Denkmale in der Stadt Mönchengladbach

 Nr. B 024

 

Standort:

Berger Dorfstraße 53a,  D 41189 Mönchengladbach - Wickrathberg

GPS:

5106' 43,0" N   06o 24' 59,6 O

Zuständigkeit:

Privat

Baujahr:

2. Hälfte des 11. Jahrhunderts, nach 1200, 15., 16., 17. Jh., Ende 19. Jh. 1997- 2004

Tag der Eintragung als Denkmal

4. Dezember 1984

Quellenhinweis:

Teilbeschreibung der Denkmalbehörde

 

 

 

 

Evang. Pfarrkirche in Wickrathberg

Denkmalbeschreibung:    

Die evangelische Pfarrkirche ist ein geosteter Kirchenbau in Anlehnung an basilikale Formen. Dreischiffiges und dreijochiges Langhaus, an das sich die von je zwei jüngeren Seitenschiffjochen flankierte Chorapsis mit geradem Chorschluß im Osten und dem an der Westseite vorgesetzten Turm unter geschweiftem Barockhelm anschließt. Flankiert wird der Turm auf der Südseite von einem Seitenschiffjoch, das eine Tür (lateinische Schultür) aufnimmt. Reste staufischer Bogenfriese auf Klötzchenkonsolen blieben an den alten Hochschiffwänden unterhalb der ehemaligen Traufen des romanischen, aus Tuffstein erbauten, niedrigen Langhauses erhalten. Heute sind sie weitgehend unter den jüngeren Pultdächern der erhöhten Seitenschiffe des 15. Jh. verborgen, ebenso wie die nachträglich vermauerten Kleeblattfenster und die - durch die Lage von Gesimsen - erkennbaren Ansätze der älteren Seitenschifffirste. An der Chorostwand blieb ein steigender Bogenfries erhalten, der von einem jüngeren Fenster durchbrochen wird, das dem unteren Teil eines vermauerten Kreisfensters mit eingeblendetem Rundstab aufsitzt. Auch das südliche Seitenschiff zeigt Reste eines Bogenfrieses, das nördliche Seitenschiff Tuffsteinmauerflächen. Der Westturm aus Bruchsteinmauerwerk besitzt Auszwickungen von Römerziegeln, die von Trümmerstellen aus der Umgebung Wickrathbergs stammen dürften. Der Chorraum ist geprägt von einem im 15. Jh. durch den Einbau zusätzlicher Rippen zum Sterngewölbe erweiterten älteren Kreuzrippengewölbe. In den Raumecken sitzen die älteren Rippenanfänger kleinen, als hockende Figürchen ausgebildeten Konsolen auf. Die jüngeren Rippenanfänger laufen schwalbenschwanzförmig aus. Mit der Erhöhung des Langhauses ging die Verwendung von Feldbrandsteinen anstelle der beim Vorgängerbau verwendeten Tuffsteinziegel einher. Dadurch ist die staufische Bauepoche des beginnenden 13. Jh. von der nachfolgenden, in das 15. Jh. zu datierenden Erweiterung der Kirche klar unterscheidbar. Das südliche Seitenschiff ist von sieben Fenstern und einer Tür, das nördliche Seitenschiff von vier Fenstern und einer Tür belichtet. In den seitlichen Hochschiffwänden sind jeweils vier Fenster und ein Fenster in der Chorostwand eingeschnitten. Alle Fenster sind stichbogig mit Natursteinrahmung aus Liedberger Sandstein gestaltet. Das durch ein Kreuzrippengewölbe des 15. Jh. geprägte Langhaus besitzt ein mit Schiefer in altdeutscher Deckart eingedecktes Mansardwalmdach. Die steile Mansarddachfläche zeigt je zwei Dachgauben an den Langseiten und eine in der Giebelfläche über der Chorostwand, alle Gauben besitzen doppelflügelige Schlagläden. Nach Osten abgewalmte Pultdächer liegen über den kreuzgewölbten quadratischen Seitenschiffjochen, ebenfalls mit Moselschiefer in altdeutscher Deckart eingedeckt. Ebenso der barocke Turmhelm mit geschweifter Haube, je zwei Schallöffnungen und je einem Zifferblatt der Turmuhr zu jeder Seite. Das Innere wird durch eine seltene Rokoko-Ausstattung des späten 18. Jh. geprägt, die aus Orgelempore, Orgelprospekt, Kanzel mit Schalldeckel, Schöffenbank und gräflicher Patronatsloge, Grafenstuhl genannt, besteht. Der Grafenstuhl ist in das Nordschiff eingebaut und grenzt unmittelbar an den Chor. Das Fenster der Patronatsloge besitzt ein gesprosstes Oberlicht und ist von Lisenen mit geschnitztem Faltenwurf gerahmt. Bekrönt ist es durch ein aufwendiges Rahmenwerk mit Wappen der Grafen von Quadt. Zwei Bären flankieren das Allianzwappen der Familie. In dessen aufgelegtem Herzschild sind zwei Wechselzinnenbalken (Quadt) zu sehen, links oben (heraldisch rechts) steht ein Adler für die Herrschaft Wickrath, darunter ist das Wappen der Herrschaft Loenen (Gelderland) eingefügt, rechts oben (heraldisch links) ist das Wappen der Herrschaft Wildenborch (Gelderland) und darunter das Wappen der Exklave Schwanenberg (bei Erkelenz) zu sehen. Im Schildfuß befinden sich die Schlüssel des Geldrischen Erbhofmeisteramtes. Die Schöffenbank steht vor einer kassettierten Wandvertäfelung, deren geschnitztes Rankenwerk den unteren Teil des Fensters in der Chorostwand flankiert. Die über oktogonalem Grundriß erbaute Kanzel folgt in ihrer stilistischen Ausgestaltung mit kassettierten Holzfeldern den Formen der übrigen Rokokoausstattung. Von der von Jakob Engelbert Teschenmacher (1711-1782) aus Wuppertal gebauten Orgel ist lediglich der Orgelprospekt erhalten. Bei

der Erneuerung der Orgel während der 80er Jahre des 20. Jh. wurde dem neuen Instrument sein ursprüngliches, introvertiertes Gepräge zurückgegeben. Im Glockenstuhl haben sich zwei Glocken aus dem Jahre 1449 erhalten, die von dem Venloer Glockengießer Johann von Venlo gegossen wurden.

Das Objekt ist aus städtebaulichen, bauhistorischen, architekturhistorischen, kunsthistorischen Gründen als wertvolles Baudenkmal unbedingt schützenswert.