Denkmale in der Gemeinde Gangelt

Lfd.-Nr. 73

 

Standort:

Heinsberger Straße 23 und 23a, D 52538 Gangelt

GPS:

5059' 38,2" N   05o 59' 55,0" O

Zuständigkeit:

Privat

Baujahr:

1864

Tag der Eintragung als Denkmal

12. März 2002

Quellenhinweis:

Beschreibung der Denkmalbehörde

 

 

Hofanlage in Gangelt

Denkmalbeschreibung:

Die Hofanlage Heinsberger Straße 23 in Gangelt befindet sich innerhalb der mittelalterlichen Befestigung Gangelts unmittelbar am Heinsberger Tor und ist straßenraumprägender Bestandteil der geschlossen  traufenständigen Bebauung entlang der Heinsberger Straße. In der Straßenansicht teilt sich die Anlage in ein zweigeschossiges breit gelagertes Wohnhaus und eine rechts anschließende, ebenfalls zweigeschossige jedoch etwas niedrigere Scheune. Rückwärtig schließen sich weitere Wirtschaftsgebäude an, die von den sie anschließenden Parzellen / Wegen ebenfalls ansichtig und daher ebenfalls ortsbildprägend sind.

Ein Inschriftstein über dem Wohnhauseingang weist die Jahreszahl 1902 auf. Eine Bebauung entlang der Heinsberger Straße innerhalb der Stadtbefestigung ist aber bekanntlich seit spätmittelalterliche Zeit anzunehmen (vgl. Piepers 1967). Dementsprechend ist auch auf der Urkarte von 1813 an Stelle des heutigen Hofes bereits eine Anlage verzeichnet, die in ihren Abmessungen bemerkenswert genau der heutigen entspricht. Die Jahreszahl wird sich also im wesentlichen auf einen grundlegenden Umbau, großenteils sicher auch Neubau einer bereits vorhandenen Hofanlage beziehen. Erscheinungsbild und der überwiegende Teil Historischer Baudetails entstammen dieser Zeitschicht. In der Überlieferung des Ortes ist der Hof mit der Familie Dounen als Besitzern im 20. Jahrhundert verbunden. 

Die Gebäude sind über Sockel backsteinsichtig, das Wohnhaus besitzt zur Straße einige bescheidene Zierformen wie farbig angesetzte Geschoss- bzw. Kämpfergesimse und einen Klötzchenfries an der Traufe, der mit zusätzlichem Deutschen Band auch am anschließenden Scheunengebäude übernommen wird. Im Erdgeschoss öffnen drei Fenster, der tief eingenischte und über Stufen erhöhte Eingang (mit alter Haustür und Oberlicht) sowie eine segmentbogige Durchfahrt mit Tor und gesprosstem Oberlicht die Wandfläche. Die Fenster einschließlich der inneren Griffe  stammen noch aus der Bauzeit (1902). Das Fenster rechts des Eingangs sowie die beiden jeweils äußeren im Obergeschoss sind dreiteilig. Die Dachfläche ist geschlossen. 

Auf der –schlichter gestalteten- Rückseite des Wohnhauses zum Hof sind die Öffnungen ebenfalls nicht streng achsial verteilt, die Fenster sind hier durchweg zweiflügelig. Hier zeigt sich auch, dass die Durchfahrt nicht als solche dient, sondern (beim Umbau 1902?) dem Wohnbereich zugeschlagen wurde. Im Inneren befindet sich hier, vom Straßentor durch eine eigene Wand abgerückt, die Küche des Hauses, mit schöner verputzter Balkendecke. Auch ansonsten sind im Inneren der Grundriss und zahlreiche Details von 1902 noch unverändert erhalten. Durch den Hauseingang betritt man einen mit Schmuckfliesen belegten Flur, dessen Deckenspiegel seitlich mit stuckierten Profilen abgesetzt ist. Durch einen rundbogigen, mit Kämpferkapitellen akzentuierten Durchgang gelangt man ins Treppenhaus mit der originalen, gerade zweiläufigen Holztreppe (mit Wendepodest und gedrechselten Geländerstäben). Eine große Zahl alter Rahmenfüllungstüren samt Gewänden ist ebenfalls erhalten. Ein Zimmer im Erdgeschoss besitzt noch eine stuckierte Mittelrosette an der Decke, die beiden Zimmer rechts des Flures, mit profilierten rechtwinkligen Deckenkehlen, sind durch eine hohe zweiflügelige Tür miteinander verbunden. Die Zimmer besitzen in der Regel sichtbare Dielenböden.

Das Obergeschoss mit (spitz zulaufendem) Querflur hinter dem Treppenhaus weist eine große Zahl von (Schlaf-) Zimmern für die frühere kinderreiche Besitzerfamilie auf. Im Dach zeugt das Gewinde eines Lastenaufzugs noch vom vergangenen bäuerlichen Arbeiten.

Das Wohnhaus ist voll unterkellert (Kappendecken); als Kuriosum ist ein wieder verwendeter barocker Treppenpfosten am Kellerabgang erwähnenswert.

Die rechts an das Wohnhaus anschließende zweigeschossige Scheune besitzt an ihrer äußersten linken Ecke eine – auch als solche nutzbare – Durchfahrt. Weitere segmentbogige Öffnungen sind vorhanden bzw. im Mauerwerk noch erkennbar. Sie ist ebenso wie die weiteren rückwärtigen Stall – und Scheunengebäude (mit erhaltenen Stalleinbauten und einen weiteren kleinen Keller) in recht gutem baulichen Zustand.

Als Detail hervorzuheben ist ein alter Brunnen mit großer Pumpe im Hof. Als integraler funktionaler Bestandteil der Hofanlage und wegen ihres ortsbildprägenden Charakters sind die Wirtschaftsgebäude selbstverständlicher Teil des Denkmals.

Als große historische Hofanlage in städtebaulich markanter Lage an einer der zentralen Straßenachsen des Ortes und unmittelbar am Heinsberger Tor sind die Gebäude Heinsberger Straße 23 bedeutend für Gangelt. Es handelt sich um eine bis in Details substanziell ausgezeichnet erhaltener Hofanlage von 1902 mit möglicherweise älteren Elementen, auf jeden Fall gleichartige Vorgängerbauten aufnehmend. An ihrer Erhaltung und Nutzung besteht daher aus wissenschaftlichen, hier architekturgeschichtlichen Gründen ein öffentliches Interesse. Hierzu kommen städtebauliche Gründe, da die Hofanlage wegen ihres straßenraumprägenden Umfangs und in unmittelbarer Nachbarschaft zum Heinsberger Tor einen unverzichtbarer Bestandteil und Blickpunkt innerhalb des historischen Ortbildes von Gangelt darstellt. Gemäß den Vorgaben des § 2 (1) Denkmalschutzgesetz NW handelt es sich daher um ein Baudenkmal.