Denkmale in der Stadt Jülich

 Nr. 38

 

Standort:

Am Schrickenhof 2,  D-52428 Jülich - Kirchberg

GPS:

5053' 46,4" N   06o 21' 01,5" O

Zuständigkeit:

Kath. Kirchengemeinde Kirchberg

Baujahr:

Anfang des 16. Jahrhunderts

Tag der Eintragung als Denkmal

23. Januar 1987

Quellenhinweis:

Teilbeschreibung der Denkmalbehörde

 

 

 

 

Kath. Pfarrkirche St. Marinus in Jülich - Kirchberg

         

                                  Foto: Schleipen 

     

Denkmalbeschreibung:

Es handelt sich um eine dreischiffige Hallenkirche, deren jetzige Bauform in drei wesentlichen Umbau- und Erweiterungsschritten entstanden ist. Auf Reste der Gründungskirche ().Jh. oder früher)  wurde im 12./13. Jh. eine vermutlich einschiffige spätromanische Kirche erbaut, was im nördlichen Querschnitt erkennbar ist. Dieser wurde Anfang des 16. Jahrhunderts zu einer zweischiffigen spätgotischen Kirche mit dreigeschossigem Turm und dreiseitigem Chor umgebaut und erweitert. 1912/13 erfolgte eine dreischiffige neugotische Erweiterung quer zur Längsachse des spätgotischen Baus.

Durch den Erweiterungsbau von 1912/13 ist der Chor heute nach Süden orientiert, während der ehemalige Chor eine dreiseitige Apsis in der östlichen Außenwand bildet und der dreigeschossige Turm vor der westlichen Außenwand aufragt.

Vor der Kirche und vor der 1832 erstellten Friedhofsmauer sind Grabkreuze des 17. und 18. Jh. aufgestellt. Auch Grabplatten sind in der Mauer eingelassen.

Westturm (16. Jh.):

-          Dreigeschossig in Backstein, mit abgesetzten Geschossen und nördlichem Treppenhausbau

-          Im Erdgeschoß Südeingang mit stichbogigem Ziegelsturz und Bohlentür, schmale Bohlen im Fischgratmuster mit Eisennägeln. Der Nordeingang mit gleichem Sturz und Natursteinschwelle ist zugemauert.

-          Im 1. Obergeschoß rundbogige Blendnischen

-          Im 2. Obergeschoß rundbogige Schallarkaden

-          Achteckige, geschweifte, spitze Haube

-          Wendeltreppe mit neuem Steintreppenbelag, Zugang von innen mit Bohlentür.

 

Ursprüngliche, zweischiffige Kirche mit Sakristei (9.-16. Jh.)

Vor dem Verputzen 1971-74 sind im westlichen Bereich Bauteile des 9.-12./13. Jh. erkennbar geworden

-          Rippengewölbe auf Konsolen

-          Ehemaliger 3/8 Chor (heute Apsis) mit Schlußstein datiert 1521

-          Die Decke des ehemaligen Seitenschiffs (nördl. Querschiff) ist ebenfalls von 1521

-          In der Nordwand zugemauerter Eingang.

 

Dreischiffiger Hallenanbau (1912/13)

-          3/8 Chor nach Süden

-          Rippengewölbe mit verlaufenden Ansätzen.

 

Historische Ausstattungsstücke

Zum Denkmal gehören zahlreiche Ausstattungsstücke. Sie bilden mit der Kirche eine Einheit im Sinne von § 2 (2) Satz 3 Denkmalschutzgesetz.

 

Altäre:

a)      Marienaltar, Barock (1660)

b)      Hochaltar, Rokoko (1740)

c)      Donatusaltar, Süddeutscher Barock (nach 1750) 1930 für die Kirche erworben.

d)      Heilige-Familien-Altar, Barock auf klassizistischem Unterbau.

 

Skuplturen und Bilder

a)      Heiliger Josef mit Christuskind an der Hand, um 1500

b)      Heiliger Antonius mit Christuskind auf dem Arm, 18. Jahrhundert

c)      Maria mit Christuskind, Tonfigur des 19. Jahrhunderts

d)      Totentafel von 1773

e)      Ehrenmal von 1932

f)       Stationsbilder aus dem 19. Jahrhundert

g)      2. Heiligenfiguren aus dem 19. Jahrhundert

h)      Gemälde „Kreuzigung  Christi“, Spätbarock (17./18. Jh)

 

Grabplatten

a)      Grabstein der Maria Gertrud Baronesse von Berg, aus schwarzem Marmor, von 1714

b)      2 Grabplatten an der Westwand des Turms, die rechte von 1702

Orgelstuhl, 19. Jh.

3 Weihwasserbecken, 2 von 1816, eines vermutlich aus dem 16. Jh.

Taufstein von 1833

Sakramentshäuschen, 1 gotische Nische mit Eisengitter

Rokoko-Konsoltischchen

3 Glocken im Turm von 1674 1574 und 16. Jh.

Heilige Geräte in der Sakristei Ziborium von 1785 und 2 Meßkelche des 18.Jh.

 

Zugehörige Anlagen (bzw. Teile von Anlagen)

Zum Denkmal gehören mehrere Grabkreuze und Grabplatten außerhalb der Kirche

a)      links vom Kircheingang: 4 Grabkreuze aus Blaustein (17. Jh.) und ein Obelisk aus Blaustein von 1823.

b)      Vor der östlichen Kirchhofsmauer: 6 Grabkreuze aus Blaustein (17./18. Jh.)

c)      An der nördl. Kirchhofmauer: Verwitterte und beschädigte Grabkreuze aus Blaustein.

d)      In der westl. Kirchhofmauer eingelassen. Zum großen Teil stark verwittert und beschädigte Grabplatten der Adeligen und einstigen Besitzer der Güter von Linzenich, Kichberg und Lorsbeck.

Bedeutung

Die Pfarrkirche St. Martinus Kirchberg ist bedeutend für die Geschichte des Menschen im Sinne von § 2 Abs. 1 Satz 2 Denkmalschutzgesetz.

Sie geht auf eine frühchristliche Gründung zurück. Davon zeugt, daß sie dem Heiligen Martinus, dem vom König Chlodwig (um 500) erwählten Schutzherrn der Franken, geweiht ist und daß sie wie viele frühe Kirchen auf dem Berg erbaut wurde und für den Ort namensgebend war. Vermutlich handelt es sich um eine ursprüngliche Hofkapelle (Eigenkirche) des Berghofes, heute Schrickenhof.

Zum ersten Mal ist sie urkundlich 922 erwähnt, als sie in den Besitz des St. Ursula-Stifts von Köln kommt, das bis 1802 Patronatsrechte besaß.

Sie war Mutterkirche von Bourheim und Pattern und Begräbnisstätte der Adeligen und Begüterten von Kirchberg, Linzenich und Lorsbeck, was die vielen erhaltenen Grabplatten und Grabsteine bezeugen.

Der große Erweiterungsbau von 1912/13 zeugt von einem starken mit der Entwicklung der Papierindustrie einhergehenden Anstieg der Gemeindemitglieder Anfang des 20. Jh.. Er ist eine baugeschichtliche eigenwillige Lösung, die von der üblichen Grundrissorientierung mit dem Altar nach Osten abgeht und einen südorientierten Chorraum entstehen läßt.

Baugeschichtlich ist die Kirche insgesamt von besonderer Bedeutung, da sie Bauweisen vom 9. bis 20. Jh. aufweist und auch noch für archäologische Untersuchungen über die Ursprungskirche infrage kommt.