Baudetails (z. B. Haustür, Haustürrahmung, Innenstuck)
Gestaltungsformen unter Einfluss des Geometrischen Jugendstils. Die
weitestgehend originale Erhaltung im Äußeren und Inneren erlaubt
authentische Einblicke in das zeitgenössische Baugeschehen, die
Gestaltung und Ausstattung von Wohnbauten und die Lebensweise des
gehobenen Bürgertums zu Beginn des 20. Jh. Das Objekt ist bedeutend 1. für die Geschichte des
Menschen und 2. für Städte und Siedlungen. An seiner Erhaltung und
Nutzung besteht ein öffentliches Interesse aus 1. wissenschaftlichen Gründen, 2. architekturgeschichtlichen
Gründen (frühes Dokument der Stilepoche; original erhalten im Inneren
und Äußeren), 3. ortsgeschichtlichen Gründen
(Wohnhaus der Familien Barth, der protestantisch-jüdischen Familie
Hackländer-Blumenthal und der Familie Pepinski), 4. städtebaulichen Gründen
(unverzichtbarer Teil des Ensembles im Stadterweiterungsgebiet des
19./20. Jh. nördlich des Stadtkerns).
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