Friedhofanlagen in der Stadt Viersen

 

 

 

 

Standort:

Bergstraße,  D 41749 Viersen - Süchteln

GPS:

5116' 49,2" N   06o 21' 50,3" O

Zuständigkeit:

Stadt Viersen

Baujahr:

1906

Tag der Eintragung als Denkmal

1. Februar 1991

Quellenhinweis:

Beschreibung der Denkmalbehörde

 

Historische Grabanlage Rossie in Dülken

 

 

Standort:

Die Historische Grabanlage Rossie befinden sich in der Nähe des Friedhofskreuzes auf dem Friedhof an der Bergstraße im Stadtteil Süchteln. Die Grabanlage ist ein stummer Zeuge und gibt Einblicke in vergangene Zeit. Sie ist Bestandteil der Friedhofanlage und steht mit der Nr. 214 in der Denkmalliste der Stadt Viersen unter Denkmalschutz.

Denkmalbeschreibung:

Bei dem Objekt handelt es sich um eine Familiengrabstätte mit einer Front von ca. 20 m, die durch acht mit Ketten verbundene halbhohe Säulen zum Hauptweg des Friedhofs abgegrenzt wird. Die Sandsteinsäulen, deren Schäfte aus grünem Granit gearbeitet sind, tragen kugelförmige Kapitelle. Diese Kugeln sind mit Friesen umlegt, die zahlreiche vegetabile und geometrische Ornamentik präsentieren (z.B. Akanthus, Palmetten, Laub- und Blattfries, Flechtband).

Von einem ca. 5 m hohen Rundbogen mit Dreiecksgiebel geht in halber Höhe symmetrisch zu beiden Seiten eine halbbogenförmig angelegte Pergolakonstruktion ab. Sie verläuft über drei Säulen (Sandstein/Granit) und einem klassizistischem Grabpfeiler (Zeltdach) in eine Brüstung und endet rechtwinklig in drei weiteren halbhohen Säulen, von denen die jeweils frontbegrenzende Säule mit einer Kelchschale mit reichem Ornament geschmückt ist. Auch die Basen und Kapitelle der Säulen sowie die Friese der Grabpfeiler tragen aufwendig gearbeitetes Ornament. (s.o.)

In der Sandsteinbrüstung wechseln die - in romanisches Rundbogenfries gefassten - Grabinschriften mit unbeschrifteten Teilen, die von Malteserkreuzen durchbrochen sind.

Die Grabinschriften - in Blei gegossene Buchstaben - lauten nach rechts außen verlaufend
Frau C. Adolph Rossié
geb. Elisabeth Dütting
geb. 16. Dez. 1850
gest. 3. Jan. 1937

Carl A. Rossié
königl. Kommerzienrat
geb. 11. Juni 1842
gest. 27. Dez. 1917
R.I.P.

Die Inschrift im unteren Grabpfeiler sowie die folgende Grabinschrift in der Brüstung sind zerstört.

Elisabeth Rossié
Geb. Dütting
geb. 16.12.1850
gest. 9.1.193( )

Bürgermeister
Carl Odendal
geb. 5. Aug. 1840
gest. 2. Jan. 1919
R.I.P.

Sophie Odendal
geb. Rossié
geb. 31. März 1834
gest. 14. Dez. 1914
R.I.P.

Die Inschriften nach links außen verlaufend lauten
Frau Math. Rossié
geb. Marie Moubis
geb. 1. Oktob. 1846
gest. 15. Juni 1926
R.I.P.

Mathias Rossié
geb. 5. Mai 1840
gest. 5. März 1911
R.I.P.

Im Pfeiler oben
Alfred Rossié
geb. 14.6.1888
gest. 19.6.1953

Thomas Rossié
geb. 25. Jan. 1838
gest. 17. April 1909
R.I.P.

August Rossié
geb. 24. Febr. 1836
gest. 22. Febr. 1899
R.I.P.

Clara Rossié
18. Mai 1832
20. Dez. 1851
R.I.P.

Den Mittelpunkt der Anlage bildet der - aus Sandsteinblöcken errichtete - Rundbogen mit klassizistischem Dreiecksgiebel, der einen weiteren Dreiecksgiebel mit Akroter trägt. Den Akroter schmückt ein Relief aus Mohnkapseln (Attribut des griechischen Gottes Thanatos = Allegorie des Schlafes). Der Giebelaufsatz ist mit romanischem Rundbogenfries bear-beitet und trägt als Medaillon das in den Stein gearbeitete Relief JHS.

Der Hauptgiebel ist mit romanischen Zickzackgiebeln geschmückt. Der Rundbogen wird im oberen Innenraum von einer in den Sandstein gearbeiteten - gewundenen Dornenhecke eingefasst. Darunter befinden sich links und rechts je zwei Säulenpaare (Sandstein/Granit), deren romanische Würfelkapitelle reich mit wechselndem Palmettenornament besetzt sind.

Der Bogen fasst ein weißes Marmorkreuz, auf dem sich - als aufgesetztes Relief - der Kopf des gekreuzigten Jesus findet. Mit Bart, langem Haar und Dornenkrone entspricht er dem byzentinisch geprägten Christusbild.

Vor dem Sockel des Kreuzes, der die Inschriften
Familie Carl Jos. Rossié
trägt, steht auf zwei Stufen eine Frauenfigur aus weißem Marmor in Profilansicht. Mit gesenktem Haupt, leicht gebeugter Haltung in ein Gebet versunken, verkörpert sie Maria Magdalena, die als Büßerin seit dem 14. Jahrhundert als Begleitfigur der Kreuzigungsszene zu finden ist.

Die Grabstelle wird von der Familie C.J. Rossie im Jahre 1898 erworben. Die Anlage entsteht im Jahre 1906 im "Atelier für Grabdenkmäler und Figuren D. Meinardus". Sie ist in der rechten äußeren Grabsäule signiert: D. Meinardus 1906.
Diese renommierte Düsseldorfer Werkstätte, die in dritter Generation von Siegfried Meinardus (1874 - 1932) geleitet wird, entwirft zahlreiche Grabsteine auf rheinischen Friedhöfen.

Carl Josef Rossie (1794 -1871) ist Goldschmied in Süchteln. Seine Söhne Carl Adolph, Thomas, Mathias und August gründen im Jahre 1864 die Textilfabrikation Gebr. Rossié die nahezu einhundert Jahre in Süchteln existiert.

Carl Odendal ist mit einer Schwester der Brüder Rossié verheiratet. Er ist von 1872 bis 1908 Bürgermeister in Süchteln-Carl Adolph Rossié, der jüngste der Gebr. Rossié, wird 1912 zum königlichen Kommerzienrat ernannt.

Die Grabanlage ist beispielhaft für die Sepukralkunst des Großbürgertums des Wilhelminischen Zeitalters. Ganz im Stil des Historismus vermischen sich hier romanische, gotische und klassizistische Elemente, in Form, Materialien und Ornamentik. Die aufwendig gearbeitete, dekorativ repräsentative Grabanlage soll die wirtschaftliche Bedeutung der Unternehmerfamilie widerspiegeln.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere kultur- und ortsgeschichtlichen Gründen stehen Erhaltung und Nutzung der Grabanlage gemäß § 2 (1) des Denkmalschutzgesetzes im öffentlichen Interesse.

Quellenhinweis

 *  Denkmal Nr. 248 der Denkmalliste Viersen

 *  Dritte Ausgabe 1994: Handbuch des Bistums Aachen ISBN 3-87448-172-7