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Denkmale in der Stadt Erkelenz |
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Lfd.-Nr. 334 |
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Standort: Oestricher Straße 16, D 41812 Erkelenz - Oestrich GPS: 51o 05' 04,0" N 06o 19' 27,9" O Zuständigkeit: Privat Baujahr: um 1800 Tag der Eintragung als Denkmal 8. Dezember 2006 Quellenhinweis: Beschreibung der Denkmalbehörde
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Hofanlage in Oestrich Denkmalbeschreibung: Datierung: Kern um 1800/ Fassade um 1900 2-geschossiges vierachsiges
Wohnhaus mit links anschließender korbbogiger Durchfahrt. (Siehe
Anlage) An der Erhaltung des o.a.
Baudenkmals besteht ein öffentliches Interesse gem. § 2 Abs. 1 DSCHG
aus wissenschaftlichen hier siedlungs- und architekturgeschichtlichen Gründen. Anlage: Nr. 334Die ehemalige Hofanlage
Oestricher Straße 16 in Erkelenz befindet sich heute innerhalb der
Stadterweiterung von Erkelenz. Früher war sie jedoch Teil eines ehemals
eigenständigen Ortes Oestrich, der neben Erkelenz selbst als zweiter
Siedlungskern des (engeren) Erkelenzer Landes bereits in frühmittelalterlicher
Zeit anzusehen ist. Die Bausubstanz der vorhandenen Gebäude dürfte im
Kern auf die Zeit um 1800 zurückgehen. Die straßenseitige Fassade
wurde 1900 neu gestaltet. Das zweigeschossige
vierachsige Wohnhaus mit links anschließenden korbbogiger Durchfahrt
steht auf rechteckiger Grundfläche hinter einem schmalen Vorgärtchen
traufständig zur Straße. Ein flach geneigtes Satteldach überfängt
beide Teile, ebenso die historistische Backstein – Putzfassade. Rechts
ist ein weiteres, typologisch wohl ähnliches Nachbargebäude angebaut. Die Fensterachsen des
Wohnhauses sind vertikal durch helle, die Gewände und Verdachungen der
Fenster miteinbeziehende Putzstreifen betont, die in den Brüstungsfeldern
Verzierungen enthalten. An den Gebäudekanten und der Durchfahrt sind
gequaderte und rustizierte Putzstreifen aufgebracht. Die breite Lagerung
des Baukörpers wird somit durch die vertikale Gliederung der Fassade
kontrastiert. Die hochrechteckigen Fenster besitzen die zeittypische
T-Teilung. An der Rückseite des
Wohnhauses ist ein kleiner eingeschossiger Wirtschaftsflügel angebaut.
Bemerkenswert ist das in der Durchfahrt sichtbare Fachwerk an der linken
Giebelseite des Wohnhauses; auch im Inneren dürfte die
Fachwerkkonstruktion noch im wesentlichen erhalten sein. Das Innere ist
quererschlossen mit zur Rückseite durchgehendem Flur und rechtwinklig
dazu seitlich angeordneter Stiege. Im Flur und Stiegenbereich sind
ornamentierte Bodenfliesen erhalten. Die Zimmer des EG und OG zeigen Kölner
Balkendecken. Unter dem Wohnteil ist ein Gewölbekeller vorhanden. Das Haus Oestricher Str. 16
ist somit ein insgesamt gut erhaltenes Zeugnis eines typischen,
wahrscheinlich ehemals bäuerlichen Anwesens des 19. Jahrhunderts. Es überliefert
anschaulich die älteren Wohn- und Siedlungsverhältnisse in Oestrich. Das ehemalige Straßendorf
Oestrich ist heute im Weichbild von Erkelenz aufgegangen. In der näheren
Umgebung der Karlskapelle findet sich jedoch noch eine größere Zahl älterer
Bebauung (augenscheinlich 19. Jahrhundert teilweise im Kern möglicherweise
älter), die den früheren, eigenständig-dörflichen Charakter noch überliefert,
z.B. auch unmittelbar gegenüber des Hauses Oestricher Straße 16. 966 wird Oestrich als ein
Mittelpunkt des an das Aachener Marienstift übergegangenen
Fronhofverbandes genannt. Für die Siedlungsentwicklung des Erkelenzer
Raumes in fränkischer und mittelalterlicher Zeit wird eine
„Siedlungskammer“ um Erkelenz und Oestrich als Ausgangspunkt sich
sukzessive erweiternder Urbarmachung und Rodung zugrunde gelegt. Mit
Erkelenz war Oestrich mit der heutigen Brückstraße verbunden, an der
sich schon in mittelalterlicher Zeit eine weitere, vorstädtische
Siedlung entwickelt. Neben der ursprünglichen, außen
und innen umfänglich erhaltenen Bausubstanz ist im vorliegenden Fall
auch die Überformung der Fassade um 1900 von Interesse, die eine
zeittypische Modernisierung und den Einfluss „städtischen“
Geschmacks darstellt. Gerade
im damaligen Landkreis Erkelenz gab es seinerzeit um solche
Modernisierung intensive Diskussionen, und behördlicherseits wurde nach
1900 auch energisch versucht, solchen als „Verunstaltung“
begriffenen Veränderungen entgegenzuwirken. Das Haus Oestricher Str. 16
ist ein sehr prägnantes Beispiel für zeitgenössischen Tendenzen, die
in solch unveränderter Form relativ selten erhalten sind (in Erkelenz
z.B. noch in Kuckum 23, 25, 31). |