Kreuze, Figuren und Bildstöcke in der Stadt Viersen
Standort: Bergstraße / Heiligenberg, D 41749
Viersen - Süchteln GPS: 51o 16' 55,7" N
06o
21' 55,4" O Zuständigkeit: Nachbarschaft Baujahr: 1704 Tag der Eintragung als Denkmal 23. März 2004 Quellenhinweis: Beschreibung der Denkmalbehörde |
7 Fußfallstationen in Süchteln
1. Station 2. Station 3. Station
4. Station 5. Station
6. Station 7. Station Standort: Die Fußfallstationen in Süchteln befinden sich von der Bergstraße empor zum Heiligenberg im Stadtteil Süchteln. Die Stationen stehen mit der Nr. 449 in der Denkmalliste Viersen unter Denkmalschutz. Denkmalbeschreibung: In Süchteln begleiten seit 1704 sieben Fußfallstationen den Weg von der Pfarrkirche St. Clemens im Ortskern zur 1664 auf den Süchtelner Höhen errichteten Irmgardiskapelle. Dieser Weg, die heutige Bergstraße, wird schon im Kirchen-Lagerbuch von St. Pantaleon von 1589 unter dem Namen “Naffers Wegh” verzeichnet. Der Begriff Fußfall leitet sich ab von den Kniefällen des Beters vor den Stationen . Es war üblich vor den Fußfällen bei besonderen Anliegen z.B. Krankheits- und Sterbefällen zu beten. Die Kreuzwegandacht entsteht im späten 15. Jahrhundert als Ersatz für die Pilgerfahrt nach Jerusalem. Der Leidensweg Christi wird in Lage und Entfernung den realen Verhältnissen entsprechend übernommen. Die sieben Kreuzwegstationen an der Bergstraße in Süchteln sind der sogenannten Römerfahrt nachgebildet. Die in 7 verschiedenen Kirchen Roms aufgestellten Abbildungen des Leidens Jesu zeigen folgende Szenen: 1. Am Ölberg
2. Geißelung
3. Dornenkrönung
4. Verspottung
5. Kreuztragung
6. Annagelung
7. Kreuzestod. Eine
Inschrift am Giebelfeld der ursprüngliche ersten, heute zweiten Station
gibt den Süchtelner Schultheißen Peter Hermann May und seine Ehefrau
Maria Agnes Halveren als Stifter und den 04. Mai 1704 als Datum der
Errichtung an: EX
VOTO . PETRUS HERMANN (US) MAY / PRO TEMPORE PRAETOR ET MARIA (-) /
AGNES HALVEREN . CONIUGES . 1704, / den 4. MAY Alle 7 Stationen haben die
gleiche äußere Form: in einem pfeilerartigen Aufbau aus
Werksteinquadern befindet sich eine tiefe quadratische Nische, die mit
einem schmiedeeisernen Gitter verschlossen ist. Jede Nische enthält ein
Terrakotta-Relief des Bildhauers Bernhard Imhoff aus Köln, der sie 1880
als Ersatz für ältere entwarf. Seit einer Restaurierung im Jahre 1984
werden die Reliefs durch Panzerglasscheiben geschützt. Über der Nische
befinden sich ein vorkragendes Gesims und ein etwas zurücktretender
giebelförmiger Aufsatz mit verschiedenartigen Reliefs im Giebelfeld -
z. B. Totenkopf, Blumenmotive, Christuskopf. Als Bekrönung ist auf der
Giebelspitze ein kleines Kreuz angebracht. Diese Kreuze stehen als
Ersatz für diejenigen, die während der Besetzung durch die Franzosen
Ende des 18. Jahrhunderts abgeschlagen wurden. Das Ende des Stationsweges
bildet an der Kapelle ein 1706 errichtetes Hochkreuz aus Basaltlava. 1.
Fußfallstation: Am Ölberg Das Relief des 1. Fußfalles
zeigt die Ölbergszene, in der Jesus wacht und betet, während seine Jünger
schlafen. Im Hintergrund sieht der Betrachter eine schwach angedeutete hügelige
Landschaft, die nähere Umgebung wird durch einzelne Bäume
charakterisiert. Christus kniet auf dem Boden, die Arme erhoben, er
scheint sich in sein Schicksal zu fügen. Aus den Wolken ragt eine Hand,
die ihm den Kelch reicht. 2.
Fußfallstation: Geißelung Der 2. Fußfall trägt im
Giebelfeld die reliefartige Darstellung des Christuskopfes. Das Bildnis
in der Nische enthält die Geißelung Christi im Richthaus. Der
Innenraum stellt eine Art Gefängnis dar, denn die Fenster sind
vergittert. 3 Soldaten geißeln den gefesselten, nur mit einem
Lendenschurz gekleideten Christus. Er steht in leicht gekrümmter
Haltung vor dem Fragment einer Säule, der so genannten Geißelsäule.
Die Soldaten tragen kurze Röcke, 2 von Ihnen schlagen mit Ruten, einer
mit einem Seil auf Jesus ein. 3.
Fußfallstation: Dornenkrönung Das Relief im 3. Bildstock
stellt die Dornenkrönung vermutlich im Stadthalterpalast des Pilatus
dar. Der Innenraum wird durch Rundbögen, Säulen, Rundfenster und
Stufenfußboden geprägt. Jesus trägt die Dornenkrone, während 2
Soldaten mit Stöcken in den Händen neben ihm stehen. Rechts im Bild
erscheint ein Mann im langen Gewand mit einer Schriftrolle in der Hand.
Vermutlich handelt es sich um Pilatus. 4.
Fußfallstation: Verspottung Im Giebel der 4. Fußfallstation
erscheint ein rosettenförmig angeordnetes Blumenmotiv. Die bildliche
Darstellung in der Bildstocknische demonstriert die Verspottungsszene
Christi, die sich hier vor der Stadtmauer abspielt. Letztere ist als
glatt durchgehende Mauer mit einem Rundbogenfries als oberem Abschluss
wiedergegeben. Über der Stadtmauer erscheinen Häuser, im Hintergrund
eine hügelige Landschaft. Jesus steht auf einem 3-stufigen sich nach
oben verjüngenden Sockel. Er ist in einen langen Umhang gekleidet und
trägt die Dornenkrone. Er wird auf jeder Seite von jeweils 2 Männern
flankiert, die ihn verspotten. Der 1. Mann rechts von Jesus trägt ein
kurzes Gewand und eine bis zu den Knien reichende Hose, der zweite mit
einem Turban auf dem Kopf ist in ein langes Gewand gehüllt und hat den
linken Arm hoch erhoben. Auf der linken Seite kniet einer vor Jesus
nieder mit empor gehobenen, wie zum Gebet aneinander gelegten Händen.
Der andere befindet sich ganz links außen, etwas abgesondert von den
anderen. Er ist in voller Ausrüstung wiedergegeben mit Schild, Lanze,
Helm und Kriegsstiefeln. Aufgrund seiner Abwendung von der Szene scheint
er sich nicht an der Verhöhnung zu beteiligen. 5.
Fußfallstation: Kreuztragung Ein schwer erkennbares
Blumen- oder Pflanzenmotiv erscheint im Giebel der 5. Kreuzwegstation.
Die Kreuztragung ist Thema des Nischenreliefs. Im Vordergrund erscheint
eine Stadtarchitektur mit Stadtmauer und Durchgangstor. Im Hintergrund
eine Hügellandschaft mit dem Berg Golgatha, auf dem bereits 2 Kreuze
aufgestellt sind; ein Hinweis auf die beiden Schächer, die zusammen mit
Jesus gekreuzigt wurden. Letzterer im langen Gewand trägt das Kreuz.
Ein Soldat, vermutlich der Hauptmann von Kyrene, hilft ihm. 3 Frauen,
die 3 Marien, folgen Jesus aus der Stadt hinaus zur Kreuzigungsstätte.
Ein Soldat, mit Lanze und Schild bewaffnet, führt die Gruppe an. Links
unten erscheint die Signatur des Künstlers: Bernhard Imhoff. 6.
Fußfallstation: Annagelung m Relief der 6. Station ist
die Annagelung ans Kreuz dargestellt. Auf dem Berg Golgatha liegt das
Kreuz Christi auf dem Boden, er selbst ist bereits daran gefesselt. 2
Soldaten nageln Jesus an Händen und Füßen ans Kreuz. Ein 3. Soldat
steht mit Schild und Lanze neben der Szene. Weit im Hintergrund
erscheinen die drei verzweifelten, weinenden Frauen, von denen eine die
Arme zum Himmel erhebt. Auch auf diesem Relief befindet sich die
Signatur: Bernhard Imhoff. 7.
Fußfallstation: Kreuzestod Die 7. und letzte
Kreuzwegstation befindet sich auf der Anhöhe unweit der
Irmgardiskapelle. Das Nischenbildnis gibt Christus Tod am Kreuz wieder.
Dabei handelt es sich nicht um das seit der Gotik übliche
Dreinagelkruzifix, sondern um das Viernagelkruzifix, hier werden die Füße
Jesu, die auf einer kleinen Konsole ruhen nebeneinander ans Kreuz
geschlagen. Im Bildvordergrund erscheinen wiederum die 3 Frauen mit
trauernden, verzweifelten Gebärden, eine von ihnen, vermutlich Maria
Magdalena, umklammert auf den Knien liegend den Kreuzfuß. Die volksreligiöse Tradition
der sieben Fußfälle entstand im Spätmittelalter und hatte, ausgehend
von Süddeutschland und danach bis in die Niederlande ausgreifend, ihre
größte Bedeutung im 17. und 18. Jahrhundert. Sie ist angelehnt an die
Erzählung, wonach Christus bei seiner Passion siebenmal unter dem Kreuz
gefallen sei. Nachweislich spielt jedoch auch die Symbolik der Zahl
“7” für sich genommen eine große Rolle bei den verschiedenen
Formen von Gebetsritualen für Sterbende oder Tote, welche an solchen Fußfällen
statt fanden. Das Rheinland gilt dabei als
ein Zentrum des Fußfall-Brauchtums mit Nachleben bis weit in das 19.
und 20. Jahrhundert, als eigentlich schon die neuere und dann auch
“kirchenamtliche” Variante der 14 Kreuzwegstationen für die
Darstellung des Leidensweges Christi in Gebrauch war. Die 7 Süchtelner
Fußfälle vom Anfang des 18. Jahrhunderts sind dafür ein wichtiger
Beleg, gehören sie doch zu den wenigen vollständig und an ihrem alten
Ort erhaltenen Anlagen dieser Art im Rheinland (lediglich Straßenraumänderungen
machten an der Bergstraße geringfügige Umsetzungen erforderlich).
Folglich bestehen hier auch die historischen Bezugspunkte an Anfang und
Ende des Stationsweges unverändert fort (Ortskern einerseits,
Heiligenberg mit Irmgardiskapelle andererseits), so dass insgesamt eine
historische Gesamtheit von hoher Prägnanz erhalten ist. Die sieben Fußfälle an der
Bergstraße in Süchteln sind daher bedeutend für Viersen und die
Geschichte des Menschen. Aus den dargelegten wissenschaftlichen,
insbesondere religionsgeschichtlichen sowie volkskundlichen Gründen
stehen Erhaltung und Nutzung der Fußfallstationen gemäß § 2 (1) des
Denkmalschutzgesetzes in öffentlichem Interesse. Quellenhinweis: * Dritte Ausgabe 1994: Handbuch des Bistums Aachen ISBN 3-87448-172-7 * Beschreibung der Denkmalbehörde * Denkmal Nr. 449 der Denkmalliste Viersen * Die 7 Fußfälle in Süchteln, von Süchtelner Heimatverein e.V. |