Denkmale in der Gemeinde Aldenhoven

 Nr. 59 Bodendenkmal

 

Standort:

Flur 7, Flurstück 542,  D-52457 Aldenhoven - Freialdenhoven

GPS:

5055' 39,9" N   06o 15' 12,2" O

Zuständigkeit:

Privat

Baujahr:

Ältere Bronzezeit

Tag der Eintragung als Denkmal

17. Dezember 2002

Quellenhinweis:

Beschreibung der Denkmalbehörde

 

 

 

 

Metallzeitliches Siedlungsareal in Aldenhoven - Freialdenhoven

Das Siedlungsareal ist durch Gras- und Strauchbewuchs überwachsen

Denkmalbeschreibung:

Das Bodendenkmal „metallzeitliches Siedlungsareal“ liegt auf einer leicht nach Süden abfallenden Hochfläche. Südlich liegt die Merzbach-Niederung. Aus den hier anstehenden Lössen und Lösslehmen bildeten sich die fruchtbaren Parabraunerden. Es handelt sich um eine typische Siedlungslage in Hanglage an wasserführenden Rinnen auf fruchtbaren Böden. Diese in den Metallzeiten bevorzugte Siedlungslage hat sich bei den umfangreichen wissenschaftlichen Forschungen zur vorgeschichtlichen Besiedlung in den Braunkohletagebauten immer wieder bestätigt.

Erste Hinweise auf vorgeschichtliche Besiedlung an dieser Stelle ergaben sich bei Aufsammlungen von Oberflächenfunden 1975 (RAB-Archiv 1157 004; Kuper et.al.1975, S.207 Freyaldenhoven 1). Hier fanden sich zwei Fundkonzentrationen, die durch eine im Oberflächenbild relativ fundleere Zone getrennt war. Neben Feuerstein-Artefakten (Klingen, Abschlagkerne, Pfeilspitzen, Beile, Kratzer) wurde Keramik festgestellt, die sowohl in die Ältere Bronzezeit (aufgrund ihrer Machart) als auch in die Eisenzeit datiert.

Im Frühjahr 2001 wurde eine qualifizierte Prospektion durchgeführt (Ibeling 2002). An Oberflächenfunden wurden dabei insgesamt 97 Artefakte dokumentiert. Es handelt sich um Feuerstein- Kieselschiefer- und Felsgestein- Artefakte sowie Keramik. Die vorgeschichtliche Keramik aus Oberflächenfunde kann allgemein chronologisch nicht genau angesprochen werden. Sie ist handgeformt, mit nur geringer Temperatur gebrannt und dementsprechend nicht sehr haltbar. An die Oberfläche gelangt, verwittert sie verhältnismäßig schnell. Dennoch konnten einige der Scherben aufgrund ihrer Machart sicher in die Metallzeiten datiert werden (2.-1. Jahrtausend v.u.Z). Die Oberflächenfunde lassen noch keine Konzentrationen erkennen. Sie korrespondieren jedoch mit den bekannten Altfundstellen und verdichten damit die Hinweise auf die metallzeitlichen Siedlungsplätze.

Durch Bohrungen und Sondagen im Zuge der Prospektionsmaßnahmen konnte festgestellt werden, dass der Oberen Hangbereich bereits durch Erosion weitgehend abgetragen war. Das bedeutet, dass sich hier sehr tiefreichende archäologische Befunde erhalten haben können (z.B. tiefreichende Gruben, Brunnen). Im unteren Hangbereich ist der Bodenabtrag noch nicht so weit fortgeschritten, so dass hier eine insgesamt gute Erhaltung der archäologischen Relikte (Bodendenkmäler) zu erwarten ist (Ibeling 6 f.).

Dies bestätigen die in den Sondagen dokumentierten archäologischen Befunde. Hierbei handelt es sich um Gruben sowie Pfostengruben. Insbesondere die Grubenbefunde weisen eine gute Erhaltung auf. Sie sind noch mehrere Dezimeter hoch erhalten. In ihnen haben sich somit zahlreiche archäologische Relikte, sowie datierte Funde, Bodenproben (mit Resten von Fauna und Flora) usw. erhalten. Die sog. Pfostengruben sind Relikte der ehemaligen Standorte der Holzpfosten, die die Fachwerkhäuser trugen. Mehrere dieser Pfostengruben (Sondage Stelle ¾) waren linear angeordnet, sie gehörten demnach zu einem Hausgrundriss (der jedoch in den Sondagen nicht vollständig erfasst wurde). Aus einer dieser Pfostengruben konnte eine Scherbe geborgen werden, die in die Mittlere Latenezeit datiert (3.-2.Jh. v.u.Z.).

Im Umfeld dieses Hausgrundrisses wurden weitere Gruben festgestellt. Die aus diesen Befunden geborgene Keramik datiert in die Ältere Bronzezeit (2. Jahrtausend v. u. Z.). Dieser Periode können zusätzlich zwei Pfostengruben zugeordnet werden (unter Vorbehalt, da datierte Funde fehlen). Zum einen unterscheiden sie sich durch eine andere Verfüllung von den latenezeitliche Pfostengrube eine der älteren, woraus sich ergibt eine relative stratigraphische Abfolge ergibt.

Daraus ergibt sich eine mindestens zweiphasige Besiedlung des Areals. Zum einen in die Ältere Bronzezeit, zum anderen in die Mittlere Eisenzeit. In diesen historischen Perioden herrschten Siedlungsformen vor, bei denen wenige Einzelhöfe einen Weiler bildeten.

Die Einzelhöfe – Vielhausgehöfte bestanden aus mehreren, funktional zu unterscheidenden Gebäuden. Diese weisen vorwiegend vier, sechs, acht oder neun Pfosten auf und dienten als Speicher, Werkstatt-, Stall- und Wohngebäude. Die tragenden Pfosten der Fachwerkbauten standen ohne Unterbau unmittelbar im Boden (erkennbar an den sog. Pfostengruben). Die Zwischenwände bestanden aus Holzfüllungen, die mit Lehm abgedichtet wurden.

Nach einer gewissen Zeit (ca. 20 bis 30 Jahre) mussten diese Gebäude vollständig erneuert werden. Es wurde in der näheren Umgebung zum alten ein neuer Einzelhof angelegt. Im Laufe der langen Besiedlungsdauer entstanden großflächige Siedlungsareale, die bis zu 40 ha umfassen können.

Wie die archäologischen Befunde in den Sondagen belegen, haben sich Relikte von mindestens drei Hofarealen erhalten, eines im Südosten (der Älteren Bronzezeit und Mittleren Eisenzeit) und je eines im Westen und Osten ( Ältere Bronzezeit).

Die metallzeitlichen Siedlungen von Freialdenhoven sins bedeutend für die Geschichte von Aldenhoven und der Region. Sie gehören zu den bislang nur wenig erforschten, metallzeitlichen Flachlandsiedlungen des Niederrheingebietes. Insbesondere Siedlungsbefunde der Älteren Bronzezeit besitzen einen hohen wissenschaftlichen Wert, da diese Periode im Rheinland- wegen bislang fehlender Befunde- nur ungenügend wissenschaftlich erforscht werden konnte. Das Fundaufkommen und die bislang nachgewiesenen Befunde von Hausgrundrissen und Siedlungsgruben deuten auf erhaltene Bebauungsreste mehrere Dörfer. Die Wohnhäuser und Wirtschaftsgebäude metallzeitlicher Siedlungen waren aus Holz errichtet, Spuren der eingetrieften Pfosten- das tragende Gerüst des Hauses- sowie Wandgräbchen und Reste des Flechtwerkbewurfes sind als Verfärbungen im Boden erhalten. Daneben ist mit Siedlungsbefunden wie Speicher- und Abfallgruben zu rechnen, die eine große Anzahl an Materialien des täglichen Gebrauches, wie zerscherbter Keramik, Reste organischer Materialien (Getreide, verschiedene Pflanzenarten) erhalten und die die Lebensweise und Essgewohnheiten der damaligen Bevölkerung dokumentieren. In Brand- und Schutthorizonten werden Schadensfeuer und kriegerische Zerstörung sichtbar.

Aus dem Ergebnis ausgedehnter Forschungen in den Braunkohletagebaugebieten der rheinischen Lössbörden lässt sich heute ein recht einheitlichen Siedlungstypus dieser Epoche zu beschreiben. Es handelt sich um weitflächige Siedlungsareale, auf denen mehrere Vielhausgehöfte standen. Diese Siedlungsform blieb bis in das letzte Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung gebräuchlich. Die Mehrzahl der Siedlungen lag nahe von Niederungsgebieten zur Versorgung mit Wasser.

Das Bodendenkmal „metallische Siedlungsplätze“ umfasst mindestens drei Hofareale, wie die Untersuchungen im Rahmen der Prospektion ergaben. Diese liegen im Westen, Süden und Osten.

Im Südwesten sind die archäologischen Relikte im Zuge der Abteufung einer Materialentnahmegrube vollständig beseitigt worden. Im Westen liegen ältere Abgrabungsflächen (jenseits des Walles). Im Osten grenzen ältere Abbaufelder an, auch hier haben sich keine Relikte mehr erhalten. Nach Norden schließt sich ein Schutzstreifen von zehn Metern Breite an.