Ehrenmale und Gedenken in der Stadt Viersen

 

 

Standort:

Bebericherstraße,  D 41748 Viersen - Oberbeberich

GPS:

5114' 09,7" N   06o 23' 20,7" O

Zuständigkeit:

Stadt Viersen

Baujahr:

1928

Tag der Eintragung als Denkmal

30. November 2007

Quellenhinweis:

Beschreibung der Denkmalbehörde

 

 

Ehrenmal in Oberbeberich

 

Standort:

Das Ehrenmal hat seinen Standort an der Bebericherstraße im Stadtteil Viersen - Oberbeberich

Denkmalbeschreibung:

Während zunächst die Vereine und Kirchengemeinden in den Jahren zwischen 1919 bis 1925 Denkmäler zur Erinnerung an ihre Toten des 1. Weltkrieges aufstellten, folgten ab 1926 bis 1932 die Zivilgemeinde Viersen und ihre Sektionen. In der Sektion Oberbeberich wurde dies mit einer kirchlichen Feier verbunden. Auf dem von der Familie Heinrichs zur Verfügung gestellten Platz sollte das Kriegerdenkmal auch als Sektionskreuz aufgestellt werden. Unter der Leitung des Lehrers Thoma und unterstützt durch den Pfarrer Andreas Gilles und durch die Stadtverwaltung schlug eine Kommission den Bewohnern einen Entwurf des Krefelder Bildhauers Wilhelm Röttges vor. Die Finanzierung erfolgte durch Spenden der Einwohner Oberbeberichs. Die Weihe des Sektionskreuzes erfolgte am 17. Mai 1928 durch Pfarrer Gilles.

Beschreibung
Vier Stufen führen zu einem Altarsockel, auf dem ein Kruzifix aus Eichenholz unter einem Schutzdach steht. Der horizontale Balken wird rechts und links durch abgetreppte Streben mit dem vertikalen Balken gestützt. Die Christusfigur zeigt den seit der Gotik gebräuchlichen Dreinageltypus, bei dem die Beine übereinandergeschlagen werden und beide Füße von nur einem Nagel durchbohrt sind. Zudem ist unter den Füßen des Gekreuzigten ein Stützbrett angebracht. Die Figur ist lediglich mit einem Lendentuch bekleidet. Christus weist einem vom Leiden gezeichneten Körper und Gesichtsausdruck auf und ist bereits tot. Über dem Kopf befindet sich ein INRI-Schildchen.

An der Front des Altarsockels ist ein Muschelkalkrelief angebracht, auf dem zwei kniende Engel in langen, weiten Gewändern ein Spruchband in den Händen halten. Darauf stehen die Worte:

O crux ave vitae lignum.

Um den Altarsockel ist eine ovale, 1,80 m hohe und 40 cm breite Abschlussmauer aus Backsteinen gemauert. Darin sind jeweils 5 Muschelkalkplatten mit Namen der Gefallenen des 1. Weltkriegs eingelassen. Links ist die Überschrift. „Aus Dankbarkeit 1914" und rechts „Unsern Gefallenen 1918" zu lesen.

Der Entwurf für das Kriegerdenkmal in der Honschaft Oberbereich stammt von dem Krefelder Bildhauer Wilhelm Röttges. Eine überregionale Bedeutung kommt ihm nicht zu. In Schiefbahn wurde 1927 auf dem Kirchplatz ebenfalls ein Ehrenmal für die Gefallenen des 1. Weltkriegs nach seinem Entwurf errichtet. Röttges stellt einen sterbenden Soldaten dar, der sich liegend aufrichtet und in den Himmel schaut. Ein weiteres Ehrenmahl für die Gefallenen des 1. Weltkrieges entwarf Röttges für die Krefelder Fleischerinnung. 1933 wurde das Denkmal im Schlachthof eingeweiht.

Die Denkmäler nach dem 1. Weltkrieg zeigen eine große Motivvielfalt. Dabei sind christliche Attribute, allein oder in Verbindung mit weltlichen Symbolen, häufig vorzufinden. Seit der Regierungszeit des römischen Kaisers Konstantin des Großen (324-337 n. Chr.) ist das Kreuz das am häufigsten gestaltete Objekt in der christlichen Kunst, seit dem 6. Jahrhundert meist in Form des Kruzifixes. Das Kreuz symbolisiert zum einen den Opfertod Jesu Christi. Zum anderen symbolisiert es die Verbundenheit des Menschen mit der Erde und den Mitmenschen (waagerechte Achse des Kreuzes), sowie mit dem Göttlichen (senkrechte Achse des Kreuzes). Es soll die Trauernden in ihrem Schmerz trösten. So sprach Pfarrer Gilles bei der Weihe des Sektionskreuzes: „Das Kreuz passe für den Opfergeist der Helden, die das Opferkreuz trugen, schwer und kantig."

Die beiden Engel im Bildrelief stellen die Verbindung zwischen dem Himmel und der Erde her. Sie empfangen die Seele der Toten und geleiten sie ins Jenseits. Als Lichtwesen tun sie Gottes Willen kund.

Kriegerdenkmale, die nicht nur an Feldherren oder Offiziere erinnern, sondern auch an einfache Soldaten, entstanden erst in der Neuzeit (Französische Revolution). Nach Einführung der allgemeinen Wehrpflicht war die breite Masse der Bevölkerung vom Krieg betroffen. Das Wehrpflichtsystem begünstigte eine rücksichtslose Kriegführung mit riesigen Verlusten durch die Mobilisierung einer bislang unvorstellbaren Zahl von Soldaten. Die erstmalige Erwähnung der Namen einfacher Soldaten auf Gedenktafeln und Denkmälern sollte die Angehörigen trösten, indem es dem Tod ihrer Verwandten Sinn verlieh. Die Namenstafeln sind die eindrücklichste Form, die Erinnerung an die Toten zu bewahren. Der Name identifiziert den einzelnen Menschen über seinen Tod hinaus.

Das Kriegerdenkmal, zugleich Sektionskreuz in Oberbeberich, ist ein Beispiel für den Gemeinschaftssinn der Bürger einer Sektion. Das ausgeführte Monument spiegelt ihre tiefe Verwurzelung im katholischen Glauben wider.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere lokalhistorischen und kunstgeschichtlichen Gründen stehen Erhaltung und Nutzung des Kriegerdenkmals gemäß § 2 (l) Denkmalschutzgesetz im öffentlichen Interesse.

Quellenhinweis:

 *  Dritte Ausgabe 1994: Handbuch des Bistums Aachen ISBN 3-87448-172-7

 *  Gefallenendenkmal Oberbeberich beim Onlineprojekt Deutsche Kriegsgräber