Standort:
Das Hagelkreuz befindet sich
an der Straßenmündung Mühlenbruch / Stapper Straße in Haag im Stadtteil
Kempen in der
Stadt Heinsberg.
Beschreibung:
Bei dem Hagelkreuz Haag handelt es
sich um ein ca. 2,50 m hohes Steinkreuz mit einem Korpus. Das mehrfach
gestufte Steinkreuz trägt im Oberteil eine Tafel mit der Aufschrift:
Vor Hagelschlag, Blitz und Unwetter bewahre uns O Herr.
Die Geschichte des Kreuzes in
Mühlenbruch/Haag:
Im Oktober 1993 wurde das Kreuz an
seinen jetzigen Standort Mühlenbruch /Stapper Straße neu errichtet. Im
Frühjahr 1994 soll wiederum eine Prozession zum Kreuz ziehen, wo dann
Pastor Leo Plum, Pfarrer der Pfarrgemeinde St. Nikolaus Kempen, die
erneuerte Einsegnung vornehmen will.
Pfarrer Plum zeichnete auch die
Geschichte des Kreuzes auf, die er nach einem Gespräch mit Josef Erdweg
in Kempen-Mühlenbruch, dort geboren am 31.03.1910, niederschrieb.
Die Standortbezeichnung dieses Kreuzes
war verschieden, je nach dem, aus welcher Richtung man sich dem Kreuz
näherte. Die Kempener sagten: am "Schumachers Böschke", weil
sie von Kempen her über den ehemaligen Hof Schumacher auf dieses Kreuz
schauten. Die Karkener sprachen vom "Haager Böschke", die
Leute aus Werlo vom "Pötze Böschke", weil sie am Bauernhof
Lentzen/Pütz vorbei die Kreuzanlage erreichten.
An dieser Stelle, mit Blick auf
Kempen, stand seit Menschengedenken ein Holzkreuz. Einige sagen, weil
dort das älteste Haus von Kempen war (alte Mauerreste sollen in der
Nähe noch im Boden stecken); andere meine, daß sich dort einmal ein
Unfall ereignet habe, wieder andere sprechen von kriegerischen
Ereignissen während des 17. Jahrhunderts.
1928 wurde das alte Kreuz vom
Dachdecker Gerhard Erdweg aus Kempen/Mühlenbruch (damals Haag) durch
ein gusseisernes Kreuz ersetzt, das auf einem Zementsockel stand
(ähnlich wie das Kreuz in Hochbrück am Rurweg). Der Dachdecker stellte
es auf, nachdem er von einem Arbeitsunfall wieder genesen war. Auf
diesem Kreuz stand der Spruch: "Mein Jesus Barmherzigkeit".
1939 wurde das Kreuz von unbekannter
Hand mutwillig zerstört. (Das war etwa zu der Zeit, als auch zwischen
Haaren und Obspringen ein Kreuz zerstört wurde; der dort bekannte
Übeltäter ertrank später in einem Bach zur Winterzeit beziehungsweise
er erfror. Vielleicht waren es auch Freveltaten, die von Nazis
angestiftet waren).
1954 errichtete Josef Erdweg, der Sohn
des erwähnten Gerhard Erdweg, Haag, und der Junggeselle Wilhelm Louis,
aus Mühlenbruch, mit Unterstützung der Nachbarschaft Mühlenbruch/Haag
das jetzige Steinkreuz. Dazu erhielten die beiden vom damaligen
Bürgermeister in Karken ein altes Grabkreuz vom Karkener Friedhof. Die
weiße Schriftplatte des alten Kreuzes wurde umgedreht (auf der
Rückseite ist also noch der Name zu lesen, für den das Kreuz auf dem
Karkener Friedhof einst errichtet wurde). Die neue Inschrift lautet: Vor
Hagelschlag, Blitz und Unwetter Bewahre uns , oh Herr."
Am 16. April 1954 (Karfreitagmorgen)
zog die Prozession von Kempen zun neuerrichteten Kreuz. Der damalige
Pfarrer Hoffmanns vollzog die kirchliche Einsegnung; viele Leute waren
dabei.
Wilhelm Louis hat bis zu seinem Tod
(11.4.1963, 74 Jahre alt) das Kreuz gepflegt. An jedem Samstagmorgen
richtete er alles gut her. Nachher übernahm Josef Erdweg die
Kreuzpflege. Er pflanzte auch Bäume und Hecke. Zwei junge Bäume
übernahm er vom Kreuz im Rurend.
Am 15.3.1963 wurde das Kreuz von
Jugend aus dem 8. Schuljahr geschändet. Dabei wurden sie ertappt. Der
Corpus wurde einige Zeit später in einer Rübenmiete gefunden. In einem
Gerichtsverfahren wurden die beiden Übeltäter dazu verurteilt, ein
halbes Jahr lang das Kreuz zu pflegen. Am 22.5.1963 war das Kreuz wieder
hergestellt und wurde von Pfarrer Hoffmanns neu eingeweiht.
Im Jahr 1971 war der Corpus wieder von
Frevlerhand abmontiert worden und wurde später beim Pflügen in einem
weiter abgelegenen Feld gefunden.
Am 5. April 1981 wurde das Kreuz
erneut von Frevlerhand vom Sockel gestürzt. Zum Karfreitag, 17. April
1981, ist es wieder aufgerichtet worden. Am 26. Mai 1981 wurde das Kreuz
anläßlich der Bittprozession mit Meßfeier durch Pastor Plum
eingesegnet."
Nach dem Tod von Josef Erdweg am
1.7.1985 übernahm die Familie Johann Jennes (Nichte und angeheirateter
Neffe des Wilhelm Louis) die weitere Pflege des Kreuzes.
An den Pfingsttagen 1993 wurde das
Kreuz erneut zerstört.
Carola Jennes regte daraufhin einen
Standortwechsel für das Kreuz in der Nähe der Häuser an, um es
zukünftig vor Schaden besser schützen zu können. Auch sollte der
Zugang zum Kreuz für jeden, der ein Gebet sprechen möchte, verbessert
werden.. Durch die ausgefahrenen und schlechten Feldwege zum alten
Standort war das Kreuz selbst für Fußgänger von keiner Seite mehr aus
gut zu erreichen. Bei allen Familien in der Nachbarschaft fand sie mit
ihrem Vorschlag regen Anklang.
Nach einer Zusammenkunft mit Pfarrer
Plum beschlossen die Anwohner von Kempen-Mühlenfeld und Karkener Haag,
das Kreuz an anderer Stelle, auf dem kircheneigenen Gelände an der
Mündung Mühlenbruch/Stapper Straße zu errichten.
Gerhard Erdweg, der Enkel des ersten
namentlich bekannten Errichter dieses Wegekreuzes, übernahm die
Initiative zur Realisierung der Umsetzung. Tatkräftig packten alle,
denen es möglich war, mit an, um das Kreuz noch im Oktober 1993 an
neuen Standort restauriert wieder aufzustellen. Eine kleine Anlage,
ebenfalls von den Anwohnern in Eigenregie ausgeführt, soll dem Kreuz
bis zur Einweihung im Frühjahr einen ansprechenden Rahmen geben.
Dieses wurde niedergeschrieben im
Oktober 1993
Quellenhinweis
* Dritte Ausgabe 1994:
Handbuch des Bistums Aachen ISBN 3-87448-172-7 S. 745
*
Niederschrift von 1993 im Privatarchiv
*
Text: Mathias Helmgens