Kreuze, Figuren und Bildstöcke in der Stadt Heinsberg

 

 

Standort:

Stapper Straße / Mühlenstraße 52525 Heinsberg - Kempen

GPS:

51° 05303 N05′ 22″6 O

Zuständigkeit:

Kirchengemeinde Kempen

Baujahr:

Anfang 19. Jahrhundert

 

 Hagelkreuz in Mühlenbruch/Haag in Kempen

 

      

Standort:

Das Hagelkreuz befindet sich an der Straßenmündung Mühlenbruch / Stapper Straße in Haag im Stadtteil Kempen in der Stadt Heinsberg.

Beschreibung:

Bei dem Hagelkreuz Haag handelt es sich um ein ca. 2,50 m hohes Steinkreuz mit einem Korpus. Das mehrfach gestufte Steinkreuz trägt im Oberteil eine Tafel mit der Aufschrift: Vor Hagelschlag, Blitz und Unwetter bewahre uns O Herr.

Die Geschichte des Kreuzes in Mühlenbruch/Haag:

Im Oktober 1993 wurde das Kreuz an seinen jetzigen Standort Mühlenbruch /Stapper Straße neu errichtet. Im Frühjahr 1994 soll wiederum eine Prozession zum Kreuz ziehen, wo dann Pastor Leo Plum, Pfarrer der Pfarrgemeinde St. Nikolaus Kempen, die erneuerte Einsegnung vornehmen will.

Pfarrer Plum zeichnete auch die Geschichte des Kreuzes auf, die er nach einem Gespräch mit Josef Erdweg in Kempen-Mühlenbruch, dort geboren am 31.03.1910, niederschrieb.

Die Standortbezeichnung dieses Kreuzes war verschieden, je nach dem, aus welcher Richtung man sich dem Kreuz näherte. Die Kempener sagten: am "Schumachers Böschke", weil sie von Kempen her über den ehemaligen Hof Schumacher auf dieses Kreuz schauten. Die Karkener sprachen vom "Haager Böschke", die Leute aus Werlo vom "Pötze Böschke", weil sie am Bauernhof Lentzen/Pütz vorbei die Kreuzanlage erreichten.

An dieser Stelle, mit Blick auf Kempen, stand seit Menschengedenken ein Holzkreuz. Einige sagen, weil dort das älteste Haus von Kempen war (alte Mauerreste sollen in der Nähe noch im Boden stecken); andere meine, daß sich dort einmal ein Unfall ereignet habe, wieder andere sprechen von kriegerischen Ereignissen während des 17. Jahrhunderts.

1928 wurde das alte Kreuz vom Dachdecker Gerhard Erdweg aus Kempen/Mühlenbruch (damals Haag) durch ein gusseisernes Kreuz ersetzt, das auf einem Zementsockel stand (ähnlich wie das Kreuz in Hochbrück am Rurweg). Der Dachdecker stellte es auf, nachdem er von einem Arbeitsunfall wieder genesen war. Auf diesem Kreuz stand der Spruch: "Mein Jesus Barmherzigkeit".

1939 wurde das Kreuz von unbekannter Hand mutwillig zerstört. (Das war etwa zu der Zeit, als auch zwischen Haaren und Obspringen ein Kreuz zerstört wurde; der dort bekannte Übeltäter ertrank später in einem Bach zur Winterzeit beziehungsweise er erfror. Vielleicht waren es auch Freveltaten, die von Nazis angestiftet waren).

1954 errichtete Josef Erdweg, der Sohn des erwähnten Gerhard Erdweg, Haag, und der Junggeselle Wilhelm Louis, aus Mühlenbruch, mit Unterstützung der Nachbarschaft Mühlenbruch/Haag das jetzige Steinkreuz. Dazu erhielten die beiden vom damaligen Bürgermeister in Karken ein altes Grabkreuz vom Karkener Friedhof. Die weiße Schriftplatte des alten Kreuzes wurde umgedreht (auf der Rückseite ist also noch der Name zu lesen, für den das Kreuz auf dem Karkener Friedhof einst errichtet wurde). Die neue Inschrift lautet: Vor Hagelschlag, Blitz und Unwetter Bewahre uns , oh Herr."

Am 16. April 1954 (Karfreitagmorgen) zog die Prozession von Kempen zun neuerrichteten Kreuz. Der damalige Pfarrer Hoffmanns vollzog die kirchliche Einsegnung; viele Leute waren dabei.

Wilhelm Louis hat bis zu seinem Tod (11.4.1963, 74 Jahre alt) das Kreuz gepflegt. An jedem Samstagmorgen richtete er alles gut her. Nachher übernahm Josef Erdweg die Kreuzpflege. Er pflanzte auch Bäume und Hecke. Zwei junge Bäume übernahm er vom Kreuz im Rurend.

Am 15.3.1963 wurde das Kreuz von Jugend aus dem 8. Schuljahr geschändet. Dabei wurden sie ertappt. Der Corpus wurde einige Zeit später in einer Rübenmiete gefunden. In einem Gerichtsverfahren wurden die beiden Übeltäter dazu verurteilt, ein halbes Jahr lang das Kreuz zu pflegen. Am 22.5.1963 war das Kreuz wieder hergestellt und wurde von Pfarrer Hoffmanns neu eingeweiht.

Im Jahr 1971 war der Corpus wieder von Frevlerhand abmontiert worden und wurde später beim Pflügen in einem weiter abgelegenen Feld gefunden.

Am 5. April 1981 wurde das Kreuz erneut von Frevlerhand vom Sockel gestürzt. Zum Karfreitag, 17. April 1981, ist es wieder aufgerichtet worden. Am 26. Mai 1981 wurde das Kreuz anläßlich der Bittprozession mit Meßfeier durch Pastor Plum eingesegnet."

Nach dem Tod von Josef Erdweg am 1.7.1985 übernahm die Familie Johann Jennes (Nichte und angeheirateter Neffe des Wilhelm Louis) die weitere Pflege des Kreuzes.

An den Pfingsttagen 1993 wurde das Kreuz erneut zerstört.

Carola Jennes regte daraufhin einen Standortwechsel für das Kreuz in der Nähe der Häuser an, um es zukünftig vor Schaden besser schützen zu können. Auch sollte der Zugang zum Kreuz für jeden, der ein Gebet sprechen möchte, verbessert werden.. Durch die ausgefahrenen und schlechten Feldwege zum alten Standort war das Kreuz selbst für Fußgänger von keiner Seite mehr aus gut zu erreichen. Bei allen Familien in der Nachbarschaft fand sie mit ihrem Vorschlag regen Anklang.

Nach einer Zusammenkunft mit Pfarrer Plum beschlossen die Anwohner von Kempen-Mühlenfeld und Karkener Haag, das Kreuz an anderer Stelle, auf dem kircheneigenen Gelände an der Mündung Mühlenbruch/Stapper Straße zu errichten.

Gerhard Erdweg, der Enkel des ersten namentlich bekannten Errichter dieses Wegekreuzes, übernahm die Initiative zur Realisierung der Umsetzung. Tatkräftig packten alle, denen es möglich war, mit an, um das Kreuz noch im Oktober 1993 an neuen Standort restauriert wieder aufzustellen. Eine kleine Anlage, ebenfalls von den Anwohnern in Eigenregie ausgeführt, soll dem Kreuz bis zur Einweihung im Frühjahr einen ansprechenden Rahmen geben.

Dieses wurde niedergeschrieben im Oktober 1993

Quellenhinweis

 *  Dritte Ausgabe 1994: Handbuch des Bistums Aachen ISBN 3-87448-172-7 S. 745

 *  Niederschrift von 1993 im Privatarchiv

 *  Text: Mathias Helmgens